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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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Nosferats Stimme zitterte, das hatte Lior niemals zuvor erlebt. Er presste seine Handfläche auf die Stirn des Söldners.
    Kendrick lag mit dem Rücken auf dem Boden, und er sah aus, als verlöre er jeden Moment den Verstand. Und ausgerechnet jetzt stolzierte Baodan in den Raum. Der Angelus hatte ihnen gerade noch gefehlt. Der König der Engel der Finsternis war schön bis in die letzte Flügelspitze. Er verzog den perfekten Mund und hob eine vollkommene Augenbraue. „Ich glaube, ihr könnt meine Hilfe gebrauchen, Lugus, Dämonen und Vampire.“
    Im Schlepptau hatte er Solodus und Exodus. Die gesamte Führungsriege der Andersartigen war versammelt, das erste Mal seitdem sie die Marbhadair ausgelöscht hatten. Selbst Kendrick war so überrascht, dass er aufhörte, wie ein Besessener um sich zu schlagen.
    Nosferat sah dem Söldner in die Augen und nahm seine Hände langsam von ihm. Mephistopheles rieb über die Würgemale und schien sich gerade noch davon abzuhalten, den Boden mit seinem Frühstück verzieren zu wollen.
    Lior stellte sich zur Sicherheit zwischen die beiden und legte Kendrick seine Hand auf die Schulter. Die Muskeln des Söldners waren bis zum Zerreißen gespannt. Hoffentlich war das Risiko es wert, so viele Leben aufs Spiel zu setzen. Kendrick nahm einen tiefen Atemzug, und Lior hätte ihn am liebsten in die Arme gezogen. Manchmal war es scheiße, ein Kerl zu sein! Kendrick warf ihm einen Wag-es-ja-nicht-Blick zu. Doch Lior ließ seine Hand auf Kendricks Schulter liegen. Der Söldner protestierte nicht und entspannte sich millimeterweise.
    Babylonus errichtete eine erneute Schutzglyphe, und Nosferat weihte sie in den Plan ein. Lior hatte dennoch das Gefühl, dass er ein paar „Kleinigkeiten“ zurückhielt.
     
    Kendrick holte aus und schlug ihm mitten ins Gesicht, mehrere Male hintereinander. Er machte seine Aufgabe gut, und Lior hätte auch niemand anderem vertraut. Aber zur Hölle, tat das weh! Der Söldner traf platziert und mit genau der richtigen Stärke, sodass Lior so aussah, als wäre er fast zu Tode geprügelt worden. Doch Kendrick brach weder seine Nase noch schlug er ihm Zähne aus.
    „Das reicht“, sagte Nosferat.
    Eine der rot gekleideten Wachen der Tuatha de Danann trat an Lior heran. Der Mann legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich bin Victor und habe mich um Aileen gekümmert, ihre Verletzungen versorgt, bevor ich sie auf die andere Seite gebracht habe. Ich habe für sie getan, was ich konnte.“ Der Mann hatte mit Malina zusammengearbeitet, seitdem sie Babylonus von Kurgis’ Verrat berichtet hatte. Norgana war erst vorhin eingeweiht worden.
    Lior konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal dermaßen nervös gewesen war.
    Die Angst um Aileen und Morven summte in seinen Adern, prickelte unter seiner Kopfhaut, und er brauchte seine ganze Erfahrung als Söldner der Lugus, um es zu kontrollieren, einen kühlen Kopf zu bewahren, sodass sie alle unbeschadet aus der Scheiße herauskamen.
    Victor sah Lior ernst an. „Selbst da Kurgis der Verräter ist, ist Norgana diejenige, die Aileen so schlimm behandelt hat. Es wäre nicht nötig gewesen, die Kleine so unerbittlich zu verletzen. Ihre Festnahme hätte auch mit weniger Grausamkeit glaubwürdig gewirkt.“
    Lior nickte Victor zu, eine stumme Übereinkunft, dass die sadistische Schlange diesmal nicht ungestraft davon kommen würde.
    „Jetzt mach schon, du Baby“, säuselte Malina, und Mephistopheles schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, sodass ihre Lippe aufplatzte. Kendrick hatte sich schlichtweg geweigert, einer Frau ins Gesicht zu schlagen, wenn sie ihm nichts getan hatte, selbst da Malina eine kampferprobte Donas war, die Kendrick ohne mit der Wimper zu zucken filetieren würde. In schneller Reihenfolge schlug der Vampirdämon zu, sodass Malina keine Chance hatte, in wütende Panik zu verfallen.
    Mephistopheles streichelte ihr nach getaner Arbeit über die Wangen. „Wenn das alles vorüber ist, Kleines, werde ich dich für deinen Schmerz belohnen.“
    Babylonus verschwand zusammen mit seiner Leibgarde, Mephistopheles, Kendrick und Nosferat in einer Glyphe, die Vampire und der Angelus danach mit einer Heerschar der Andersartigen, bis nur noch Lior, Victor und Malina in der Halle verblieben.
    Die Stunde, die sie warten mussten, erschien Lior wie mehrere Ewigkeiten, als hätte die Zeit selbst sich gegen ihn verschworen. Wie klebriger Honig zerliefen die endlosen Sekunden, bis er glaubte, er würde
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