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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Autoren: Reinhard Barth
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Aufteilung der Studenten in Landsmannschaften war nicht bloß Folklore, sie konnte auch nationalen Zündstoff erzeugen. In Prag kam es 1409 zum Eklat. Es gab hier vier „Nationes“, die böhmische, sächsische, bayerische und polnische, die jede eine Stimme in der Selbstverwaltung hatten. Da im polnischen Kontingent sich auch viele Deutsche befanden, überwog das deutsche Element gegenüber dem böhmischen deutlich, was z.B. bei Berufungen von Professoren eine Rolle spielte: Die Böhmen bekamen ihre Kandidaten selten durch. Der Führer ihrer Partei, der Theologe Johannes Hus (1415 beim Konzil von Konstanz hingerichtet), erwirkte von König Wenzel das sogenannte Kuttenberger Dekret, mit dem die Verhältnisse auf den Kopf gestellt wurden. Die böhmische Nation sollte drei Stimmen haben, die übrigen Nationen zusammen nur eine. Daraufhin kam es zum massenhaften Auszug der deutschen Studenten und Professoren. In Leipzig gründeten sie eine neue Universität
.
    Das Universitätswesen nahm im 14. und 15. Jahrhundert bedeutenden Aufschwung. In Prag wurde 1347 die erste Hochschule Mitteleuropas errichtet. Es folgten bis 1500 noch zahlreiche weitere Gründungen.
Einseitiger Wissenschaftsbetrieb
    Sozial und politisch waren die Universitäten durchaus erfolgreich. Sie erhöhten das Bildungsniveau der Führungsschichten, sorgten für sozialen Aufstieg und setzten in der Gesellschaft des Mittelalters die Anerkennung intellektueller Kompetenz durch. Allerdings wies ihr Wissenschaftsbetrieb auch gewisse Einseitigkeit auf. Die Autorität des Lehrers galt mehr als die Elemente der Beobachtung, Erfahrung und Quantifizierung. Wissensgebiete wie die Schöne Literatur, die Dichtung in der Volkssprache, die Wirtschaft und die Technik wurden vernachlässigt. So kam es denn auch, dass die große geistige Bewegung des 14. und 15. Jahrhunderts, der Humanismus, außerhalb der Universitäten entstand.

Eine zahlreiche Hörerschaft folgt der Vorlesung des Henricus de Allemania über Ethik. Holzschnitt nach einem Gemälde von Laurentius de Voltalina, Anfang des 15. Jahrhunderts
.
    (c) Interfoto, München

Johannes Gutenbergs große Erfindung
Buchdruck (15. Jh.)
    Jahrhunderte lang waren Bücher abgeschrieben worden, von Mönchen, die in den Schreibstuben der Klöster arbeiteten. Das Wissen der Welt konnte so immer nur einem kleinen Kreis von Menschen zugänglich sein, denn Bücher waren teuer und selten. Im 15. Jahrhundert aber machte Johannes Gutenberg (um 1397–1468), ein gelernter Goldschmied aus Mainz, eine revolutionäre Erfindung: den Buchdruck mit beweglichen Lettern, der die Herstellung von Büchern in großer Auflage ermöglichte. Welche Wirkung davon auf die Volksbildung ausging, machen die Verse klar, die der Dichter Sebastian Brant 1498 schrieb: „Was nur der Reiche von einst und der König zu eigen besessen, / Selbst im bescheidensten Haus trifft man es jetzt: ein Buch.“
Schriftzeichen aus Metall
    Es gab bereits die sogenannten Blockbücher. Da wurden aus der Oberfläche eines Holzklotzes eine Abbildung oder einige Textzeilen herausgeschnitten, dann eingefärbt und wie ein Stempel aufs Papier oder Pergament gedrückt, wobei eine Schraubenpresse den nötigen Druck erzeugte. Gutenberg ging weiter: Er goss Schriftzeichen aus Metall, große und kleine Buchstaben, Punkte, Striche usw., in so großer Anzahl, dass sie für große Mengen Text ausreichten. Sie hatten alle gleiche Höhe und konnten zu Wörtern zusammengestellt werden, diese wiederum zu Zeilen und ganzen Absätzen. Nach dem Druck einer Seite ließen sich die Lettern auseinandernehmen und für die nächste Seite verwenden.
    Die Druckerpresse, die Gutenberg benutzte, war den Pressen nachgebildet, die in der Weinherstellung verwendet wurden. Die Tinte zum Einfärben stammte von den frühen flämischen Malern. Das Papier wurde auf die eingefärbte Druckform mit den erhabenen, spiegelbildlich angeordneten Buchstaben gepresst. Mit immer neu unterlegten Papierbögen ließen sich Tausende von Abzügen herstellen. Da die Lettern aus Metall bestanden, nutzten sie sich dabei kaum ab. Die im Mainzer Gutenberg-Museum originalgetreu nachgebaute Werkstatt vermittelt heute einen Einblick in die Arbeitsmittel des Druckers im 15. Jahrhundert.
    Erfinderschicksal
    Der Mainzer Geschäftsmann Johann Fust hatte 1450 Gutenberg das Geld für die Einrichtung der Werkstatt und den Druck der Bibel vorgestreckt. Das Verhältnis der beiden verschlechterte sich allerdings zusehends, als Gutenberg,
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