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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Autoren: Reinhard Barth
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Geschichte der Wallfahrten zieht sich denn auch wie ein roter Faden die Klage über das sittenlose Treiben in den Pilgerher-bergen und an den Wallfahrtsorten.
    Auf den Kreuzzügen war das nicht anders. Den Kriegerkolonnen schlossen sich immer Gruppen von Prostituierten an. Für den arabischen Chronisten Imad ed-Din war es eine klare Tatsache, dass die Kreuzfahrer nicht fechten mochten, „wenn sie Mangel an Weibern litten“. Und es erregte Aufsehen, wenn die Liebesdienerinnen einmal aus dem Heeresverband verwiesen wurden, wie es etwa Richard I. Löwenherz 1191 vor der Schlacht von Arsuf anordnete.
    Badewesen
    Wenngleich Ärzte das Baden empfahlen, gab es keine private Badekultur, der mittelalterliche Haushalt kannte kaum Einrichtungen für Hygiene. Wer baden wollte, musste sich an die öffentlichen Badehäuser halten. Man kannte neben den Wasserbädern feuchte Dampfbäder und trockene Heißluftbäder. Die Betreiber der Badestuben verstanden sich auch auf medizinische Dienstleistungen wie Schröpfen und Aderlassen. Im späten Mittelalter wurden Badestuben mehr und mehr Orte der Geselligkeit, man traf sich zu Glücksspiel und Zechgelagen, und mancher feierte dort sogar Hochzeit. Der Betrieb in einer Badestube mit der notwendigen Nacktheit der Gäste, der keineswegs eingehaltenen Geschlechtertrennung, der Anwesenheit von Bademägden usw. rief häufig die Moralwächter auf den Plan. Doch liegen Nachrichten darüber, dass Badestuben tatsächlich in Bordelle verwandelt wurden, nur aus Italien und Frankreich vor
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Feste Regeln
    Zumeist wurde die Prostitution von „fahrenden Frauen“ geübt. In den Städten gab es seit dem 13. Jahrhundert auch Bordelle, deren Besuch unverheirateten Männern, z.B. Handwerksgesellen, gestattet war. Ehemänner, Kleriker und Juden hatten jedoch draußen zu bleiben. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden feste Regeln geschaffen, sozusagen Gewerbeordnungen, nach denen die Prostituierten bestimmte Rechte genossen und teilweise in das soziale Leben integriert waren. Daneben aber gab es Diskriminierungen in großer Zahl. Prostituierte konnten kein Bürgerrecht erwerben. Sie mussten Abzeichen an der Kleidung tragen, die sie von den ehrbaren Frauen unterschieden. Ebenso hatten sie sich beim Kirchgang an bestimmten Plätzen im Gotteshaus aufzuhalten. Auf den Straßen, in Gasthäusern oder im Privatbereich wurde die Prostitution nicht geduldet. Als sich Ende des 15. Jahrhunderts die Syphilis ausbreitete, verschärfte sich die soziale Ausgrenzung, Bordelle wurden an den Stadtrand verdrängt.

Im Frauenhaus. Der Holzschnittt des 15. Jahrhunderts zeigt eine Dirne und ihren Freier; vor der Tür wartet bereits der nächste Kunde. Prostitution galt als notwendiges Übel; unverheirateten Männern war der Bordellbesuch erlaubt
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    (c) akg, Berlin

Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden
Universitäten (seit Anfang 13. Jh.)
    Aus städtischen Schulen bildeten sich um 1200 die ersten Universitäten, an denen dank der Wiederentdeckung der Aristotelischen Logik, des römischen Rechts und der griechischarabischen Medizin auch neue Lehrinhalte vermittelt wurden. Paris und Bologna machten die Vorreiter. Ihnen folgten bis 1220 Oxford, Cambridge und Montpellier sowie im Verlauf des 13. Jahrhunderts noch zehn weitere, sämtlich in Südeuropa gelegen.
    Die Initiative kam von den Beteiligten selbst, also Magistern und Scholaren. Sie begründeten die „universitas magistrorum et scholarium“, die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden. Die Universität war eine moralische und juristische Person, sie besaß Freiheiten und Privilegien und verwaltete sich weitgehend selbst, was ihr erlaubte, das Lehrpersonal wie die Studenten selbst auszusuchen. Dennoch war eine Universität nicht gänzlich autonom. Die Autoritäten, die die Privilegien verliehen hatten, wachten über ihren Vollzug und schritten bei Missbrauch ein.
Studentenfreiheiten
    An Universitäten mit weitem Einzugsbereich bildeten die Studenten Landsmannschaften („Nationes“). Das wirkte der Entwurzelung und Isolation entgegen und ermöglichte eine gemeinsame Interessenvertretung gegenüber den Studenten aus anderen Ländern und der Bevölkerung an den Universitätsorten, die von den lockeren Sitten der Studenten nicht immer begeistert war. Dem Zugriff der Behörden am Studienort waren die Studenten weitgehend entzogen, sie mussten sich nur vor den inneruniversitären Amtsträgern oder ihrem heimischen Landesherrn verantworten.
    Deutsche Studenten verlassen Prag
    Die
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