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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Autoren: Reinhard Barth
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Osteuropa Ende des 4. Jahrhunderts, eine Massenbewegung, die Völkerwanderung. In dieser Zeit bestand das Römische Reich aus zwei Teilen. Die Trennung war 395 erfolgt, es gab seitdem einen Kaiser im Osten, in Konstantinopel, und einen im Westen, in Rom bzw. in Ravenna, wohin die Residenz 402 verlegt wurde. Ostrom überstand die Völkerwanderung, der Westen aber wurde überflutet. 410 wurde Rom von den Westgoten geplündert, 455 von den Wandalen. Die großen Grundbesitzer verweigerten die Steuerzahlung, die Währung verfiel, Räuberbanden zogen umher. 476 setzte der Germanenfürst Odoaker in Ravenna den letzten Kaiser ab, einen siebzehnjährigen Jüngling namens Romulus. Die Zeitgenossen nannten ihn höhnisch „Augustulus“, der kleine Augustus, um anzudeuten, wie weit das Reich seit den Tagen des großen Augustus heruntergekommen war.
    Ostgotenkönig Theoderich
    Seine Herrschaft begann mit einem Mord: Theoderich, König der Ostgoten (* um 456, † 526), brachte 493 seinen Onkel Odoaker um und trat an dessen Stelle als Herr über Italien. Es gelang ihm seine Herrschaft über große Teile des ehemaligen Weströmischen Reiches auszudehnen und auch die Anerkennung der Kaiser in Ostrom zu gewinnen. Wirtschaftlich und kulturell bedeutete seine Regierung eine Blütezeit für Italien, doch blieben Gegensätze, die nicht zu überbrücken waren: Seine Goten traten nicht nur als Herren auf, sie bekannten sich nach Meinung der einheimischen Bevölkerung zum verkehrten Glauben, gehörten sie doch wie viele christianisierte Germanenstämme der arianischen Richtung an, die von den Päpsten in Rom als Abweichler bekämpft wurde. Die Nachwelt verlieh Theoderich dennoch den Titel „Der Große“, die Sage feiert ihn als „Dietrich von Bern“ (Bern = Verona)
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    Germanische Stämme ließen sich nach Wanderungen über hunderte oder gar tausende Kilometer auf römischem Boden nieder und gründeten eigene Staaten: die Westgoten in Südfrankreich und Spanien, die Wandalen in Nordafrika, die Ostgoten und die Langobarden in Italien, die Franken in Belgien und Nordfrankreich.
    Die germanischen Staaten in der Fremde sollten aber nicht lange halten. Bis auf das der Franken gingen sie bald wieder unter, zuerst (534) das Reich der Wandalen, zuletzt (774) das der Langobarden. Die Ursache hierfür ist vor allem darin zu sehen, dass die Einwanderer als „Herrenschicht“ im Land isoliert blieben und es vermieden, sich mit der ansässigen Bevölkerung gemein zu machen.

Das Mausoleum des Theoderich in Ravenna. Der Ostgotenkönig, der sein Reich auf römischem Boden errichtete, wollte nach den Worten des Historikers Ferdinand Gregorovius „zugleich wie ein nordischer Held und ein römischer Cäsar begraben sein“
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    (c) Interfoto, München

Es begann mit einer Taufe
Das Reich der Franken (5./6. Jh.)
    Von den Reichen, die germanische Stämme während der Völkerwanderungszeit gründeten, blieb eines dauerhaft bestehen, das der Franken. Das lag daran, dass sie mehr als alle anderen von den Römern lernten und deren Errungenschaften übernahmen.
    In den römischen Quellen sind die Franken zum ersten Mal im 3. Jahrhundert bezeugt: als ein Volksstamm, der zwischen Weser und Niederrhein lebt. Im Lauf der nächsten beiden Jahrhunderte dehnten sie ihr Gebiet in verschiedene Richtungen immer weiter aus, ins heutige Hessen hinein, zur Rheinmündung, nach Belgien und Frankreich. Sie besetzten damit Provinzen des Römischen Reiches, doch sie zerstörten dessen Einrichtungen nicht. Vielmehr durchdrangen sich die beiden Kulturen, die vorgefundene römische und die eigene der Franken.
Annahme des Christenglaubens
    Von besonderer Bedeutung war, dass die Franken ihren alten Götterglauben aufgaben und Christen wurden. Nun taten das die anderen Germanenstämme auf römischem Boden auch, aber sie hatten sich für die Richtung des Bischofs Arius entschieden, die eine Gottähnlichkeit Jesu annahm und seit dem Konzil von Nicäa (324/325) als Ketzerei galt. Die Franken dagegen folgten der Kirche in Rom, die sich für die Lehre des Bischofs Athanasius von der Gottgleichheit Jesu entschieden hatte, und diese Lehre war es, der die Zukunft gehörte.
    Frankenkönig Chlodwig ging voran. Um 500 ließ er sich taufen und befahl seinem Volk, es ihm gleich zu tun. Angeblich war ein Erlebnis in der Schlacht von 496 gegen die Alemannen der Auslöser: Die drohende Niederlage vor Augen, gelobte Chlodwig den Übertritt zum Christentum – und schon wendete sich das Kriegsglück zu
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