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Mithgar 17 - Drachenbund

Mithgar 17 - Drachenbund

Titel: Mithgar 17 - Drachenbund
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Sie bugsierten Teiji auf den Geburtsstuhl, der über einer flachen Mulde stand, die mit einer geflochtenen Strohmatte ausgelegt war. Die spitzen Strohhalme sollten zusammen mit dem gelben Saft den Schmerz lindern, falls er zu stark wurde. Weihrauch glühte in Schalen und verbreitete seinen beruhigenden Duft in der Jurte. Das Wasser kochte, die Tücher waren bereitgelegt, sowie auch Lappen, die das Blut aufnehmen und noch anderen Zwecken dienen sollten. Die Hebammen hatten für die anschließende Reinigung auch schon Duftöle und Seifen ausgelegt. Und - aber diskret - die Klingen für die Geburt bereitgelegt: ein ehernes Geburtsmesser, das eingesetzt werden sollte, falls die Mutter das Kind nicht herauspressen konnte und der Bauch aufgeschnitten werden musste, und ein eisernes Geburtsmesser, mit dem man dem Kind, sollte es missgebildet sein, die Gurgel durchschnitt und so dem Fluch rasch ein Ende bereitete, damit er nicht den ganzen Stamm traf. Niemand erwartete jedoch, dass eines der Messer benutzt werden musste, denn immerhin war dies hier Ha-Ji, der längste Tag des Jahres, eine günstige Zeit also, wenn es denn so etwas gab.
    Chakun, die gerade elf geworden war und ihre erste Geburtshilfe leistete - sie würde in etwa einem Jahr verheiratet werden und zweifellos kurz darauf selbst gebären, also musste sie von diesen Dingen wissen -, kam im Laufschritt vom Fluss der Hochsteppe herüber, einen Wasserschlauch in der Hand. Das kalte Wasser sollte Teijis Stirn kühlen; diese Aufgabe fiel an diesem Tag Chakun zu.
    Im Lager wurde Tee gebraut, den die Frauen des Stammes trinken würden, während sie es sich zum Warten gemütlich machten. Wie die Männer des Stammes der Cholui Chang würden sie an diesem Tag nicht auf ihren stämmigen Ponys über die Steppe reiten, sondern um das Feuer in der Mitte des Lagers tanzen und starke ammal palro ch’agi trinken, das ist fermentierte Stutenmilch. Denn Teiji, die jüngste Frau des chuy-ohan, sollte niederkommen.
     
    Als es Morgen wurde im Dorf Yugu, das an den Gestaden der Jingarischen See lag, legte Wangu mit seinem kleinen Boot ab. Er stellte das abgenutzte Segel so in den Wind, dass es den schwachen, ablandigen Wind am besten nutzte, denn gewiss würde er an diesem Längsten Tag des Jahres einen Fang erbeuten, der es wert war, auf den Großen Markt in der Hafenstadt von Janjong gebracht zu werden.
    Er nahm Kurs auf die Gewässer vor dem östlichen Ufer von Shäbing, der kleinen Felsinsel, die sich wie ein Wachposten am Rand des tiefen Meeres befand. Während er segelte, bereitete er seine vielfach verzweigte seidene Leine vor; vielleicht war diese neue Angelschnur ja stark genug, auch dem Zug des größten Fisches standzuhalten, im Gegensatz zu der vorherigen, die unter dem Zug von etwas Großem zerrissen war, das Wangu nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte.
     
    In der Jurte wurden Teijis Wehen stärker, ihr Stöhnen lauter - obwohl ihre Fruchtblase noch nicht geplatzt war, während die Sonne draußen vor dem Zelt hoch in den Himmel stieg und der Längste Tag mit jedem Kerzenstrich heißer wurde. Die junge Chakun wurde erneut zum kalten Fluss geschickt, den Wasserschlauch neu zu füllen, und wie schon bei den Malen davor schlug sie auch diesmal einen weiten Bogen um die Männer, die um das Lagerfeuer herum saßen, tranken, ihr Seitenblicke zuwarfen und beunruhigende Kommentare machten.
     
    Wangu band seine neue Seidenschnur an ein kurzes Stück der kostbaren Eisenkette, die an seinem größten Haken hing, und hängte einen Netzbeutel mit Innereien an die Spitze. Dann betete er kurz zu den Göttern der Tiefe, warf Haken und Kette über Bord und ließ die seidene Schnur nach. Der Beutel mit den Innereien schien in der Tiefe unter dem Boot zu verschwinden. Kurz hinter Wangu erhoben sich die spitzen Klippen von Shäbing aus dem Meer, deren Felsflanken streng und unnachgiebig in den Abgrund vor ihnen starrten.
     
    Am Vormittag schließlich platzte endlich Teijis Fruchtblase. Chakun, die Teijis Stirn unablässig mit einem feuchten Tuch gekühlt hatte, sah erstaunt zu, wie die rötliche Flüssigkeit auslief. Als die Hebammen Teiji auf die Füße halfen, damit sie in dem Zelt herumgehen und so die Geburt ihres Kindes unterstützen konnte, wurde Chakun die Aufgabe zugeteilt, die Geburtsmatte in der Mulde zu erneuern und die schmutzige zum Feuer zu bringen und hineinzuwerfen. Als das kleine Mädchen die Matte in die Flammen warf, jubelten die Männer, denn es bedeutete, dass Teiji
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