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Mithgar 15 - Drachenbann

Mithgar 15 - Drachenbann

Titel: Mithgar 15 - Drachenbann
Autoren: Dennis L. McKiernan
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fröhliches Kind, und er gedieh unter Nikis und Urans Obhut prächtig. Er entwickelte sich schnell, schien über Nacht vom Krabbeln zum aufrechten Gang zu kommen und ebenso schnell vom Plappern zum Sprechen überzugehen. Doch wenn Niki und Uran zurücksahen, wurde ihnen klar, dass derweil der Winter vergangen war. Ein weiteres Jahr verstrich, dann noch eines; Urus lief mit anderen Kindern durch den Wald, spielte in den belaubten Hallen des Großen Grünsaals. Er war für sein Alter ein großes Kind.
    Als er etwa vier Jahre alt war, ertönte lautes Gebrüll in der Mitte der Lichtung. Der Junge stieß die Fensterläden auf und blickte hinaus. Über den sonnenüberfluteten Anger wanderte ein großer Bär. In seinem Weg stand Niki, mit einem Wassereimer in der Hand. Sie war ganz ruhig.
    Niki hatte keine Angst, denn Bären und Baeron hegten schon lange gegenseitigen Respekt. Aber sie war doch erstaunt, als plötzlich ein Bärenjunges aus ihrer Kate stürmte, laut jubelte und über das Gras auf den Bär zurannte. Dieser hob seine Schnauze und schnüffelte in der Luft, hockte sich dann auf die Hinterbeine und wartete. Der junge Bär stürmte heran und warf ihn einfach um. Dabei knurrte das Bärenjunge schrill, während der ältere Bär tief brummte, als sie in einem gespielten Kampf auf dem Rasen herumrollten.
    Niki lachte, als sie das sah, denn noch nie hatte sie miterlebt, wie ein Bär mit seinem Jungen spielte. Es war sogar allgemein bekannt, dass männliche Bären manchmal die Jungen verletzten, wenn diese von ihren Müttern nicht energisch beschützt wurden. Diese beiden jedoch bildeten eine Ausnahme von dieser Regel.
    Das Junge jaulte, der Bär knurrte, und das ganze Dorf versammelte sich neugierig um den Anger, um zuzusehen. Schließlich stand der Bär auf, schüttelte sich, das Junge folgte seinem Beispiel, und dann schlenderten sie zusammen in den Wald.
     
    »Was soll das heißen, es war Urus?« Nikis Frage schien die ganze Kate zu erfüllen.
    Uran goss Öl in die Lampen. »Liebste, es gibt da etwas, das ich dir nicht erzählt habe, als wir damals Urus gefunden haben.« Er drückte den Stopfen auf den Krug und stellte ihn weg.
    »Was? Was hast du nicht erzählt?«
    Uran kletterte unter das Bett und beförderte seinen Morgenstern zutage. »Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erzählen. Erst muss ich ihn finden. Es wird Nacht, und er ist da draußen, mit einem Bär oder vielleicht auch allein.« Er hakte die Waffe an seinen Gürtel.
    »Ich komme mit.«
    »Ach Niki, da draußen läuft ein großer Bär herum, und wenn der wütend wird …«
    »Ich sagte, ich komme mit!« Ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.
    Niki warf sich ihren Umhang über die Schulter und nahm eine Laterne vom Tisch.
    Uran atmete gereizt aus. »Also gut, gehen wir.«
    Uran ging, gefolgt von Niki, zur Tür und öffnete sie.
    Vor ihm stand Urus, der soeben auf die Schwelle der Kate getreten war. »Wohin gehen wir, Papa?«, fragte er mit seiner kindlichen Stimme.
     
    Ihr Schaukelstuhl knarrte sanft, während Niki sich langsam wiegte und den kleinen Urus in den Armen hielt. Das Kind schlief. »Es stört mich nicht, wenn er ein Verfluchter ist. Ich liebe ihn trotzdem. Auch wenn er nicht von unserem Blut ist, er wird immer mein Kind sein, mein Kind … Unser Kind.
    Ach Uran, selbst wenn du mir das am ersten Tag gesagt hättest, als du ihn nach Hause gebracht hast, wir hätten ihn doch behalten. Wir hatten ja keine eigenen Kinder, obwohl Adon weiß, dass wir es versucht haben«, Niki lächelte, »und es noch immer tun.«
    Sie betrachtete in dem flackernden Licht der Kerzen Urus’ Gesicht und strich ihm eine Locke seines rötlichbraunen Haares aus der Stirn. »Verflucht oder nicht, wir hätten ihn behalten, denn er ist ein Schatz, ein richtiger Schatz.«
    Uran schnitzte an einem Holzblock herum. »Sie wollten ihn dort aufwachsen lassen, wo er die Sitten der Menschen erlernen konnte.«
    Niki sah ihren Ehemann fragend an.
    »Die Verborgenen, meine ich«, fuhr Uran fort. »Sie haben ihn hierher gebracht, na ja, nicht ganz hierher, sondern zu den Baeron, dessen bin ich sicher.«
    Niki sagte nichts. Ihr Schaukelstuhl knarrte, das Messer schnitzte, und nach einem Augenblick sagte sie: »Ich frage mich, wer sein Vater und seine Mutter sind …«
    »Höchstwahrscheinlich sind sie tot«, antwortete Uran. »Sonst hätten sie ihn gewiss selbst großgezogen.«
    Der Mann stand auf und legte seine Schnitzerei auf den Kaminsims. Es war zu erkennen, dass es ein Bär
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