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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Autoren: Regina Weiser
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unbewussten Nervensystems: Hat der aktivierende Teil seinen Höhepunkt überschritten, tritt langsam der beruhigende Teil wieder seine Arbeit an. Beide Mechanismen unterliegen nicht unserer bewussten Steuerung. Sie sind jedoch sehr sinnvoll und dienen unserem Schutz: Bei Gefahr ist ein schnelles Reagieren möglicherweise lebensrettend. Und auch das automatische Abklingen nach einiger Zeit ist sinnvoll, um das innere System nicht zu überlasten.
    Unser Gehirn wird üblicherweise in drei Abschnitte unterteilt, die sich entwicklungsgeschichtlich herausgebildet haben: 1. das Stammhirn mit den wichtigen Lebens- und Überlebensinstinkten, auch Reptiliengehirn genannt, 2. das Säugetiergehirn mit den emotionalen Zentren, und 3. die Großhirnrinde, die uns die Fähigkeit zu Bewusstsein und Selbstreflexion schenkt. Besonders im vorderen Bereich des Großhirns, im präfrontalen Kortex, befindet sich ein Zentrum, das uns hilft, etwas Abstand zu gewinnen, die Situation zu bewerten und die Gefahr realistisch einzuschätzen. Bei akut auftretender Angst ist die Verbindung zu diesem Bereich allerdings blockiert.
    Gerald Hüther nennt die Angst einen Ausnahmezustand im Gehirn, in dem das übererregte Gehirn nicht mehr in der Lage ist, normal, d. h. in diesem Fall logisch und sinnvoll, zu reagieren. Wenn eine Sicherheit, die gestern noch selbstverständlich war, heute plötzlich nicht mehr besteht, werden vor allem die komplexeren Fähigkeiten im Frontalhirn außer Kraft gesetzt. Es hängt nicht vom Bildungsgrad der Person ab, auch ein Universitätsprofessor kann »kopflos« reagieren, wenn z. B. sein geliebtes Kind in Gefahr ist. 8
    Der sogenannte Tunnelblick ist zunächst nichts Schlechtes, er hilft, alle verfügbaren Reserven zu mobilisieren, Unwichtiges auszublenden und kann daher als lebensrettende Notfallreaktion interpretiert werden: Durch Nachdenken würde nur unnötig Zeit verschwendet, es ist jetzt rasches Handeln gefordert. So kann man z. B. öfters Berichte hören, wie in einer Gefahrensituation spontan und ohne zu überlegen genau das Richtige getan wurde und die betreffende Person sich im Nachhinein fragt, wie sie das nur geschafft hat. In einer drohenden Unfallsituation wurde das Steuer des Autos genau in die richtige Richtung gelenkt, während eines Falls bei einer Kletterpartei wurde genau die richtige Bewegung gemacht, die Schlimmes verhindert hat, usw.
    Problematisch wird es, wenn der Tunnelblick sich verselbstständigt und nach der Gefahrensituation weiter aufrechterhalten bleibt, da er die Flexibilität und das Wahrnehmen von möglichen kreativen Lösungen einschränkt. Durch Yoga, Meditation und andere Achtsamkeitsübungen wird dieser Teil unseres Neokortex, der für überlegtes, sinnvolles Handeln und Bewerten zuständig ist, trainiert. Neuere Forschungen um Ulrich Ott und Britta Hölzel konnten feststellen, dass Achtsamkeit und Meditation nicht nur die Vernetzungen und Verschaltungen im Gehirn ausbauen, sondern auch die messbare Anzahl der Nervenzellen in diesem so wichtigen Bereich des präfrontalen Kortex um fünf bis zehn Prozent wachsen lassen. 9
    Wie können die Ergebnisse der Hirnforschung für den Umgang mit Angst genutzt werden? Wenn wir wissen, dass es sich bei starker Angst um eine Übererregung des Sympathikus handelt, dann kann die Anregung seines Gegenspielers, des Parasympathikus, eine hilfreiche Möglichkeit bieten. Konkret heißt das, etwas zu tun, das zur Entspannung und Regeneration beiträgt: Das kann eine Tasse Tee oder eine kleine Mahlzeit sein – das Verdauungssystem unterliegt dem Einfluss des Parasympathikus –, ein schönes warmes Bad mit Lavendelduft, eine Fußmassage, eine Umarmung, sich liebevoll über die Wange streicheln, duschen, Mantren singen oder beruhigende Musik hören. Und natürlich – last but not least – sind meditative Techniken aus dem Yoga oder andere Achtsamkeitsübungen ein gutes Mittel, um den präfrontalen Kortex als Gegenspieler zur Übererregung zu stärken. Alles ist hilfreich, was den Kopf wieder einschaltet und Abstand gewinnen lässt, z. B. auch eine Tätigkeit auszuüben, bei der das logische Denken in aller Regel noch funktioniert (z. B. Zeitung lesen oder Kreuzworträtsel lösen).
    Jeder hat eine emotionale Spannbreite, innerhalb der er in der Lage ist, von seiner Intelligenz auch Gebrauch zu machen. Das sogenannte Toleranzfenster beschreibt den Bereich, in dem der Einzelne gut ansprechbar, lernfähig und offen ist. Bei zu wenig Erregung besteht
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