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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Autoren: Regina Weiser
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wegnimmt oder sie schlägt. Das Schulkind hat Angst vor einer Klassenarbeit oder einer schlechten Note. Pubertierende Jugendliche haben Angst vor der Ablehnung durch das andere Geschlecht oder vor dem ersten Sex. Zeitgenossen im mittleren Alter haben Angst vor einer Kündigung, und ältere Menschen haben Angst vor dem Verlust ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten bzw. dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Die Angstinhalte sind typisch für die verschiedenen Lebensabschnitte. Die je eigene psychische Disposition gibt den Ängsten die persönliche Intensität und Ausdrucksform. Damit soll nicht ihre Bedrohlichkeit und Dramatik bagatellisiert werden. Vielmehr ist es eine Einladung zu der Perspektive: Die Angst, die ich habe, ist ganz normal. Ich bin nicht allein mit meiner Angst.
    Angst ist also – so kann man aus dieser Perspektive sagen – zeitlos, und der Angstinhalt sagt oft mehr über die Zeit, Kultur und Umwelt eines Menschen aus als über seine Psyche. Natürlich hat die Angst auch immer einen sehr persönlichen Aspekt. Sabine Bode hat ein Buch über die »vergessene Generation« 3 geschrieben, es ist die Generation, die während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit ihre Kindheit und Jugend erlebt hat. In den Interviews, die sie mit diesen Menschen führte, taucht häufig der Satz auf: »Ich habe keine Angst vor XY (z. B. Verarmung oder Hunger, ich habe erfahren, dass ich das überleben kann) wie die meisten Menschen, aber ich habe Angst vor YX (z. B. Sirenen, Flugzeuglärm oder Menschenmengen).« Die vergangene Erfahrung ist mit allen gleichzeitigen Sinneseindrücken zu einem Erlebnisnetzwerk verbunden und abgespeichert. Leider wird manchmal zu wenig – sowohl von den Betroffenen selbst wie auch von der Umwelt – gewürdigt und anerkannt, was diese Menschen fast »Übermenschliches« in dieser Zeit geleistet haben. Heilsam ist es, wenn der Aspekt »keine Angst vor XY« stärker wird als der Aspekt »Angst vor YX«. Diese Menschen haben uns vorgelebt, dass man Krisen und Umbrüche überleben kann. Ihre Erfahrung kann eine wichtige Botschaft für die heutige Zeit sein.
    Es gibt Gründe dafür, den Inhalt der Angst zu vernachlässigen und Angst mehr unter dem energetisch-dynamischen Aspekt zu betrachten. In einem Experiment bekamen Versuchspersonen ein Mittel verabreicht, das den Adrenalinspiegel erhöht. Dadurch wurde eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems ausgelöst, die subjektiv mit dem Gefühl der Aufregung und Spannung, wie es bei einem Krimi entsteht, verbunden ist. Anschließend wurden den Versuchspersonen Filme unterschiedlichen Inhalts vorgeführt und sie wurden danach über ihre Gefühle befragt. Die Gruppe, die einen bedrohlichen Film vorgeführt bekam, äußerte Angst. Die andere Gruppe, die einen abenteuerlichen Liebesfilm gesehen hatte, äußerte freudige Aufregung. Obwohl beiden Gruppen das gleiche Hormon gespritzt wurde, löste es sehr verschiedene Gefühle aus. Die durch den Film erzeugten Bilder färbten die innere Erregung mal in positive und mal in negative Richtung.
    Der Adrenalinspiegel wird durch das Verliebtheitsgefühl genauso erhöht wie durch das der Angst. Adrenalin ist ein Hormon, das uns zum Handeln aktivieren will, wobei es möglich ist, dieses Handeln in sehr verschiedene Richtungen zu lenken. So wäre es im Zustand der Angst theoretisch möglich zu sagen: »Aha, ich befinde mich jetzt in einem erhöhten Erregungszustand, mal sehen, was ich mit dieser Übererregung machen kann.« Allerdings ist dieser Abstand in den seltensten Fällen möglich.
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    Übung: Angst und ihre Bewältigung
    Wählen Sie einen ruhigen Ort, an dem Sie weder Handy, Telefon noch Nachbar- oder Kinderbitten stören. Diese Zeit darf ganz Ihnen gehören. Die Aufmerksamkeit geht nach innen.
    Erinnern Sie sich nun an eine Angst, die Sie bereits hinter sich gelassen haben. Vielleicht haben Sie einmal im Bus oder in der Bahn einem Gespräch von jüngeren Zeitgenossen zuhören können, die sich über ihre Probleme ausgetauscht haben. Und das zufällig aufgeschnappte Gespräch hat Sie schmunzeln lassen, weil Sie dachten: »Ja, diese Sorgen hatte ich früher auch mal.«
    Mit dieser Übung möchte ich Sie einladen, eine eher forschende Einstellung zu Ihrer Angst einzunehmen.
    Versuchen Sie, sich an eine Situation zu erinnern, in der Sie Angst hatten. Sie sollte möglichst weit zurück in Ihrer Kindheit liegen. Vielleicht haben Sie sich irgendwo verlaufen und Papa oder Mama waren nicht mehr in
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