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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Autoren: Regina Weiser
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Sich-zusammen-Ziehens, des Zurückschreckens und Zurückweichens nicht kennt. In einem frühen, noch undifferenzierten Entwicklungszustand lassen sich gefühlsmotivierte Bewegungen in zwei Hauptrichtungen unterscheiden: Entweder wir gehen auf etwas zu oder wir weichen vor etwas zurück. Dabei drücken Freude, Neugier, Liebe, Staunen eine positive Beziehung zu einem Objekt aus, während Angst, Ekel oder Hass eine negative Beziehung zu einem Gegenüber bekunden. Beide Richtungen (Anziehung und Abstoßung) sind wichtig, gesund und zu gegebener Zeit angebracht, und dennoch wird die eine Bewegung – die sich abwendende – häufig als ungesund und damit in die Nähe des Krankhaften gebracht.
    Der Unterschied zwischen einer Angst und einer Phobie soll hier etwas vereinfachend so beschrieben werden, dass bei einer Phobie das Angstobjekt klar abgegrenzt ist, es ist eine Angst vor Spinnen und nicht vor Marienkäfern oder eine Angst vor dem Fliegen mit dem Flugzeug und nicht vor dem Autofahren. Lebensangst, von der dieses Buch hauptsächlich handeln wird, wird dagegen oft als diffuses Gefühl erfahren und neigt zur Ausbreitung auf andere Gebiete. Bei einer Panik steht zumeist ein körperliches Empfinden im Vordergrund, das nicht recht eingeordnet werden kann. Eine Erklärung wirkt dann oft hilfreich und angstmindernd. Wird jedoch keine Erklärung gefunden, kann es – beigrüblerischer Veranlagung – zu weiteren Angstvorstellungen führen, z. B. in Bezug auf eine bedrohliche Erkrankung oder existenzgefährdende weitere Entwicklungen. Es gibt viele Mischformen, und die Übergänge sind fließend. So kann die Ursache einer Phobie auch in einer konfliktscheuen Veranlagung liegen.
    Die folgenden beiden Beispiele (alle Namen und personenbezogenen Details wurden – wie in allen weiteren Fallbeispielen auch – zwecks Anonymisierung verändert) sollen verdeutlichen, was die Ursache für eine Phobie sein kann:
    Herr Müller kam in meine Praxis, weil er Angst vor dem Fahrstuhlfahren hatte. Die Bedrängnis, die Enge und die Freiheitsbeschränkung ohne Fluchtmöglichkeit im Fahrstuhl – das sei alles so furchtbar und nicht aushaltbar. In den Gesprächen fanden wir bald heraus, dass die Fahrstuhlsituation ein Symbol für seine Lebenssituation war: Als einziger Sohn seiner alleinstehenden Mutter, die viele Erwartungen an ihn hatte, fühlte er sich zwischen Ehefrau und Mutter »eingeklemmt«, er wollte beide nicht enttäuschen und sah keinen Ausweg aus dieser Situation. Nachdem ihm das klar war und er lernte, liebevolle Zuneigung mit Abgrenzung zu verbinden, war die Angst vor dem Fahrstuhlfahren bald verschwunden.
    Frau Meier hatte Angst vor Wasser, Baden und Schwimmen. In Gesprächen wurde ein Wunsch nach Leichtigkeit, Getragenwerden bis hin zu der Vorstellung, sich im Wasser ganz aufzulösen, deutlich. Sie hatte ein Bild von der ozeanisch-paradiesischen Verschmelzung als ahnungsvolle Erinnerung an die embryonale Erfahrung im Mutterleib, das sie auf den Aufenthalt im Wasser projizierte. Gleichzeitig gab es jedoch – zum Glück, kann man sagen – auch eine warnende Stimme, die dumpf spürte, dass es gefährlich sein könnte, dieser Sehnsucht nachzugeben. Für sie war es wichtig, unterscheiden zu lernen, in welchen Zusammenhängen Platz für dieses Bedürfnis war. So konnte sie langsam das Wasser auch als das sehen, was es ohne Projektionen ist.
    Diese beiden Beispiele mögen genügen, um deutlich zu machen, dass auch Phobien oft einen komplexen Hintergrund haben.
Angst in Abhängigkeit von Alter, Zeitgeist und Kultur
    Angst hängt von vielen Faktoren ab: Im Mittelalter mussten die Menschen Angst vor Pest und Cholera haben, in der jüngsten Vergangenheit hatten die Deutschen Angst vor der Schweinegrippe oder vor dem EHEC-Erreger. Die Holländer haben Angst vor einem Dammbruch, während die Menschen derAlpenländer Angst vor Lawinengefahr haben. Aktienbesitzer haben Angst vor dem DAX und einem Kursverlust. Die globale Weltgemeinschaft hat heute Angst vor dem Euro-Verfall, vor dem Klimawandel, vor Krieg in der Welt oder davor, dass unseren Industriegesellschaften das bezahlbare Öl ausgeht. Und Angst ist genauso wie andere Gefühle ansteckend. Da in Journalistenkreisen das Motto gilt »Bad news are good news«, wird eine ohnehin vorhandene Angst durch die Medien noch verstärkt.
    Kleine Kinder haben Angst, wenn die Mutter oder Bezugsperson den Raum verlässt. Kindergartenkinder haben Angst, dass ihnen der Spielkamerad das Spielzeug
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