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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Autoren: Regina Weiser
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Müdigkeit, Desinteresse und keine Motivation. Bei zu viel Erregung ist das Gehirn in dem oben beschriebenen Ausnahmezustand, und der Betroffene ist für keine logische Ansprache mehr erreichbar. Es gibt jedoch die Möglichkeit, durch Achtsamkeitsübungen und Yoga dieses Fenster, innerhalb dessen ein vernunftgesteuertes Verhalten möglich ist, zu vergrößern. Natürlich kommt es dabei auf ein wiederholendes Üben an. Untersuchungen belegen, dass regelmäßig Meditierende auch in Stresssituationen überlegter und zielsicherer handeln können.
    Die oben genannten kurzen Beispiele aus dem Straßenverkehr oder dem Extremsport betrafen eine momentane Gefahrensituation, die sich auflöste, so dass danach wieder der Normalzustand eintreten konnte. Eine völlig andere Situation ergibt sich jedoch, wenn plötzlich eine zukünftig zu erwartende Gefahr droht: Ein Arbeitnehmer erfährt von anstehenden Massenentlassungen in seiner Firma; das Haus, in dem die Familie lebt, soll abgerissen werden; eine Mutter wird mit der Diagnose Krebs konfrontiert usw. Hier ist der Tunnelblick zwar als erste Reaktion verständlich, auf Dauer aber nicht hilfreich. Die Botschaft lautet zunächst: »Das Leben geht nicht mehr so weiter wie bisher.« Aufgrund der Arbeitslosigkeit drohen massive Einschnitte im bisherigen Lebensstandard, die vertraute Umgebung muss wegen des erzwungenen Umzugs aufgegeben werden, das Leben ist durch die schwere Erkrankung existentiell bedroht. Die bisherige Art zu leben muss sich ändern, und das löst verständlicherweise Angst aus. Es dauert in der Regel einige Zeit, um sich von einem solchen Schock zu erholen. Erst danach kann sich die Fähigkeit entwickeln, mit Ruhe nach Alternativen zum bisherigen Lebensentwurf Ausschau zu halten.
Die Geschichte vom Bauern, seinem Sohn und dem Pferd
    Ein Bauer hatte nur einen Sohn und ein Pferd. Eines Morgens, als er erwachte, war das Pferd verschwunden. Die Nachbarn kamen und bedauerten ihn. Der Bauer antwortete: »Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?« Eine Woche später kam das Pferdmit zehn Wildpferden zurück. Die Nachbarn kamen und gratulierten ihm: »Du Glücklicher, jetzt hast du elf Pferde.« Der Bauer antwortete wieder: »Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?« Der Sohn ritt die Wildpferde ein, und eines der Pferde warf ihn zu Boden, so dass er sich das Bein brach. Wieder kamen die Nachbarn und bedauerten ihn, wieder antwortete der Bauer mit der gleichen Antwort. Einen Monat später kam das Militär und nahm alle jungen Männer des Dorfes mit, außer dem Sohn, der wurde wegen des gebrochenen Beines nicht mitgenommen. Diesmal kamen die Nachbar und sagten: »Wie gut, dass du den Sohn behalten konntest.« Usw.
    Nicht nur in dieser Geschichte, auch in meiner psychotherapeutischen Praxis habe ich erleben können, dass ein zunächst als Unglück interpretiertes Ereignis sich im Nachhinein als Wohltat für den weiteren Lebensweg erwies: Eine alleinerziehende Mutter muss in der Silvesternacht das Haus urplötzlich verlassen, weil es brennt. Danach wird ihr vom Sozialamt eine viel größere und schönere Wohnung zugewiesen. Ein von Kindheit an auf Leistung trainierter Manager wird mit der Diagnose Krebs konfrontiert und ist ein halbes Jahr krankgeschrieben. In dieser Zeit beschäftigt er sich mit Achtsamkeit und besucht Kurse. Als er danach wieder in seine Firma zurückkehrt, gründet er einen Arbeitskreis Achtsamkeit. Sein Leben ist heute gelassener und zufriedener geworden. Der in der Geschichte beschriebene Bauer ist eine Idealfigur, die in der Realität so sicher nicht anzutreffen ist. Das Unglück und die daraus entstehende Trauer müssen auf jeden Fall erst mal anerkannt werden. Daraus kann sich dann aber die Kraft entwickeln, neu in die Zukunft zu blicken.
    Gerald Hüther betont in seinen Vorträgen gerne, dass Krisen und Fehlschläge in einem gewissen Ausmaß notwendig sind, um ein Gefühl von Kompetenz entwickeln zu können. Ohne Krisen tendieren wir dazu, uns immer in der gleichen Fahrbahn zu bewegen. In einer Stresssituation »merken wir, wie unsere Gedanken automatisch in die alten bequemen Bahnen der inzwischen unbrauchbar gewordenen Straßen unseres Denkens und Empfindens rutschen.« 9 Ein Kind, das in der Phase des Laufenlernens nie hingefallen ist, hat nicht gelernt, sich aus einem Missgeschick wieder aufzurappeln und es noch einmal zu probieren. Es wird daher viel Angst vor dem Hinfallen haben. 10 Kinder, die überbehütet und verwöhnt werden, haben es in
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