Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
waren oft wahre Gentlemen – Peter Wimsey, Roderick Alleyn, Albert Campion…«
    »In diesem Fall«, sagte Mario Gonzalo, der gerade eingetroffen war und auf der Treppe das Gespräch mitbekommen hatte, »hat sich der Kriminalroman in Richtung Demokratie entwickelt. Jetzt beschäftigen wir uns mit gewöhnlichen Bullen, Zuhältern, Rauschgifthändlern und all den anderen führenden Leuchten der modernen Gesellschaft.« Er ließ sich einen Drink bringen. »Danke, Henry«, sagte er. »Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?«
    »Jemand hat Sherlock Holmes erwähnt, Sir«, sagte Henry.
    »Im Zusammenhang mit Ihnen, Henry?« Gonzalo schaute vergnügt drein.
    »Nein, Sir. Im Zusammenhang mit den Baker Street Irregulars.«
    Gonzalo schaute fragend drein. »Was sind…«
    »Darf ich Sie meinem Gast des Abends vorstellen, Mario«, unterbrach Halsted. »Er wird es Ihnen sagen. Ronald Mason, Mario Gonzalo. Ronald ist Mitglied der BSI {3} , wie ich übrigens auch. Nur zu, Ron; erzählen Sie es ihm.«
    Ronald Mason war ein entschieden dicker Mann mit einer leuchtenden Glatze und einem buschigen schwarzen Schnurrbart. »Die Baker Street Irregulars sind eine Gruppe von Sherlock-Holmes-Enthusiasten«, sagte er. »Sie treffen sich einmal im Jahr im Januar, am Freitag nach dem Geburtstag des großen Mannes, und sie gehen das restliche Jahr über anderen sherlockianischen Aktivitäten nach.«
    »Und welchen?«
    »Nun, sie…«
    Henry verkündete, das Dinner sei bereit, und Mason zögerte. »Muß ich irgendeinen bestimmten Platz einnehmen?«
    »Nein, nein«, sagte Gonzalo. »Setzen Sie sich neben mich, und wir können uns unterhalten.«
    »Schön.« Masons breites Gesicht zeigte ein ebenso breites Lächeln. »Genau aus diesem Grund bin ich hier. Rog Halsted sagte, ihr Burschen könntet mir irgendwie weiterhelfen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Sherlockianische Aktivitäten.« Mason schnitt ein Brötchen durch und bestrich es mit eifrigem Streichen seines Messers mit Butter. »Verstehen Sie, Conan Doyle hat zahlreiche Sherlock-Holmes-Geschichten so schnell geschrieben, wie er nur konnte, denn er hat sie gehaßt…«
    »Gehaßt? Warum hat er sie in diesem Fall…?«
    »Warum er sie dann geschrieben hat? Geld, deshalb. Von der ersten Geschichte an Studie in Scharlachrot war die Welt von Sherlock Holmes begeistert. Er wurde eine weltbekannte Gestalt, und man kann nicht sagen, wie viele Menschen auf der ganzen Welt glaubten, es würde ihn wirklich geben. Unzählige Briefe wurden an seine Adresse in der 221B Baker Street gerichtet, und Tausende wandten sich mit ihren Problemen an ihn und baten ihn, sie zu lösen.
    Conan Doyle war überrascht, wie es unter diesen Umständen zweifellos natürlich jeder gewesen wäre. Er schrieb weitere Geschichten, und das Honorar, das er forderte, stieg ständig. Er war nicht zufrieden. Er sah sich gern als Schriftsteller großer historischer Romanzen; und als Krimiautor weltberühmt geworden zu sein, war frustrierend – besonders, da der fiktive Detektiv der weitaus Berühmtere der beiden war. Nach sechs Jahren Sherlock Holmes schrieb er die Geschichte Das letzte Problem, in der er Holmes absichtlich tötete. Daraufhin ging ein Schrei durch die Welt, und nach einigen Jahren sah Doyle sich gezwungen, eine Möglichkeit zu finden, den Detektiv wiederzubeleben. Er schrieb dann weitere Geschichten.
    Abgesehen von dem Wert als Kriminalerzählungen und von dem faszinierenden Charakter Sherlock Holmes’ selbst, liefern die Geschichten ein genaues Bild des England des spätviktorianischen Zeitalters. Sich in die geheiligten Schriften zu vertiefen, heißt, in einer Welt zu leben, in der man immer das Jahr 1895 schreibt.«
    »Und was ist eine sherlockianische Aktivität?« fragte Gonzalo.
    »Oh, ja. Ich habe Ihnen erzählt, daß Doyle es nicht besonders mochte, über Holmes zu schreiben. Als er die zahlreichen Geschichten schrieb, schrieb er sie schnell herunter und scherte sich nicht groß um einen inneren Zusammenhang. Es gibt daher viele seltsame Stellen, unverknüpfte Enden, kleine Löcher und so weiter, und das Spiel besteht darin, niemals einzugestehen, daß irgend etwas nur ein Fehler oder ein Irrtum ist. In der Tat gibt es Doyle für einen wahren Sherlockianer kaum – es war Dr. John H. Watson, der die Geschichten schrieb.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte James Drake, der auf Masons anderer Seite saß und ruhig zugehört hatte. »Ich habe einmal einen Holmes-Fan kennengelernt – er könnte sogar ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher