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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2
Autoren: Isaac Asimov
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anderes versuchen. Mr. Mason hat ein Problem bei der Vorbereitung eines sherlockianischen Artikels, und das heißt, daß er uns gern ein rein literarisches Rätsel präsentieren würde; eins, das nicht den geringsten Zusammenhang mit dem wirklichen Leben hat. Ron, erklären Sie es ihnen.«
    Mason schaufelte mit dem Löffel etwas geschmolzene Eiscreme auf seinem Dessertteller auf, steckte ihn wie zu einem letzten Lebwohl an das Abendessen in den Mund und sagte dann: »Ich muß diesen Artikel meiner Selbstachtung willen schreiben. Ich bin gern ein Baker Street Irregular, doch es ist schwierig, gehobenen Kopfes einer zu sein, wenn jede Person dort mehr über das Gesamtwerk weiß als ich und wenn dreizehnjährige Jungen Artikel schreiben, die ihres Einfallsreichtums wegen mit Applaus bedacht werden.
    Das Problem liegt darin, da ich nicht genug Phantasie oder auch Schrulligkeit habe, wie sie für diese Aufgabe erforderlich wäre. Doch ich weiß, was ich will. Ich möchte einen Artikel über Dr. Moriarty verfassen.«
    »Ah, ja«, sagte Avalon. »In diesem Fall also über den Schurken.«
    Mason nickte. »Er taucht nicht in vielen Geschichten auf, doch er ist Holmes’ Gegenstück. Er ist der Napoleon des Verbrechens, Holmes’ intellektueller Rivale und der gefährlichste Widersacher des großen Detektivs. Genau, wie Holmes der populäre Prototyp des fiktiven Detektivs ist, ist Moriarty der populäre Prototyp des Meisterschurken. In der Tat war es Moriarty, der Holmes im Endkampf von Das letzte Problem getötet hat und selbst umkam. Moriarty wurde nicht wieder zum Leben erweckt.«
    »Und über welchen Aspekt Moriartys möchten Sie einen Artikel verfassen?« fragte Avalon und nippte nachdenklich an seinem Brandy.
    Mason wartete, bis Henry seine Tasse wieder gefüllt hatte. »Nun, mich interessiert seine Rolle als Mathematiker«, sagte er. »Verstehen Sie, es ist nur Moriartys entartete Moral, die ihn zum Meisterverbrecher werden läßt. Er erfreut sich daran, das Leben der Menschen zu manipulieren und als Urheber der Zerstörung zu agieren. Hätte er jedoch sein großes Talent legitimeren Themen widmen wollen, so hätte er als Mathematiker weltberühmt sein können – auch wenn er in Sherlock Holmes’ Welt weltberühmt war.
    Nur zwei seiner mathematischen Bravourstücke werden im Gesamtwerk erwähnt. Zum einen war er der Verfasser einer Ausweitung des binomischen Theorems. Und in dem Roman Das Tal der Furcht erwähnte Holmes, daß Moriarty eine These mit dem Titel Die Dynamik eines Asteroiden verfaßt hatte, die auf so gehobener Mathematik beruhte, daß kein Wissenschaftler in Europa diese Angelegenheit erörtern konnte.«
    »Zufällig«, sagte Rubin, »war einer der größten lebenden Mathematiker dieser Zeit ein Amerikaner, Josiah Willard Gibbs, der…«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Mason hastig. »In der Welt von Sherlock Holmes zählt nur Europa, wenn es um wissenschaftliche Belange geht. Das Problem ist nur – über den Inhalt von Die Dynamik eines Asteroiden wird nichts erwähnt, rein gar nichts, und noch kein Sherlockianer hat je einen Artikel über dieses Thema geschrieben. Ich habe es überprüft und weiß es genau.«
    »Und Sie möchten einen solchen Artikel schreiben?« sagte Drake.
    »Das möchte ich sehr gern«, sagte Mason, »doch ich bin nicht dazu imstande. Ich habe nur laienhafte Kenntnisse über die Astronomie. Ich weiß, was ein Asteroid ist. Das ist einer der kleineren Körper, die die Sonne zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter umkreisen. Ich weiß, was Dynamik list; das ist die Lehre von den bewegenden Kräften, die Betrachtung der Bewegung eines Körpers und der Veränderung in seiner Bewegung, wenn eine Kraft auf ihn ausgeübt wird. Aber das bringt mich nicht weiter. Worum handelt es sich bei der Dynamik eines Asteroiden?«
    »Ist das alles, was Sie haben, Mason?« sagte Drake nachdenklich. »Nur den Titel? Bezieht sich keine Passage auf den Inhalt des Werkes?«
    »Kein einziger Bezug. Es gibt nur den Titel sowie die Andeutung, daß es sich dabei um ein Werk der gehobenen Mathematik handelt.«
    Gonzalo befestigte seine Zeichnung eines fröhlichen, lächelnden Mason – dessen Gesicht als geometrisch perfekter Kreis gezogen war – an der Wand neben den anderen Skizzen. »Wenn Sie über die Bewegung der Planeten schreiben wollen«, sagte er, »brauchen Sie wohl eine Menge Mathe.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht«, sagte Drake abrupt. »Lassen Sie mich etwas dazu sagen, Mario. Ich bin
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