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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2
Autoren: Isaac Asimov
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Baker Street Irregular gewesen sein –, der mir erzählte, er arbeite an einem Artikel, der beweisen würde, daß sowohl Sherlock Holmes als auch Dr. Watson inbrünstige Katholiken waren, und ich sagte: ›Nun ja, war nicht auch Doyle Katholik?‹, was natürlich zutraf. Mein Freund blickte mich kalt an und sagte: ›Was hat das damit zu tun?‹«
    »Genau«, sagte Mason, »ganz genau. Die höchste aller sherlockianischen Aktivitäten besteht darin, seine Thesen durch Zitate aus den Geschichten und durch sorgfältige Schlußfolgerungen zu beweisen. Man hat zum Beispiel Artikel geschrieben, die beweisen sollten, daß Watson eine Frau war oder Sherlock Holmes ein Verhältnis mit seiner Vermieterin hatte. Oder man versuchte, Einzelheiten über Holmes’ Jugend zu klären oder auch, wo genau sich Watson seine Kriegsverletzung zuzog, und so weiter.
    Im Idealfall sollte jedes Mitglied der Baker Streets Irregulars einen solchen sherlockianischen Artikel als Aufnahmearbeit schreiben, doch diese Bedingung wird ziemlich nachlässig gehandhabt. Ich selbst habe auch noch keinen solchen Artikel geschrieben, obwohl ich gern einen schreiben würde.«
    Mason schaute ein wenig zerknirscht drein. »Bis dahin kann ich mich nicht als wahrer Irregular ansehen.«
    Trumbull beugte sich über den Tisch vor. »Während Rubin hier seinen Monolog hielt«, sagte er, »habe ich versucht mitzubekommen, was Sie dort sagten. Sie haben die 221B Baker Street erwähnt.«
    »Ja«, sagte Mason, »dort hat Holmes gewohnt.«
    »Und deshalb trägt der Club den Namen Baker Street Irregulars?«
    »Das war der Name, den Holmes einer Gruppe von Straßenjungen gab«, sagte Mason, »die als seine Spione und Informanten fungierten. Sie waren seine irreguläre Truppe, im Gegensatz zur regulären, der Polizei.«
    »Nun ja«, sagte Trumbull, »das ist ja alles ganz harmlos.«
    »Und es bereitet uns großes Vergnügen«, entgegnete Mason ernst. »Bis auf die Tatsache, daß es mir nun Qualen bereitet.«
    Zu diesem Zeitpunkt, kurz nachdem Henry das Cordon bleu serviert hatte, hob Rubin etwas die Stimme. »Natürlich«, sagte er, »kann man nicht abstreiten, daß Sherlock Holmes nicht originär war. Die gesamte Holmessche Technik der Deduktion wurde von Edgar Allen Poe erfunden; und sein Detektiv, Auguste Dupin, ist der ursprüngliche Sherlock. Poe schrieb jedoch nur drei Geschichten über Dupin, und es war Holmes, der die Welt wirklich begeistert hat.
    In der Tat habe ich das Gefühl, daß Sherlock Holmes die bemerkenswerte Leistung vollbracht hat, als erster Mensch, ob nun real oder fiktiv, allein wegen seiner Eigenschaft als Vernunftwesen zum Idol der Welt geworden zu sein. Es waren nicht seine militärischen Siege, sein politisches Charisma, seine geistliche Führerschaft – sondern einfach seine kalte Intelligenz. Es war nichts Mystisches an Holmes. Er sammelte Fakten und zog daraus Schlußfolgerungen. Seine Schlüsse waren nicht immer fair; Doyle mischte die Karten beharrlich zu seinen Gunsten, doch das tut jeder Krimiautor. Ich übrigens auch.«
    »Was Sie tun, beweist gar nichts«, sagte Trumbull.
    Rubin ließ sich nicht beirren. »Er war auch der erste glaubwürdige Superheld der modernen Literatur. Er wurde immer als schlank und ästhetisch beschrieben, doch die Tatsache, daß er seine Triumphe dank seiner Intelligenz erzielte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er auch als Wesen von praktisch übermenschlicher Kraft beschrieben wurde. Wenn ein Besucher in einem Versuch, Holmes zu drohen, einen Schürhaken verbiegt, um seine Stärke zu zeigen, biegt Holmes ihn normalerweise wieder gerade – die schwierigere Aufgabe. Und auch…«
    Mason nickte Rubin zu. »Mr. Rubin klingt selbst wie ein Baker Street Irregular«, sagte er zu Gonzalo.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Gonzalo. »Er weiß einfach alles – aber verraten Sie ihm nicht, daß ich das gesagt habe.«
    »Vielleicht kann er mir dann ein paar sherlockianische Fingerzeige geben.«
    »Vielleicht, doch wenn Sie Probleme haben, wäre Henry die richtige Person, um Ihnen zu helfen.«
    »Henry?« Masons Blick wanderte um den Tisch, als versuche er, sich an die Vornamen der Schwarzen Witwer zu erinnern.
    »Unser Kellner«, sagte Gonzalo. »Er ist unser Sherlock Holmes.«
    »Ich glaube nicht…« begann Mason zweifelnd.
    »Warten Sie ab, bis das Dinner vorbei ist. Sie werden sehen.«
     
    Halsted schlug mit dem Löffel gegen sein Glas. »Meine Herren«, sagte er, »wir werden heute abend etwas
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