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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht
Autoren: S Aust
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bewährte Riten halten ( li ). Darüber zu reden reichte Konfuzius nicht. Er strebte in die Politik und wollte seine Visionen verwirklichen. Zunächst bekleidete er nur niedere Verwaltungsposten. So leitete er eine Kornkammer und führte die Aufsicht über öffentliche Weiden. Erst mit 50 gelang ihm der Durchbruch, in einem hohen Alter, gemessen an der geringen Lebenserwartung der Menschen damals.
    Sinologe Tilman Spengler sagt über diese späte Karriere: »Dieser Mann wurde dann aber aufgrund seines Talents, seiner Klugheit und seiner Eloquenz Berater eines Fürsten. Das war außerordentlich erfolgreich. Er sagte dem Fürsten, was er tun soll, entwickelte Prinzipien, wie man ein Land ordentlich regiert. Das hat ihn sehr populär gemacht – so populär, um es mit chinesischen Erinnerungen zu sagen, dass der Name des Konfuzius wie ein Gesang von Mund zu Mund weiterwanderte.«
    Schließlich soll Konfuzius es sogar zum Bau- und dann zum Justizminister des Staates Lu gebracht haben. Bilder von damals zeigen Frauen und Männer, die auf breiten Fußgängerpromenaden spazieren. Kinder üben an Zupf- und Schlaginstrumenten. Als die Germanen noch Wilde waren, schuf Konfuzius im Staat Lu ein zivilisiertes Gemeinwesen. Die Bewohner genossen gute Bildung, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, entsprechend dem Motto des Konfuzius: »Unter dem Himmel dient alles der Gemeinschaft.« Er ließ die Nahrungsmittel gerecht verteilen und führte kostenloses Schulessen ein.
    Doch Herzog Ding, der Konfuzius gefördert hatte, geriet bald unter Druck. Der beim Volk beliebte Konfuzius wurde immer mehr zu einer umstrittenen Person, denn den führenden Familien des Staates Lu passte es überhaupt nicht, was Konfuzius erklärte: Bildung und Moral seien wichtiger als soziale Herkunft. Es braute sich etwas zusammen in China, das damals in mehrere Länder zersplittert war. Auch die Herrscher der Nachbarstaaten von Lu hielten nichts von dem, was da zu ihnen herüberwehte. Sie griffen zu einem Mittel, das in Ost wie West gleichermaßen funktioniert: Sex. Konfuzius wusste, wie das wirkt, hatte er doch selbst gesagt: »Ich habe noch niemanden gesehen, der innere Werte genauso liebt wie äußere Schönheit.«
    »Der Fürst des Nachbarstaats schickte eine Truppe von 80 Gesangsmädchen«, erzählt Tilman Spengler. »Sie verführten den Herzog von Lu. Der ließ darauf von Konfuzius ab und gab sich den Sinnesfreuden hin. Konfuzius war wieder arbeitslos und einsam, zog mit seinen Schülern durch die Welt. Er lebte danach noch fast 20 Jahre, starb, verkannt.«
    Bevor Konfuzius im damals äußerst hohen Alter von 72 Jahren verstarb, trat er eine Reise an: 13 Jahre lang wanderte er mit seinen Schülern durch die Teilstaaten Chinas – und unterrichtete. »Lernen und sich immer wieder darin zu üben, bringt das nicht große Freude?«, sagte er damals. Auf seiner Wanderschaft geriet er immer wieder in Gefahr, mehrmals verhungerte er beinahe. Trotzdem stritt er weiter für seine Lehren, was entscheidend zu seinem Ruhm unter den Nachgeborenen beigetragen hat.
    Heute ist Konfuzius’ Heimatort Qufu ein Provinznest. Anders als in Peking oder Shanghai stauen sich nicht Autos auf den Straßen, stattdessen drängen sich Fahrräder und Mopeds. Shops von Apple oder Louis Vuitton findet man hier keine, dafür einen kleinen Laden nach dem anderen, der Krimskrams verkauft oder Obst anbietet. Doch von hier kamen die Ideen, die China und ganz Ostasien seit Jahrtausenden prägen. Dabei erlebte der Siegeszug des Konfuzius immer wieder Rückschläge.
    Qin Shihuangdi (»Erster erhabener Gottkaiser von Qin«) vereinigte 221 vor Christus sieben streitende Reiche zu einem riesigen Imperium. Als erster Kaiser regierte er es bis zum Jahr 210 vor Christus (mehr als 100 Jahre vor der Geburt von Gaius Julius Cäsar, mit dem der europäische Kaiserbegriff entstand). Obwohl Qin Shihuangdi ganz China nur kurz beherrschte, wirkt sein Einfluss bis heute: Er vereinheitliche die Schriftzeichen, das Geld und die Maßeinheiten für Gewichte, Längen- und Hohlmaße. Unter seiner Führung entstand ein Straßennetz, das ganz China durchzog und 6800 Kilometer lang war. Auf den Namen seiner Dynastie, Qin, so vermutet man, geht die im Westen gebräuchliche Landesbezeichnung China zurück. Chinesisch heißt der Staat bis heute zhongguo : »Reich der Mitte«.
    Der erste Kaiser von China jedoch misstraute den Ideen des Konfuzius, die bereits stark verbreitet waren in dem von ihm beherrschten
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