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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht
Autoren: S Aust
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stimmt das natürlich, wobei das neue China auf einem sehr viel niedrigeren Niveau angefangen hat. Die Tendenz geht aber dahin, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. 2006 legte Chinas Premierminister Wen Jiabao den Entwurf für ein neues Arbeitsrecht vor. Wer ohne Vertrag beschäftigt war, galt danach als unbefristet angestellt − mit einklagbarem Kündigungsschutz. Leiharbeit sollte auf ein halbes Jahr beschränkt sein, danach müssten die so Beschäftigten in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen werden. Das Recht auf einen Arbeitsvertrag hat sich durchgesetzt, andere Teile des Entwurfs wurden verwässert. Gescheitert sind sie nicht am Widerstand chinesischer Unternehmer, sondern an massiven Interventionen der Amerikanischen und der Europäischen Handelskammer in China.
    Chinesische Unternehmen fördern die Gemeinschaft ihrer Mitarbeiter stärker. Wer in China nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr in ein Restaurant geht, sieht, wie die Kellner vor der Tür dem Manager lauschen und auf gemeinsame Erfolge eingeschworen werden. In Europa und den USA dagegen, so Schlevogt, »treten Verhaltensmuster, die der Gemeinschaft dienen, immer seltener auf. Vom Konfuzianismus können wir lernen, mehr auf Werte zu setzen, diese vorzuleben und zu festigen. Im Westen geht es vor allem um Recht und Gesetz, man bestraft Verhalten, nachdem es aufgetreten ist. Das Entscheidende beim Konfuzianismus ist die Betonung des Humankapitals und des Sozialkapitals. Das ist ein schöner Kontrast zur Herrschaft des Finanzkapitals.«
    Der Managementprofessor meint, Chinas Aufstieg habe sehr viel mit dem Erbe von Konfuzius zu tun. Trotz Kommunismus sei China stark von konfuzianischen Werten geprägt, was sich gerade in Krisenzeiten als wertvoll erweise. »Chinesische Manager sind äußerst anpassungsfähig und arbeiten überaus kosteneffizient. Sie nutzen Netzwerke, die vor allem auf Vertrauen aufgebaut sind und weniger auf Verträgen. Konfuzius betont die menschlichen Beziehungen, Harmonie, Vertrauen, aber auch den Respekt für Autorität, Respekt für die Alten, Respekt für die Menschen in Führungspositionen. So wird der Zusammenhalt gewahrt. Wir im Westen hingegen sind eine Konfliktgesellschaft. Bei aller Betonung von Konflikten ist es aber nützlich, mehr auf Harmonie und Zusammenhalt zu setzen, Vertrauen aufzubauen.«
    Weiterhin gilt mit Winston Churchill: Von allen denkbaren Regierungsformen ist Demokratie die am wenigsten schlechte. Das Problem sind nicht die demokratischen Institutionen, sondern ihr Missbrauch, der auf aggressivem Individualismus und Maßlosigkeit fußt. Es ist gut, wenn sich Präsident und Kongress in den USA gegenseitig kontrollieren. Schlecht ist, wenn ideologische Verbohrtheit dazu führt, dass sie kaum noch einen Haushalt verabschieden können. Bürger haben das Recht, gegen einen Bahnhof oder welches Bauwerk auch immer zu demonstrieren. Vergleicht man diesen Konflikt aber mit dem Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika oder mit dem Zweiten Weltkrieg, dann wird es absurd. Anwälte haben die Interessen ihrer Mandanten zu vertreten. Wenn man aber kein Buch im Internet kaufen kann, ohne komplizierte Geschäftsbedingungen durchzulesen, oder bei Fotos und Filmarbeiten schriftliche Einverständniserklärungen von den Abgebildeten erwartet werden – obwohl sie, wie man auf dem Bild sieht, zum Interview bereit waren –, dann erhofft man sich weniger Spitzfindigkeit des Rechtsstaats und stattdessen mehr gesunden Menschenverstand. Und davon kann man bei Konfuzius viel finden. Er vertritt eine Philosophie der Ordnung, aber auch des Pragmatismus, der Menschlichkeit und – vor allem – der Aufklärung.
    Die sei auch in der Bildung empfohlen, wo sich in Deutschland Kultusminister aus 16 Bundesländern selbst verwirklichen und die Schüler zu Versuchskaninchen degradieren, statt einfach den Unterricht zu verbessern. »Für Konfuzius war es sehr wichtig, dass die Menschen immer lernen«, sagt Professor Schlevogt. »Das begünstigt, kritisch angewandt, die Innovation.« Die einzige Innovation in Deutschland jedoch, so scheint es manchmal, ist der Abbau von Arbeitsplätzen – und damit von Service. Am Flughafen muss man selbst die Check-in-Geräte bedienen. Im Baumarkt sucht man vergeblich einen freien Berater. Die einzig erreichbaren Telefonnummern vieler Dienstleistungsunternehmen sind an externe Callcenter weitergeleitet – sofern man nicht ohnehin in der Warteschleife hängen bleibt. Das Ergebnis sind unzufriedene
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