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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht
Autoren: S Aust
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Sache« zu kommen.
    Das kann man andernorts in China aber auch. In der »Sonnenaufgangsstadt für Entspannung« etwa, einem von Hunderten Etablissements in Shenzhen, hat der Besitzer den Masseusen Nummern angesteckt. Die Frauen sind uniformiert, tragen sportliche weiße Polyesteranzüge. Sie treten vor den Freiern an, die per Fingerzeig ihre Wahl treffen.
    Die 22-jährige Fei kommt aus einem 200-Einwohner-Dorf in Maos Heimatprovinz Hunan. Mit dem Job möchte sie ihre Eltern finanziell unterstützen, mittellose Bauern, die glauben, sie arbeite am Empfang eines Hotels. Sie musste ein einwöchiges Training machen und dann eine Prüfung absolvieren. Von 40 Kandidatinnen bestanden nur acht den Test. »Uns standen Männer zur Verfügung, die uns benoteten, nachdem wir sie befriedigt hatten«, kichert Fei. »Ich bin zuerst entsetzt rausgerannt, ich hatte so etwas noch nie gesehen. Aber sie haben mich dann zurückgeholt.«
    Immer wieder verordnet Chinas Führung »Säuberungskampagnen«, in denen Polizisten Bordelle stürmen und die Mädchen anschließend öffentlich vorführen, vor Passanten, Pressefotografen und Fernsehteams. Doch auch in der Volksrepublik wird diese Praxis zunehmend kritisiert. Ye Haiyan, ehemalige Barfrau in einem Karaoke-Klub, schreibt in ihrem viel gelesenen Blog über dieses Thema. In Wuhan, Hauptstadt der Provinz Hubei, hat sie ein Büro gegründet, um Sexarbeiterinnen beim Kampf um ihre Rechte zu unterstützen. Sie fordert eine Legalisierung der Prostitution und wendet sich in Vorträgen direkt an die jungen Frauen. Ihre Reden beginnt sie immer so: »Danke für euren Beitrag zum Lindern sozialer Konflikte und zur Verminderung von sexuellen Übergriffen. Danke für eure Sorge um Wanderarbeiter und Sexsüchtige. Danke für euren Mut in einer rauen Arbeitsumgebung. Ihr habt die Unterhaltungsindustrie vorangetrieben und das Bruttosozialprodukt erhöht.«
    Interessant daran ist, dass dieses Zitat im September 2011 von der KP-Zeitung Global Times wohlwollend angeführt wurde. Vielleicht weil es staatstragend und konfuzianisch klingt?

Konfuzius’ Kinder kämpfen gegen Korruption
    Acht Millionen Chinesen pilgern jährlich nach Qufu, in den Geburtsort von Konfuzius. Das sind 25-mal so viele wie vor 30 Jahren. Sie strömen in den Konfuzius-Tempel, in den bereits zwei Jahre nach dem Tod des Weisen sein nur drei Zimmer umfassendes Haus verwandelt wurde – in den zweieinhalb anschließenden Jahrtausenden ist ein ganzer Stadtteil daraus erwachsen. Von Norden nach Süden erstreckt er sich über 1,3 Kilometer, er bedeckt 22 Hektar. Zu ihm gehören 466 Hallen, Pavillons und Seitengemächer, 54 Tore sowie neun Vor- und Hinterhöfe. Gemeinsam mit der Verbotenen Stadt in Peking gehört er zu Chinas großen historischen Architekturkomplexen.
    Besucher drängen sich durch die Tore wie Fans an Stadienausgängen nach einem Fußballspiel. Vor allem organisierter Tourismus ist es, der die Gedenkstätte überfällt – Pauschaltrips und Betriebsausflüge. Reiseführerinnen erklären über ihre Lautsprecher, was in der Ming-Dynastie und was in der Qing-Dynastie dazugebaut wurde. Eine Zypresse soll von Konfuzius selbst angepflanzt worden sein und die Essenz seiner Gedanken enthalten. Durch eine Nachbildung ersetzt worden ist die Statue des Meisters, die von Rotgardisten während der Kulturrevolution umgestürzt und an einem Strick durch die Stadt gezogen wurde. Vor der Statue kaufen Touristen Räucherstäbe, die je nach Länge und Umfang umgerechnet zwischen 6 und 48 Euro das Stück kosten – je größer die Investition, desto höher die Glücksdividende.
    Einheitlich rote Baseballkappen tragen Mitglieder einer Reisegruppe aus Harbin, das ganz im Nordosten Chinas unweit der Grenze zu Russland liegt. Sie berühren eine Säule, in die Drachen eingraviert sind. Auch diese Kulthandlung soll Glück und Gesundheit bringen, Aberglaube gehört in China zum Alltag. So verbrennt man bei Beerdigungen beispielsweise Papierautos für die Toten – damit sie im Himmel etwas zum Fahren haben. Frauen der nordchinesischen Touristengruppe werfen sich vor der Konfuzius-Statue auf den Boden. »Eine Verbeugung, denke etwas im Herzen und es wird wahr werden«, schreit ein Tempeldiener. »Noch eine Verbeugung und 10 000 Wünsche werden wahr.«
    Tempeldiener Li Qian sagt: »Der Konfuzianismus ist eine Religion. Ein berühmter Chinese sagte: Wenn die Chinesen an keine andere Religion glauben, dann können sie an Konfuzius glauben.« Eine
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