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Mit Herrn Lämmlein ist was los

Mit Herrn Lämmlein ist was los

Titel: Mit Herrn Lämmlein ist was los
Autoren: Tilde Michels
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schlagen.“
    Alle waren sehr aufgeregt. Schließlich
sagte Arthur:
    „Wozu haben wir Edi ?“
    „Klar! Edi macht das!“
    „Los Edi ,
zerschmettere ihn!“ schrien die andern.
    „Gebt mal her!“ Edi griff nach dem Bernstein und nahm ihn zwischen beide Hände wie eine Nuß , die man knacken will. Die Buben rückten gespannt
heran, aber als Edi die Hände wieder öffnete, lag der
Bernstein noch unversehrt darin.
    „Ich wollte ja nur prüfen, wie hart er
ist“, erklärte Edi .
    „Ich brauche einen Hammer und ein
Hackbrett.“
    Dann legte er die kleine, gelbe Kugel
auf das Hackbrett, holte gewaltig aus und ließ den Hammer darauf niedersausen.
    „Mitten durchgespalten !“
    „Gar nicht übel fürs erste Mal!“
    „Weiter, Edi !“
    Und Edi schlug zu, bis lauter kleine Brocken auf dem Hackbrett lagen. Die sammelte er
in den Mörser und fing an, sie zu zerreiben.
    „Wo kochen wir denn das Zeug?“ fragte
Specht.
    „Auf Holzfeuer, steht im Rezept.“
    „Aber hier ist ja nur ein Gasherd.“
    „Da müssen wir Holz sammeln und unten
im Hof ein Feuer machen.“
    „Ihr Gipsköpfe!“ sagte Theo. „An die
Nachbarn denkt ihr wohl nicht! Wenn die uns Blut rühren sehen, glauben sie, wir
hätten einen umgebracht. Wo mein Vater sowieso schon im Gefängnis sitzt. Wir
machend lieber hier auf dem Küchenboden.“
    „Das ist besser! Der Boden ist aus
Stein. Wenn wir die Möbel wegrücken, wird's schon gehen“, meinte Arthur.
    Inzwischen studierte Theo noch einmal
das Rezept.
    „Einen Kupferkessel! Wir brauchen ja
einen Kupferkessel, um das Zeug — ich meine den Trank — zu kochen.“
    „Meine Mutter hat einen“, sagte Arthur.
„Für Marmelade. Den hole ich.“
    „Dann sag ihr bloß nicht, zu was du ihn
brauchst!“
    „Kommt gar nicht in Frage. Die Familie
brauchte nicht zu wissen, und ich mache mir sowieso nichts aus Marmelade.“
    „Also gut“, sagte Theo. „ Edi mörsert , Arthur holt den
Kupferkessel, Specht besorgt Brennholz, ich rücke die Möbel, und Pimmel darf
sich auf seinen Lorbeeren ausruhen.“
    Zehn Minuten später waren Specht und
Arthur wieder zurück.
    „Das Niespulver ist auch fertig“, sagte Edi und stellte den Mörser auf den Tisch. Der
Regenwurm und der Bernstein waren zu unbestimmbarem Staub zerstoßen.
    „Bist du jetzt lahm?“ fragte Pimmel.
    „Ach wo! Das war noch gar nichts.“ Edi hatte sich bereits einer anderen Arbeit zugewandt. Er
bog schnaufend ein Eisen zurecht zu einem Dreifuß. Auf
den stellten sie den Kupferkessel. Dann schütteten sie alle Zutaten hinein und
machten ein Holzfeuer darunter.
    Alle schauten gespannt in den Topf, in
dem es wallte und brodelte.
    „Ist ja wie in einer Hexenküche“, sagte
Specht und schwang den Kochlöffel.
    „Immer fest rühren, damit es nicht
anbrennt.“
    „Ziemlich abscheuliches Zeug, da!“
    „Hab dich doch nicht so! Sieht doch
fast aus wie Rotwein. Und außerdem, mußt du es trinken oder der Boß?“
    „Jetzt kann mal ein anderer rühren, mir
bricht bald der Arm ab.“
    „Gib her! Wie lange dauert's denn noch?“
    „Ich habe den Wecker gestellt, damit
du’s nicht verschläfst.“
    „Arthur soll mal eine Geschichte von
seinem afrikanischen Onkel erzählen.“
    Endlich lief der Wecker laut schnarrend
ab.
    Das Gebräu war fertig.
    „So, und jetzt noch abseihen!“
    Theo steckte einen Trichter in eine
kleine Flasche und goß die rote Brühe durch das Sieb. Dann stöpselte er die
Flasche zu.
    „Das hätten wir! Den Rest kann ich
allein machen. Die Fanny backt morgen einen Kuchen, den höhle ich aus und
stecke die Flasche hinein.“
    „Heb mir die Krümel auf“, sagte Edi . Er aß für sein Leben gern Kuchen.
    „Geht in Ordnung. — Und was ich noch
sagen wollte, Leute, es hat prima geklappt. Ich danke euch.“

Die Gerichtsverhandlung
     
    Einen Tag vor der Gerichtsverhandlung brachte
Theo seinem Vater den Kuchen mit der Flasche drin.
    Der Wärter hatte nicht den geringsten
Verdacht, obwohl der Kuchen an einem Ende ein bißchen eingedrückt war. Er
klopfte Theo sogar freundlich auf die Schulter und sagte:
    „Den hast du wohl selbst fabriziert,
was?“
    „Und ob!“ antwortete Theo. Dabei
blinzelte er Lämmlein vielsagend zu.
    Herr Lämmlein blinzelte auch, und als
er zu seiner Zelle zurückging — den Kuchen unterm Arm — schluckte er ein
bißchen, weil ihm halt doch recht grauste.
    „ Trink’s am
besten gleich“, riet Mondschein.
    Da besann sich Lämmlein nicht lange,
brach den Kuchen auseinander, nahm die
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