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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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ringsum, 27 000 Einwohner,
Wassersport am See, ein Musik-Festival, das morgen begann, und das Grand-Hotel,
einen pompösen Bau aus dem vorigen Jahrhundert, den Schneider, der
Hotelketten-König, seinem Reich einverleibt hatte.
    Die Jungs ließen ihre
Regenmäntel in der unbewachten Garderobe.
    Ein Kellner führte sie an ihren
Tisch. Ab morgen, entschuldigte er sich, säßen sie hier allein. Doch heute,
wegen Überfüllung, wäre noch die Frau Geheimrat... der Name klang wie
Hudriwudri... anwesend.
    „Das stört uns nicht“, sagte
Karl.
    Die Frau Hudriwudri hatte ein
edles Runzelgesicht. Das Greisenhaar war hellblau gefärbt und zu Löckchen
verarbeitet. Ihr Seidenkleid knisterte. Sie trug antiken Schmuck — ziemlich
viel. Und die ältlichen Arme hatten kaum noch die Kraft, Armbänder und Ringe zu
stemmen. Aber sie war überaus nett und gesprächig.
    Weder Karl noch Klößchen
konnten irgendeine Tätowierung an ihr entdecken.
    Bei der Gedecksemmel mit
knolligem Radieschen, fragte sie nach dem Woher der beiden und nach Dauer des
Aufenthalts. Bei der Frittaten-Suppe wollte sie wissen, ob denn auch die
Herrschaften Eltern zugegen wären.
    „Sind sie nicht“, erklärte
Karl. „Wir sind Alleinreisende, reisen nämlich eine Belohnung ab, die wir uns —
zusammen mit Freunden — verdient haben. Das Grand-Hotel — Sie wissen es
sicherlich, Frau Geheimrat — gehört in die Kette der Schneider-Hotels.
Schneiders Tochter Katja hatte einen schweren Unfall mit ihrem Sportwagen, war
bewusstlos und wäre umgekommen in dem brennenden Wrack, hätten wir vier sie
nicht rausgezogen. Aus Dankbarkeit wollte uns Herr Schneider mit Geld
überschütten. Aber wir ziehen es vor, jetzt während unserer letzten Ferienwoche
hier zu verweilen. Unsere Freunde Tim und Gaby sind schon seit zwei Tagen in
der Schweiz.“

    „Aus persönlichen Gründen“,
setzte Klößchen hinzu.
    Die Hudriwudri fand das
entzückend und wollte mehr wissen über den Unfall. Karl, dem das Grinsen hinter
den Mundwinkeln saß, löste Klößchen ab beim Erzählen, damit der Schoko-Fan beim
Essen nichts einbüßte. Die Geheimrätin konnte beides: plaudern und schlucken,
ohne sich dabei zu verschlucken. So verging das Abendessen.
    Die Dame blieb noch am Tisch,
um Mokka zu schlürfen. Aber die beiden verabschiedeten sich mit dem Hiweis, sie
wollten den Ort erkunden. In der Garderobe nahmen sie ihre Mäntel vom Haken.
    Draußen nieselte lauer Regen
aus grauen Wolkenbäuchen. Klößchen setzte seine Baseballkappe auf, Karl
verzichtete auf Kopfbedeckung, schlug den Kragen hoch und schob die Hände in
die Taschen.
    „Nanu?“
    Vor der Drehtür blieb der
Computer-Experte stehen und wühlte in der linken Manteltasche herum.
Verständnislos blickte er auf einen unbeschrifteten Briefumschlag, der wie eine
Tüte geschlossen war: also geknickt, nicht geklebt.
    „Willi! Da hat mir jemand was
in die Tasche gesteckt.“ Neugierig sah Klößchen zu, wie Karl den Umschlag
öffnete.
    Er enthielt einen kleinen
Beutel aus durchsichtigem Kunststoff. Im Beutel war weißliches Pulver.
    Ihre Blicke trafen sich:
Verständnis ohne Worte.
    „Du denkst sicherlich das
Gleiche wie ich“, Klößchen flüsterte, obwohl niemand in der Nähe war.
„Rauschgift!“ Karl hatte den Beutel geöffnet und schnupperte am Pulver.
    „Mehl ist es jedenfalls nicht.
Aber wer hat mir... Hehhh!“, dehnte er.
    Sein Blick lag auf dem
Mantelärmel.
    „Willi! Ich glaube, mir
schrubbt ein Schaufelbagger die Schwarte! Das ist gar nicht mein Mantel. Der
hat ja ganz andere Knöpfe.“
    „Tatsächlich!“, feixte
Klößchen. „So sauber ist deiner nicht. Karl, du hast den Mantel eines
Rauschgifthändlers erwischt. Von einem Dealer! Hah! Oder ist dieses Niespulver
des Satans zum Eigenverbrauch? Schnell, häng den Mantel zurück!“
    Karl trabte in die Halle zur
Garderobe und tauschte die Mäntel aus. Aber er zog seinen nicht an, sondern
winkte Klößchen, zurückzukommen.
    „Auf der Couch bei der Palme,
Willi, breiten wir unsere Glieder aus. Sitzend, natürlich! Wir können die
Garderobe beobachten und sehen, wer den Mantel holt. Dauert bestimmt nicht mehr
lange. Im Speisesaal verstummen schon die Kaugeräusche.“
    „Ich lach’ mich tot, wenn die
Hudriwudri ihn anzieht!“
    „Aber, aber! Die doch nicht!
Außerdem sind wir sicherlich die einzigen Hausgäste, die ihre Mäntel,
mitgebracht haben. Die Garderobe ist im Allgemeinen für Restaurant-Besucher von
draußen.“
    Sie setzten sich. Die Couch und
einige
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