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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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buckligen
Steinen gepflastert.
    Die beiden verharrten. Es gab
kein Versteck in der Nähe. Wenn der Typ sich jetzt umdrehte, musste er sie
entdecken. Und würde sich wundern oder misstrauisch werden. „Schöner Mist!“,
flüsterte Karl.
    In diesem Moment blieb der
Hahn-Typ stehen. Es musste Instinkt sein. Jedenfalls wandte er den Kopf und
blickte her.
    Wie auf Kommando reagierten die
beiden, hielten Maulaffen feil, staunten das Schloss an wie das siebte
Weltwunder, und Karl wies mit ausgestrecktem Arm auf ein albernes Türmchen.
    „’tschuldigung“, brüllte er.
„Wann kann man Burg Niederasten besichtigen?“

    Der Hahn-Typ machte eine
Schüttelbewegung, als wollte er sich vor so viel Blödheit verwahren.
    „Das ist Schloss Schulzling“,
rief er mit sonorer Stimme. „Keine Besichtigung. Privatbesitz.“
    Damit machte er kehrt und ließ
seine Absätze auf dem Kopfsteinpflaster hallen, während er durchs Tor
verschwand.
    „Vielleicht“, sagte Klößchen,
„lagern hier Tonnen von Rauschgift, und wir machen die Entdeckung des Jahres.
Dann sind die Krümel in deiner Tasche eine Probe für den Chefkoch des
Grand-Hotels. Aber der hat sich — Gott sei Dank! — im letzten Moment
entschlossen, seine Speisen auf herkömmliche Art herzustellen. Also mit
Gewürzen, statt mit Rauschgift. Doch hier ist das Hauptquartier der Heroin-Dealer.“
    „Deiner Phantasie gehen die
Pferde durch, Willi. Zieh mal die Zügel an.“
    „Wollen wir uns ins Schloss
einschleichen?“
    Das war nicht ernst gemeint,
aber immerhin ein Gedanke. Doch schon änderte sich die Situation. Röchelnde
Motorgeräusche erklangen, und ein italienischer Kleinwagen, betagt wie
Methusalem, ratterte aus dem Tor hervor.
    Karl sprang in den Weg und
schwenkte beide Daumen. Nehmen Sie uns mit!, hieß das. Wir sind Anhalter.
Verirrt haben wir uns, vielmehr mit dem Bus verfahren. Eigentlich wollten wir
nach Niederasten — falls es das überhaupt gibt — , und wo sind wir gelandet?
    Eine Frau saß am Lenkrad. Sie
hielt. Karl sagte sein Sprüchlein durchs halbgeöffnete Fenster. Sie nickte. Ja,
sie fahre nach Katlwaldstetten und Platz sei für die beiden.
    Karl quetschte sich in den
Fond, wo er — mit den Ohren zwischen den Knien — etwas unbequem hockte.
Klößchen beanspruchte den Beifahrersitz.
    Antonie Grüttner, ca. 23, war
Putze auf Schloss Schützling und hatte ihr Tun, wie sie sagte, um die 24 Räume und
Gemächer halbwegs sauber zu halten.
    „Freilich schaffe ich das nur“,
erläuterte sie ihre Tätigkeit, „weil das Schloss so spärlich bewohnt ist. Die
meisten Räume sind abgeschlossen und werden gar nicht benutzt. Nur dann und
wann muss ich die toten Fliegen zusammenkehren. Auch der Professor macht wenig
Dreck. Eigentlich lebt er ja kaum noch.“
    „Wie meinen Sie das?“, forschte
Karl, während Antonie ihr Auto ins Tal hinab lenkte.
    Sie fuhr langsam, weil die
Bremsen nicht mehr gut wären, wie sie nebenhin bemerkte.
    „Nun, der Professor ist schon
sehr alt“, erklärte die Putze. „Er sieht aus wie 120. Über 85 ist er bestimmt.
Meistens sitzt er im Rollstuhl. Ja, wenn man erstmal so weit ist — mit der
Gesundheit, meine ich — , dann nützt aller Reichtum nichts mehr. Er hat Geld
wie Heu, aber keine Verwandten — und Freunde schon gar nicht — böse, wie er
ist. Eigentlich mehr verbittert. Seine Frau starb sehr früh. Kinder hatten sie
keine. Und jetzt sitzt er im Rollstuhl, starrt übers Tal, trinkt seinen
Kräutertee und lässt keinen Arzt an sich ran. Pfuscher wären das alle, sagt er.
Ins Sanatorium oder Altersheim geht er auch nicht. Und der Prötl ist der
einzige, der sich um ihn kümmert. Aber auch erst seit kurzem.“
    „Aha!“, nickte Karl. „Was für
ein Schicksal! Einem Professor also gehört das Schloss Schulzling. Wie heißt er
denn?“
    „Volkhardt von Villenau. Er war
Chirurg. Aber das Geld, hörte ich, hat seine Frau damals geerbt. Sie stammte
aus einer Wiener Kaufmannsfamilie.“
    „Wir sahen eben, wie ein junger
Mann ins Schloss ging. War das der Herr Prötl?“
    „Wilhelm Prötl“, bestätigte die
Raumpflegerin. „Ein... naja! Jedenfalls kann ich ihn nicht leiden. Er springt
mit mir um, als wäre ich leibeigen. Aber diese Zeiten sind ja vorbei, Gott sei
Dank! Der Prötl behauptet, er wäre heilkundig. Pah! Dass ich nicht lache. Nur
mit seinem lausigen Kräutertee füllt er den Professor. Das kann jeder.“
    „Wohnt dieser Prötl im
Schloss?“
    „Nein. Er hat seine Wohnung
unten im Ort. Aber er spielt
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