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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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im Graben. Karl, Klößchen
und Gaby hielten und sprangen ab. Tim war schon am Wrack und bemühte sich.
    „Sie muss noch drin sein“,
stieß er hervor. „Ist nicht rausgeschleudert. Bleib doch um Himmels willen weg,
Gaby! Der Wagen kann explodieren.“
    Aber sie lief zur anderen Seite,
zur Fahrerseite. Nur kleine Flammen züngelten hier an der Tür. Durch die
zerbrochene Scheibe konnte Gaby hineinsehen. Eine junge Frau hing überm
Lenkrad. Bewusstlos. Sie war angegurtet. Das hatte sie offenbar vor dem
Schlimmsten bewahrt.
    Karl und Klößchen griffen
gleichzeitig zum Türgriff.
    „Au!“ Beide zuckten zurück.
    „Heiß, was!“ Tim hatte sein
Taschentuch in die Hand genommen, klinkte und zerrte. Aber der Schlag rührte
sich nicht. Zu viel hatte sich verbogen. Die Tür klemmte.
    Er ließ los. Flammen umspielten
seine Knie, leckten jetzt auch nach der Tür.
    „Wir brauchen was zum
Aufstemmen!“, rief Gaby.
    Sie fühlte Panik. Es ging um
Sekunden. Verzweifelt sah sie sich um. Nur dürre Äste übersäten den Waldboden.
Sie würden brennen wie Zunder und waren so stabil wie Zahnstocher.
    „Ich versuch’s mit Karate!“,
rief Tim.
    Mit wütendem Schrei sprang er
vor: Vollpower — als müsse er einen Herkules niederstrecken. Beide Füße
schmetterte er gegen die Tür. Zurückfedernd packte er den Griff erneut und zerrte
aus Leibeskräften, einen Fuß gegen den Wagen gestemmt. Der Kraftakt hatte
Erfolg.
    Die Tür sprang auf. Tim fiel
auf den Rücken. Karl und Klößchen griffen zu. In hektischer Eile wurde die
Bewusstlos herausgezogen.
    Sie war jung, höchstens 20,
sehr blond und sommersprossig. Hinter halbgeschlossenen Lidern starrten die
Pupillen ins Traumland.
    So jung und noch kein bisschen
weise, dachte Tim.
    Er trug sie mit Leichtigkeit.
In sicherer Entfernung wurde sie ins Gras gelegt. Gaby griff zum Handgelenk und
fühlte den Puls.

    „Kräftig und gleichmäßig. Sie
lebt. Aber auf der Stirn wächst eine Beule.“
    „Ist besser als ‘ne teure
Bestattung“, grinste der TKKG-Häuptling.
    „Der Notarzt muss her!“, sagte
Karl. „Ich düse nach Eichenrode zum Telefon. Himmel, warum kommt niemand
vorbei?“
    In diesem Moment explodierte
der Wagen. Metallteile flogen umher. Im Wald verstummten alle Geräusche. Sogar
die Herbstbienen unterbrachen ihr Summen. TKKG zogen die Köpfe ein. Aber die
Splitter erreichten sie nicht.
    Hm!, dachte Tim. Blondie sieht
nobel aus. Und die Straßenrakete hat ein kleines Vermögen gekostet. Irgendwie
passen Tätowierungen nicht zu dem Junghuhn. Aber sie hat Tattoos wie
Sommersprossen. An den Oberarmen, hinten an der Schulter, sogar an der Wade.
Seltsamer Geschmack.
     
    *
     
    Das Grandhotel hatte eine
Drehtür, und natürlich quetschten sich je zwei in ein Viertel: Tim und Gaby und
als nächste Portion Karl und Klößchen. Mit ganz kleinen Schritten mussten sie dann
schieben, um sich hineinzukreiseln, und Gaby hätte beinahe das Gleichgewicht
verloren. Doch Tim fing sie auf.
    Seine Freundin hatte sich von
ganz oben bis zur Ferse modisch gestylt, war also ein hinreißender Anblick.
Aber die Jungs sahen nicht gerade aus wie Mitglieder vom Aufsichtsrat,
stapelten eher tief mit Gammeljeans und älteren T-Shirts. Am Empfang fragten
sie nach Herrn Friedrich Schneider.
    „Sagen Sie ihm, wir sind jetzt
da“, erklärte Tim. „Wir sind nämlich verabredet.“
    Der Angestellte griff zum Telefon
und vergewisserte sich vom Wahrheitsgehalt dieser Behauptung.
    Dann: „Bitte, wenn ihr den
Fahrstuhl nehmt! Herr Schneider bewohnt die Präsidenten-Suite im sechsten
Stock.“
    Im Lift küsste Tim seine
Freundin auf die Wange. „Bin gespannt auf den Typ. Europas Hotelkönig! Er
könnte jede Woche in einem anderen wohnen — und immer wäre es seins.“
    „Uns will er doch nur Dank
sagen“, meinte Karl, „weil wir sein rennsüchtiges Töchterlein vor dem Feuertod
bewahrt haben. Deinem doppelten Karate-Tritt verdankt sie ihr Leben.“
    Tim nickte. „Sonst wäre der
Wagen ihr Krematorium geworden. Feuerbestattung im Luxusschlitten.“
    „So anschaulich musst du dich
aber nicht vor dem Papa ausdrücken“, wurde er von Gaby ermahnt.
    Tim grinste. „Wenn der Papa
schlau ist, schenkt er seiner Katja ein Mountainbike. Dann schwellen ihr die
Tattoos an der Wade, weil dort die Muckis wachsen. Wollen wir uns auch
tätowieren lassen, Gaby, auf je einer Backe?“
    Sie trat ihn vors Schienbein
und quietschte ein bisschen, weil ihr nackter Zeh empfindlicher war als Tims
Knochen. Dann hielt der
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