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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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sich hier als Sekretär und Verwalter auf. Den
ganzen Tag ist er da. Und der Professor ist dankbar. Oft sitzen sie stundenlang
am Schachbrett. Das kann Herr von Villenau noch. Meistens gewinnt er. Aber ich
glaube, Prötl lässt ihn gewinnen.“
    „Sicherlich kommen häufig
Besucher?“, fragte Klößchen.
    „Nie.“
    Seltsam!, dachte Karl. Unsere
schöne Theorie vom Hauptquartier der Rauschgifthändler scheint nicht
zuzutreffen. War das Zeug also bestimmt zum Eigenverbrauch? Oder ist etwa der
Alte ein Fixer — und deshalb so hinfällig, was man auch mit 85 nicht sein muss.
    „Ich hörte mal von einem
Professor, der hochbetagt war und trotzdem noch der Rauschgiftsucht verfiel“,
schwindelte Karl. „Komisch, dass ich gerade jetzt daran denken muss. Ist
Professor von Villenau vielleicht Trinker? Ich meine, im Schloss ist doch
sicherlich ein Weinkeller, wo 20 000 erlesene Weine Platz haben. Und es gibt ja
wunderliche Alte, die alles selber trinken und nichts der Nachwelt hinterlassen
wollen.“
    Antonie gluckste vor Lachen.
    „Nein, nein! So einer ist der
Professor nicht. Der Weinkeller ist leer, und Rauschgifte hat der Professor
sein Lebtag nicht angerührt. Er mag nur Nockerln und ab und zu eine
Kaisersemmel.“
    Jetzt wissen wir, was Sache
ist, dachte Karl. Und Prötl bleibt weiterhin verdächtig — vorausgesetzt, das
Pulver ist tatsächlich Rauschgift.
    Antonie setzte die beiden am
Ortsrand ab. Sie bedankten sich und gingen zum Hotel zurück, wo die Hausgäste
den angebrochenen Abend totschlugen, indem sie in der Halle, in der Bar oder im
Fernsehraum rumhingen.
    Nicht ein einziger war — wie
die Jungs feststellten — tätowiert.
    Die Hudriwudri hatte sich mit
anderen Damen und zwei mumienhaften Herren zum Bridge versammelt. Sie spielten
verbissen. Feindseligkeit lag in der Luft. Aber es kam zu keinerlei
Handgreiflichkeiten.
    Die Jungs setzten sich in die
Halle und suchten Prötls Adresse aus dem Telefonbuch, dann suchten sie nach
Apotheken. Es gab deren zwölf.
    Unternehmen konnten sie nichts
mehr, denn der Tag ging zu Ende. Außerdem wurden sie müde. Eine lange Bahnreise
lag hinter ihnen, und bekanntlich können auch Ferien anstrengend sein,
jedenfalls Abenteuerferien. Dagegen ist der schärfste Schulstress Erholung.

5. Besuch hinter Gittern
     
    Die Zeitung war noch da. Gaby
fand sie im Blauen Salon des Hotels, wo Zeitungen und Zeitschriften auf einem
Rauchtischchen lagen und um diese Zeit niemand war. Tim und seine Freundin
setzten sich auf die Ledercouch in der Ecke. Über der Zeitung steckten sie die
Köpfe zusammen. Feierlich schlug Gaby Seite 3 auf. Und tatsächlich! Dort war
er: auf einem zweispaltigen Foto. Er sah wohler aus als im bewusstlosem Zustand
und grinste. Der Kerl neben ihm zeigte eine Miene, als wollte er die Welt
vernichten. Er hatte ein v-förmiges Gesicht mit einem Kinn bis zum Brustbein.
    „Eine lange Bildunterschrift“,
Tim lehnte sich zurück, „fast ein Roman. Hoffentlich Hoch- und nicht
Schwyzerdütsch. Bitte, lies vor, Pfote. Oder fass den Inhalt zusammen.“
    „Diese Sch...kerle!“, sagte
Gaby. „Nicht zu glauben, was die verzapft haben. Räuber sind das. Unser Bewusstloser
heißt Konrad Kastl. Die Hälfte seiner 40 Lebensjahre hat er hinter Gittern
verbracht. Hat immer geklaut, überfallen und geraubt. Das V-Gesicht heißt Frank
Willinger. Ist vom gleichen Kaliber. Ist außerdem Bankräuber. Vor zwei Jahren
überfiel er eine Bank und kaschte sich gleich eine Geisel, eine gewisse Agathe
Busch — steht hier — , eine junge Frau. Hat ihr die Pistole an den Kopf
gehalten und immerhin 480 000 Schweizer Franken erbeutet.“
    „Hat eine Menge riskiert, der
Typ. Wenn sie ihn erwischt hätten, würde er aus dem Knast nicht so bald...“
    „Aber sie haben ihn ja
erwischt“, fiel ihm Gaby ins Wort. „Hier steht’s. Darf ich’s dir berichten,
weil du zu faul bist zum Lesen?“
    „Abermals bitte ich darum.“ Tim
gähnte verstohlen.
    „Ihn und unseren Kastl haben
sie erwischt. Beide sitzen seit fast zwei Jahren im Gefängnis. Das heißt,
Willinger ist vorgestern ausgebrochen. Deshalb das Foto hier — und der aktuelle
Bezug.“
    „Willinger? Du meinst Kastl.“
    „Nein, Willinger. Hier steht
Willinger.“
    „Ist doch Unsinn. Wir haben Kastl im Wald gefunden. Oder — das wäre die Erklärung — der Redakteur hat in dem Text
da die Namen verwechselt.“
    „Hm.“ Gaby überflog die Zeilen
zum dritten Mal. „Sieht nicht so aus. Kastl hat den Spitznamen
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