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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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ich immer genauso auf dich aufpassen.“
    „Das ist was anderes.“
    „Hm.“
    „Wehe, du lässt nach!“
    „Nie!“
    Sie reckte sich zu ihm hoch und
küsste ihn auf die Wange.
    Inzwischen hatten sie das Tor
erreicht und Tim öffnete die Pforte, was sich von innen per Hand machen ließ.
Von außen brauchte man den Schlüssel.
    Kommissar Arndmeier grinste. Er
war mittelgroß, etwa 35, trug einen ausgebeulten Anzug und
Autofahrer-Handschuhe ohne Lederfinger. Diese Futterale behielt er an, als er
Gaby und dann Tim die Hand gab.
    „Hallo, ihr beiden.“
    Er hatte ein bleiches, spitzes
Gesicht, mit spitzer Nase und spitzem Kinn. Die blonden Brauen waren so
buschigborstig wie eine ausgediente Kleiderbürste. Stechender Blick. Ein
Grinsen mit geschlossenen Lippen. Tim mochte den Mann nicht — auf Anhieb nicht
— und fragte sich für einen Moment, ob Gaby wirklich in guter Obhut war auf dem
Weg ins Präsidium. — Sei nicht albern, dachte er dann. Ein Kriminaler muss ja
nicht aussehen wie ein Vorabend-Serienheld, dem die Maskenbildnerin die
Sympathie-Quoten in die versoffenen Züge schminkt. Alles Beschiss für die
Tagträumer ohne Vorbild.
    Auch der zweite Beamte hatte
genickt. Er war größer, etwas fett und hatte mit seinen 40 Jahren immer noch
ein Babygesicht. Suckelmündchen, rosige Wangen und farbloses Haar. Der Mann
hatte die Hände in die Taschen geschoben und dort ließ er sie.
    Beide schwitzen, dachte Tim.
Beide haben Schweißtropfen auf der Stirn. Und so heiß ist es doch gar nicht.
    „So“, sagte Arndmeier nervös,
„dann wollen wir uns mal beeilen, Gaby. Rein in die Kutsche und ab!“
    Er riss den hinteren Schlag
auf, obwohl der Säuglingstyp näher stand. Aber der hatte ja noch die Hände in
den Taschen, wo sie offenbar festgewachsen waren.
    „Ich komme mit“, sagte Tim.
    „Wirklich?“ Gaby strahlte.
    Die Männer sahen ihn an.
    „Das geht nicht“, sagte
Arndmeier. „Wir sollen nur Gaby abholen.“
    „Ich fahre mit“, erklärte Tim. „Vorhin
habe ich bei Kommissar Glockner mein Portmonee liegen lassen.“
    „Da ist es sicher. Kannst es
morgen abholen.“
    „Ich fahre mit.“
    Tim lächelte wieder sein
Königstiger-Lächeln und Gaby blickte verblüfft von ihm zu den Männern.
    Arndmeier schüttelte den Kopf.
„Sei vernünftig, Tim. Wir sollen Gaby abholen. Sonst niemanden.“
    „Wir kennen Sie nicht. Zeigen
Sie Ihren Ausweis!“
    Arndmeiers Augen wurden schmal.
„Spinnst du? Ich bin Kommissar Arndmeier. Ich...“
    „Ziehen Sie mal den linken
Handschuh aus. Ich will Ihren Vorderhuf sehen.“
    In diesem Moment zerrte der
Säuglingstyp seine teigigen Pfoten aus der Tasche und packte Gaby am Arm, um
sie in den Wagen zu stoßen. Tims Freundin quietschte erschrocken.
    Mein Instinkt!, dachte der
TKKG-Häuptling in dieser einen Sekunde. Beide verstecken ihre Flossen. Weil die
tätowiert sind. Mit dem Schlangen-Tattoo. Unser Gespräch mit Gabys Vater wurde
abgehört. Nicht zu fassen, aber wahr. Und diese Dreckskerle sind angetanzt.
    Sein Karate-Tritt traf den
Säuglingstyp auf der Gürtelschnalle — mit solcher Wucht, dass Tims Profilsohle
fast die Nieren berührte. Der Dickling klappte zusammen, flog in den Fond des
Wagens und krümmte sich, wimmernd.
    Arndmeier war für eine Sekunde
verblüfft, dann fiel er Tim von der Seite an, wurde abwehrend gekickt und
erhielt dann einen Hieb auf die Nase wie aus dem Lehrbuch für Streetfight, für
Straßenkampf. Der vermeintliche Arndmeier landete rücklings auf der Motorrhaube
und blieb liegen, blutend, knieweich und dreiviertel-k.o.

    „Tim!“
    Für die Dauer eines Atemzugs
hatte Gaby die größten Blauaugen der Welt.
    „Die wollten dich entführen,
Pfote. Die gehören zur Tattoo-Bande. Sieh mal die linke Patschhand von dem
Fetten! Ein Schlangen-Tattoo mit der Sieben. Mal sehen, was der andere hat.“
    Tim zerrte ihm den Handschuh
herunter. Das Tattoo wurde ergänzt von der Zwei.
    In diesem Moment hielt ein
blauer Ford hinter dem Mercedes und der Fahrer sprang ins Freie. Auch der sah
nicht aus wie ein Vorabend-Serienheld — nicht mal sympathisch auf den ersten
Blick. Trotzdem wusste Tim sofort: Das ist Arndmeier. Ein echter Kommissar.
    „Was ist denn hier los? Bist du
Gaby Glockner? Aha! Dein Vater schickt mich. Ich bin Kommissar Arndmeier.“
    „Der da“, sagte Tim und wies
auf den Nasenbluter auf der Kühlerhaube, „hat sich für Sie ausgegeben. Die
beiden wollten Gaby entführen. Das heißt, hier in der Villa wurde das Gespräch
zwischen uns
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