Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Sessel gruppierten sich um einen Cocktailtisch, auf dem u. a. eine
Zuckerdose stand.
    Karl äugte zum Empfang. Niemand
beobachtete sie. Rasch zog er die Papierserviette unter der Dose hervor.
    „Ich ahne Schlimmes“, sagte
Klößchen. „Du hast das Rauschgift noch?“
    Nickend holte Karl den Klarsichtbeutel
aus der Hosentasche. Er schüttete den Inhalt auf die Serviette, füllte den
Beutel mit Zucker, steckte die — zur Tüte gefaltete — Serviette ein und dann
den Beutel in den Briefumschlag zurück.
    „Zucker ist zwar ungesund“,
meinte er grinsend, „vor allem für die Zähne. Aber gesünder als Heroin ist er
allemal.“
    „Heroin? Du kannst Recht haben.
So ähnlich soll’s aussehen. Gib her! Ich will auch was tun und werde den Beutel
zurückbringen. Linke Tasche war’s, ja?“
    Klößchen eilte zur Garderobe.
In diesem Moment kam ein Mann aus dem Speisesaal und näherte sich dem
Klamotten-Depot.
    Zu spät! Jetzt ging nichts
mehr.
    Klößchen wandte sich ab und
trollte zum Tisch zurück, indessen sich der Mann den Heroin-Trenchcoat krallte
und schwungvoll hineinschlüpfte.
    Ein Typ von beachtlicher Größe
war’s, schlank, elegant, dunkelhaarig — mit Bartschatten und Hochmut im hageren
Gesicht. Höchstens 30 war er, obwohl er um die Augen vergammelt aussah. Im
Ganzen eine fesche Erscheinung und sicherlich Hahn im Korb bei vielen Hennen.
    „Das ist er“, murmelte
Klößchen.
    „Wir verfolgen ihn“, sagte Karl
und stand auf. „Vielleicht hat er nicht nur mit Rauschgift zu tun, sondern auch
mit Tattoos.“
     
    *
     
    Draußen pitschte
Bindfäden-Regen auf Stufen, Steine und Kieswege. Mit den Blättern der Laubbäume
raschelte er.
    Bestimmt hatte der Hahn, wie
ihn die beiden tauften, seinen Wagen auf dem Parkplatz — was das schnelle Ende
der Verfolgung bedeutet hätte. Aber dem war nicht so. Vielmehr stiefelte er
nassköpfig die Allee hinunter: zur See-Promenade, wo nur ein paar
regenmantelverhüllte Gestalten ihre Rassehunde Gassi — bzw. Promenadi —
führten.
    „Ist der schon high“, überlegte
Karl, „oder hebt er den Regen?“
    „Wir müssen feststellen, wer er
ist.“
    „Und was wird mit dem Heroin,
Willi?“
    „Wir brauchen jemanden, der uns
sagt, ob es sich auch wirklich darum handelt. Hm, aber wer?“
    „Erst gehen wir in eine
Apotheke. Sagen, wir hätten das gefunden, und es scheine uns verdächtig. Dann
hören wir, was es ist. Wenn der Apotheker keine Ahnung hat, sondern nur
Hustenbonbons und Hühneraugenpflaster kennt — dann gehen wir gleich zur
Gendarmerie, wie hierzulande die Polizeibehörde heißt.“
    Das war der bestmögliche
Vorschlag, aber die Musik von morgen, denn jetzt galt es, dem Verdächtigen auf
den Fersen zu bleiben.
    Das Grand-Hotel lag am Ortsrand
von Katlwaldstetten in Seenähe, also außerhalb.
    Der Typ stiefelte bis zu einer
Bushaltestelle, wo das Verkehrsmittel schon wartete — mit laufendem Motor, denn
Abgasschwaden blubberten in die Abendluft.
    Der Hahn stieg ein und löste
den Fahrschein, bevor er sich auf den dritten Fensterplatz links setzte.
    „Hilft nichts“, sagte Karl,
„jetzt müssen wir aufrücken.“
    Sie stiegen ein und verlangten
zweimal ,Endstation’, weil sie nicht wussten, bis wohin der Typ fuhr.
    Ganz hinten nahmen sie Platz.
Fauchend schloss sich die Tür, und der Fahrer startete.
    Der Bus rollte durch den
verregneten Abend, aber nicht durch den Ort, sondern über eine schmale Straße,
die in die Berge hinaufführte. Rechts stiegen felsige Hänge an. Links, hinter
einer Leitplanke, senkte sich der Boden bedrohlich steil.
    Ein Halbdutzend Fahrgäste. An
verschiedenen Haltestellen stiegen sie aus. Schließlich war nur noch der
Verdächtige übrig.
    „Ich möchte wissen“, flüsterte
Klößchen, „wie wir ins Hotel zurückkommen. Immerhin hat der Regen aufgehört,
und es ist wieder heller geworden. Wohin fährt dieser Blödmann?“
    Er fuhr bis zur nächsten
Station. Das war, wo die Straße an einem schlossähnlichen Gebäude vorbeiführte.
Es thronte auf einem Felsplateau oberhalb der Straße. Man sah Mauern, Zinnen
und Fenster, in denen sich die Abendsonne spiegelte. Einige Strahlen hatten die
leergeregnete Wolkendecke durchlöchert.
    Der Hahn-Typ stieg aus. Die
Jungs folgten ihm im letzten Moment. Beinahe hätte der Fahrer die Tür schon
geschlossen. Das sei nicht die Endstation, rief er ihnen nach. Aber Karl winkte
ab.
    Während der Bus weiterfuhr,
schritt der Hahn-Typ zum Schlosstor. Die Einfahrt war mit großen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher