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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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einzigen sind wir wohl
doch nicht“, sagte sie.
    Der Wagen fuhr auf der anderen
Seite der Lichtung vorbei. Aber sie sahen ihn nicht. Büsche säumten den Rand
der Waldwiese. Dass dahinter eine Straße verlief, hatten sie nicht bemerkt.
Oder war auch dort nur ein Waldweg?
    Jetzt hielt der Wagen. Der
Motor wurde ausgeschaltet, und wieder breitete sich Stille aus unter Bäumen und
Büschen.
    „Ich sehe mal nach, wer da
ist“, sagte Tim. „Hüte du unseren Mustang!“
    Emely graste, ohne den Kopf zu
heben. Tim rannte über die Waldwiese und zwängte sich in die Büsche. Er hörte
murmelnde Stimmen. Sie näherten sich, und den beiden Männern schien die Luft
knapp zu sein. Sie keuchten.
    Tim bog Zweige beiseite. Hinter
den Büschen war das Gelände übersichtlich: gleichförmiger Laubwald, in den der
Blick weit hineinreichte. Eine sandige Forststraße führte vorbei. Dort stand
der Wagen, eine schwarze Limousine.
    Die beiden Insassen waren
ausgestiegen, näherten sich und — trugen einen dritten, einen reglosen, wenn
nicht gar leblosen Typ. Tim stockte der Atem.
    Der eine hatte die Beine des
Leblosen gefasst, der andere die Schultern. So schleppten sie ihn heran — zu
einem Feld hüfthoher Farne. Dort ließen sie ihn fallen wie einen Sack.
    Der eine war glatzköpfig, sein
Gesicht wie aus Brei geformt. Er prustete, wandte sich um und eilte zum Wagen
zurück.

    Der andere zögerte, blickte auf
den Leblosen, blickte zum Wagen, fluchte halblaut und fuhr sich mit der Hand
übers Gesicht. Er war rotblond, sein gleichfarbiger Schnurrbart wie eine
stachelige Bürste.
    „He, Edu!“, rief der Glatzkopf
vom Wagen her. „Komm endlich! Er ist tot. Ihm ist nicht mehr zu helfen.“
    „Ich weiß nicht. Ich bin mir
nicht sicher“, antwortete Edu. Aber dann folgte er seinem Kumpel.
    Was sind denn das für Sitten?!,
dachte Tim. Ein Wald ist doch kein Friedhof!
    Der Wagen wurde gestartet. Als er
abfuhr, brach Tim durch die Büsche. Geduckt rannte er unter die Bäume und
weiter zur Forststraße. Die Zulassungsnummer! Aber als er den richtigen
Blickwinkel hatte, war der Wagen schon zu weit entfernt. Immerhin einen Teil
des Kennzeichens konnte Tim entziffern. Im selben Moment verlangsamte der Wagen
sein Tempo. Hatten sie ihn entdeckt, im Rückspiegel bemerkt?
    „Tim! Was ist los?“
    Gaby war zu den Büschen
gekommen und blickte neugierig her.
    Um Himmels willen!, dachte er.
Dass sie nur den Toten nicht sieht. Ist kein Anblick für...
    „Tiiiiim!“, schrie Gaby. „Da...
da ..sie deutete auf die Farne, „liegt... ein... O Gott! Ist er tot?“
    „Geh zu Emely! Das ist hier
nichts für dich. Zwei Typen wie Beulenpest haben ihn dort entsorgt — wie
Biomüll! Mit meinem Super-IQ vermute ich ein Verbrechen.“
    Gaby starrte den Leblosen an.
Aber sie wich nicht. Tim wusste, Zureden würde vergebens sein.
    Er sah sich nach dem Wagen um.
Im Waldesschatten verlor sich die Forststraße zwischen Bäumen, die dichter
aneinander rückten. Dort endete der Blick. Die Limousine war nicht mehr zu
sehen.
    Tim beugte sich über den
Leblosen. Er war auch zu Lebzeiten kein Model gewesen. Ein hageres Gaulgesicht
mit fahler Haut. Das Haar war verschwitzt. Er trug einen grauen Overall, aus
dem oben — tatsächlich! — der Kragen eines Pyjamas herauslappte.
    Geschlossene Augen.
    Gaby zitterte und presste eine
Hand an den Mund, trat aber näher, obwohl sich ihre Knie wie Nebelschwaden
anfühlten.
    „Tim, der... kann noch nicht lange
tot sein. Er sieht... sieht so angestrengt aus.“
    Tim starrte auf den Hals des
Mannes. Pochte die Schlagader?
    Er überwand sich, streckte die
Hand aus, legte zwei Fingerkuppen an die richtige Stelle — und fühlte den Puls.
    „Gaby! Der ist nicht tot.“
    „Nein?“
    „Nein.“
    „Gott sei Dank!“ Seufzend ließ
sie die Hände sinken. „Er ist ja auch nirgendwo verletzt, nur sehr bleich. Aber
er braucht ärztliche Hilfe. Wir laden ihn auf den Buggy — und dann ab zum
Krankenhaus. Ich fasse mit an.“
    „Lass! Das schaffe ich allein.“
    Tim stemmte ihn hoch. Der Mann
war groß, aber nicht schwer, weil zaunlattendürr. Er roch irgendwie nach Moder.
Tim musste fest zupacken, denn ein Bewusstloser schlenkert und schlackert. Mit
dem Mann auf den Armen wühlte sich der TKKG-Häuptling durch die Büsche.
    Auf den Buggy mit ihm und los!
    Gaby fasste Emely am
Backenstück des Zaumzeugs und zog das Pony samt Buggy zum Weg, während Tim die
Zügel über die Laterne hängte. Gaby führte das Pferd. Tim ging neben dem
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