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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Diese Tiere sind sexy. Für die gibt es Stiftungen und Sweatshirts und Poster.«
    Boyd verfolgte einen Sandpfeifer mit dem Blick und überlegte.
    »Fünfzigtausend Pflanzen- und Tierarten sterben jedes Jahr aus, Ryan. Innerhalb eines halben Jahrhunderts könnte ein Viertel der Arten auf dieser Welt verschwunden sein.« Ich deutete auf den Ozean. »Und es passiert nicht nur dort drüben. Ein Drittel aller Pflanzen und Tiere in den USA sind vom Aussterben bedroht.«
    »Hol mal Luft.«
    Ich tat es.
    »Hör dir das an.« Ich las weiter und suchte dabei die passenden Zitate aus. »Mindestens vierhundertdreißig Arzneien, die Stoffe aus achtzig gefährdeten Arten enthalten, sind allein in den USA dokumentiert. Mindestens ein Drittel aller patentierten orientalischen und in den USA erhältlichen medizinischen Mittel enthalten Stoffe aus geschützten Arten.«
    Ich hob den Kopf.
    »Der illegale Handel mit Schwarzbärengallen wird allein in Kalifornien auf 100 Millionen Dollar pro Jahr geschätzt. Überleg dir das mal. Bärengalle ist pro Gramm mehr wert als Kokain, und Arschlöcher wie Dorton und Park wussten das. Außerdem wussten sie, dass sie nur einen Klaps auf die Finger bekommen, wenn Sie erwischt werden.«
    Ich schüttelte voller Abscheu den Kopf.
    »Hirsche werden wegen ihres Geweihbasts getötet. Sibirische Tiger werden wegen ihrer Knochen und ihres Penis gejagt. Seepferdchen werden getötet, weil man glaubt, dass sie gegen Haarausfall helfen.«
    »Seepferdchen?«
    »Nashörner werden erschossen, mit Stromschlägen getötet oder in Fallgruben gejagt, die mit angespitzten Bambusstangen gespickt sind, damit die Männer im Jemen daraus Dolchgriffe schnitzen können. Auf der ganzen Welt sind nur noch ein paar tausend Nashörner übrig, Ryan. Mein Gott, übers Internet kann man sich sogar geräucherte Gorillapranken bestellen.«
    Ryan stand auf und kauerte sich neben meinen Stuhl.
    »Das liegt dir sehr am Herzen.«
    »Es macht mich krank.« Ich ließ meinen Blick zu Ryans Augen wandern. »Im letzten Juni wurden in Singapur sechs Tonnen Elefantenelfenbein beschlagnahmt. Jetzt redet eine Gruppe südafrikanischer Länder davon, das Verbot des Elfenbeinhandels wieder aufzuheben. Warum? Damit Leute Schmuck aus Elefantenstoßzähnen machen können. Jedes Jahr töten die Japaner hunderte von Walen zu Forschungszwecken. Ja, richtig. Für eine Forschung, die auf dem Fischmarkt endet. Kannst du dir vorstellen, wie lange der evolutionäre Prozess dauerte, der unsere heutigen Tierarten schuf, und wie kurz die Zeitspanne ist, die wir brauchen, um sie auszurotten?«
    Ryan nahm mein Gesicht in beide Hände.
    »Wir haben mitgeholfen, dass etwas dagegen geschieht, Tempe. Park ist tot und Tyree sitzt. Die bringen keinen Bären und keinen Vogel mehr um. Es ist nicht viel, aber es ist ein Anfang.«
    »Es ist ein Anfang«, stimmte ich ihm zu.
    »Lass uns dranbleiben.« Ryans Augen waren so blau wie der Atlantik, und sein Blick ruhte auf meinem. »Du und ich.«
    »Meinst du das ernst, Ryan?«
    »Ja, das tue ich.«
    Ich küsste ihn, schlang ihm die Arme um den Hals und drückte meine Wange an seine.
    Dann löste ich mich von ihm, wischte ihm Sand von der Stirn und wandte mich wieder meiner Lektüre zu. Ich wollte einen Einstieg finden.
    Ryan lief mit Boyd eine Runde über den Strand.
    An diesem Abend aßen wir Shrimps und Krebse in den Docks von Shem Creek. Wir gingen in der Brandung spazieren, liebten uns und schliefen dann mit dem Klang von Ryans ewigem Ozean in den Ohren ein.

Von Dr. Kathy Reichs’ Schreibtisch
    Aus juristischen und moralischen Gründen kann ich über keinen der realen Fälle sprechen, die mich zu Mit Haut und Haar inspiriert haben, aber ich kann Ihnen von einigen Erlebnissen berichten, die zur Geschichte beigetragen haben.
     
    Monsieur Original
    Shakespeare sprach von »schnödem Mord« (Hamlet, 1,5) , aber nicht alle forensischen Anthropologiefälle sind eine Folge von Gewaltanwendung.
    Die unterschiedlichsten Knochen finden ihren Weg in mein Labor: Schädel, die als Trophäen aus fremden Ländern geschmuggelt wurden; Lehrskelette, die aus Biologiesälen verschwanden und auf wundersame Weise in Studentenheimen wiederauftauchten; die Überreste konföderierter Soldaten aus anonymen Gräbern; Haustiere, die in Hinterhöfen oder in den Hohlräumen unter Holzhäusern zur letzten Ruhe gebettet wurden.
    Es passiert jeden Tag. Knochen oder Leichenteile werden entdeckt. Die örtlichen Behörden, mit Fragen der Anatomie meist
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