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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Wie’s aussieht, hat Ihre Jüngste entbunden, den Balg in eine Decke gewickelt und als Feuerholz benutzt.
    Klasse, Brennan.
    Wamm! Die Optik-Zellen schickten ein neues Bild. Banks, der ein Foto aus einer rissigen Brieftasche zieht. Sechs braune Gesichter. Bürstenschnitte bei den Jungs, Zöpfe bei den Mädchen. Alle mit Zähnen, die zu groß sind für das Lächeln.
    Kamera zurückfahren.
    Der alte Mann strahlt das Foto an und behauptet hartnäckig, dass alle seine Kinder aufs College gehen würden.
    Taten sie das?
    Keine Ahnung.
    Ich zog meinen Labormantel aus und hängte ihn auf den Haken an meiner Tür.
    Falls die Banks-Kinder tatsächlich die UNC-Charlotte besucht hatten, als ich noch an der Fakultät war, dann hatten sie wenig Interesse an Anthropologie gezeigt. Ich hatte nur eins gesehen. Reggie, ein Sohn aus der Mitte der Nachwuchschronologie, hatte meinen Kurs über die Evolution des Menschen belegt.
    Die Gedächtniszellen präsentierten mir einen schlaksigen Jungen mit Baseballkappe, das Schild nach hinten, das Verbindungsband knapp über den rasiermesserscharfen Augenbrauen. Letzte Reihe im Hörsaal. Intellekt Eins, Mitarbeit Drei minus.
    Wie lange war das her? Fünfzehn Jahre? Achtzehn?
    Ich hatte zu der Zeit mit sehr vielen Studenten gearbeitet. Damals konzentrierte sich meine Forschung auf den Tod in der Vorzeit, und ich hatte mehrere Seminare abgehalten.
    Bioarchäologie. Osteologie, Primatenökologie.
    Eines Morgens war eine meiner ehemaligen Anthropologiestudentinnen in meinem Labor aufgetaucht. Als Detective des Morddezernats der Polizei von Charlotte-Mecklenburg brachte sie mir Knochen, die aus einem flachen Grab geborgen worden waren. Könne ihre frühere Professorin feststellen, ob diese Überreste die eines vermissten Kindes seien?
    Ich konnte es. Sie waren es.
    Dieser Fall war mein erster Kontakt mit gerichtsmedizinischer Arbeit. Heute halte ich nur noch ein Seminar ab, und zwar in forensischer Anthropologie, und ich wechsle zwischen Charlotte und Montreal hin und her, wo ich für die jeweiligen Polizeibehörden als forensische Anthropologin tätig bin.
    Die Geografie war ein Problem gewesen, als ich noch in Vollzeit unterrichtete, und erforderte eine komplexe Choreografie innerhalb des akademischen Kalenders. Heute reise ich, bis auf die Dauer dieses einen Seminars, hin und her, wie die Fälle es erfordern. Ein paar Wochen im Norden, ein paar im Süden, länger, wenn die Arbeit am Fall oder Aussagen vor Gericht es erfordern.
    North Carolina und Quebec? Eine lange Geschichte.
    Meine akademischen Kollegen nennen das, was ich tue, »angewandte Anthropologie«. Mithilfe meines Wissens über Knochen entlocke ich Kadavern oder Skeletten oder Teilen davon, die in einem zu schlechten Zustand für eine Autopsie sind, relevante Details. Ich gebe den Skelettierten, den Verwesten, den Verbrannten und den Verstümmelten, die ansonsten in anonyme Gräber kommen würden, ihre Namen zurück. Bei einigen stelle ich Art und Zeitpunkt ihres Todes fest.
    Von Tamelas Baby war nur ein Becher verkohlter Fragmente geblieben. Ein Holzofen macht keinen Unterschied zwischen einem Scheit und einem Neugeborenen.
    Mr. Banks, es tut mir sehr Leid, aber …
    Mein Handy klingelte.
    »He, Doc, ich parke vor der Tür.« Skinny Slidell. Von allen vierundzwanzig Detectives des Kapitalverbrechen- und Morddezernats der Polizei von Charlotte-Mecklenburg derjenige, den ich am wenigsten mochte.
    »Bin gleich unten.«
    Ich hatte mehrere Wochen in Charlotte verbracht, als der Tipp eines Informanten zu der schockierenden Entdeckung in dem Holzofen führte. Die Knochen kamen zu mir. Slidell und sein Partner ermittelten wegen Mordes. Sie hatten den Tatort durchsucht, Zeugen aufgespürt, Aussagen aufgenommen. Alles führte zu Tamela Banks.
    Ich hängte mir Handtasche und Laptop über die Schulter und ging nach draußen. Unterwegs steckte ich den Kopf in den Autopsiesaal. Larabee schaute von seinem Schussopfer hoch und wedelte warnend mit latexverhülltem Zeigefinger.
    Ich antwortete mit übertriebenem Augenverdrehen.
    Das Institut des Mecklenburg County Medical Examiner, kurz MCME, befindet sich an einem Ende eines nichts sagenden, verklinkerten Schuhkartons, der ursprünglich ein Sears-Garten-Center war. Das andere Ende beherbergt ausgelagerte Büros der Polizei von Charlotte-Mecklenburg. Ohne jeden architektonischen Charme bis auf die leicht abgerundeten Ecken, ist das Gebäude von genug Asphalt umgeben, um ganz Rhode Island zu
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