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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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versiegeln.
    Als ich durch die gläserne Doppeltür trat, sog meine Nase einen Geruchscocktail aus Auspuffgasen, Smog und heißem Asphalt ein. Die Mauern des Gebäudes und die Klinkertreppe, die es mit einem schmalen Ausleger des Parkplatzes verband, strahlten Hitze ab.
    Hot town. Summer in the City.
    Auf der Grünfläche auf der anderen Seite der College Street saß eine schwarze Frau an eine Platane gelehnt, die elefantösen Beine weit von sich gestreckt. Sie fächelte sich mit einer Zeitung Luft zu und diskutierte angeregt mit einem unsichtbaren Gegenüber.
    Ein Mann in einem Trikot der Hornets schob einen Einkaufswagen in Richtung des Bezirksverwaltungsgebäudes den Bürgersteig entlang. Kurz hinter der Frau blieb er stehen, wischte sich mit der Ellbeuge über die Stirn und kontrollierte seine Fracht aus Plastiktüten.
    Als der Mann mit dem Karren meinen Blick bemerkte, winkte er. Ich winkte zurück.
    Slidells Ford Taurus schnurrte im Leerlauf am Ende der Treppe, die getönten Scheiben waren geschlossen, die Klimaanlage voll aufgedreht. Ich stieg die Stufen hinunter, öffnete die Fondtür, schob Aktenordner, ein paar Golfschuhe, in denen Musikkassetten steckten, zwei Tüten von Burger King und eine Tube mit Sonnencreme beiseite und legte meinen Computer auf den so geschaffenen Freiraum.
    Erskine »Skinny« Slidell betrachtete sich zweifellos als »alte Schule«, obwohl Gott allein wusste, welcher Institution genau er sich zugehörig fühlte. Mit seinen nachgemachten Ray Bans, dem Camel-Atem und seiner vulgären Ausdrucksweise machte sich Slidell unfreiwillig zur Karikatur eines Hollywood-Bullen. Die Leute sagten, er würde sehr gute Arbeit leisten. Mir fiel es schwer, das zu glauben.
    Dirty Harry hatte gerade, die Lippen verzogen wie ein verängstigter Affe, seine unteren Schneidezähne im Rückspiegel betrachtet. Er zuckte zusammen, als ich die Fondtür öffnete, und seine Hand schnellte zum Rückspiegel. Als ich mich auf den Beifahrersitz setzte, justierte er ihn mit der Sorgfalt eines Astronauten, der die Ausrichtung des Hubble-Teleskops korrigiert.
    »Doc.« Slidells falsche Ray Bans blieben auf den Rückspiegel gerichtet.
    »Detective.« Ich nickte, stellte meine Handtasche vor meine Füße und schloss die Tür.
    Als Slidell schließlich mit der Ausrichtung des Spiegels zufrieden war, ließ er die Hände sinken, legte den Gang ein, überquerte den Parkplatz und schoss über die College Street auf die Phifer.
    Wir fuhren schweigend. Obwohl die Temperatur im Auto zwanzig Grad niedriger war als draußen, hing ein sehr spezieller Geruch schwer in der Luft. Alte Whoppers und Pommes. Schweiß. Sonnenöl. Die Bambusmatte, auf der Slidell sein üppiges Hinterteil platziert hatte.
    Skinny Slidell selbst. Der Mann roch und sah aus wie das Nachher-Foto auf einem Plakat gegen Zigarettenkonsum. In den eineinhalb Jahrzehnten, die ich nun schon für den Medical Examiner des Mecklenburg County tätig war, hatte ich mehrfach das Vergnügen gehabt, mit Slidell zu arbeiten. Seine Gesellschaft war immer wie ein Spaziergang durch die Allee der Ärgernisse gewesen. Dieser Fall versprach Ähnliches.
    Das Haus der Banks stand in Cherry, knapp südöstlich der I-277, Charlottes Version einer inneren Ringstraße. Cherry hatte, im Gegensatz zu vielen innerstädtischen quartiers , keine solche Renaissance genossen wie Dilworth und Elizabeth, seine westlichen und nördlichen Nachbarn, sie erlebt hatten. Während sich diese Viertel integriert und mehr und mehr Yuppies angelockt hatten, war es mit Cherry bergab gegangen. Doch die Gemeinde blieb ihren ethnischen Wurzeln treu. Sie war immer schon schwarz gewesen und war es auch heute noch.
    Innerhalb weniger Minuten fuhr Slidell an einer Auto-Bell-Waschanlage vorbei, bog von der Independence nach links in eine schmale Straße und dann nach rechts in die nächste ein. Dreißig, vierzig, ja hundert Jahre alte Eichen und Magnolien warfen Schatten auf bescheidene Holz- oder Ziegelhäuser. Rasensprenger tickten und surrten oder lagen stumm am Ende von Gartenschläuchen. Fahr- und Dreiräder waren über Gärten und Fußwege verstreut.
    Etwa auf halber Höhe des Blocks fuhr Slidell an den Bordstein und deutete mit dem Daumen auf einen kleinen Bungalow mit Gaubenfenstern auf dem Dach. Die Seitenwände waren braun, die Zierkanten weiß.
    »Schon was anderes als das Rattennest, in dem das Baby gegrillt wurde. Dachte schon, ich hole mir die Krätze, als ich diesen Sauhaufen durchsuchen
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