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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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ansonsten bis zur Selbstpreisgabe anhänglich ist und über den todsicheren Instinkt einer Brieftaube verfügt,
    1 verkleideten Detective Inspector von Scotland Yard, dessen Verkleidung jeder durchschaut, weil er z. B. in fischarmer Gegend mit einer Angel herumläuft, die er nicht einmal zu tragen versteht, und ein Pseudonym benutzt, das jedem Leser von William M. Thackerays »Jahrmarkt der Eitelkeiten«, einem der populärsten Bücher Englands, sofort auffallen muss,
    1 unter dem weiblichen Pseudonym Annette de la Tour schreibenden Autor von Detektivromanen, der seine Plots in Form von Charaden und Pantomimen in Feld und Wald auszuprobieren pflegt,
    1 sehr »Wilkie-Collinsisches« düsteres Familiengeheimnis in hochadligen Kreisen,
    1 sein eigenes Erzählen bisweilen in geradezu Thomas-Mannscher Weise kommentierenden auktorialen Erzähler,
    1 Showdown voller Slapstickgags, bei dem u. a. der Poltergeist und der »normale Exhibitionist« eine Rolle spielen,
    rühre dies alles auf reichlich zweihundert Seiten gründlich durcheinander und dekoriere es am Ende noch mit einem zwar lange vorbereiteten, aber dennoch überraschenden Schlussgag, und man hat einen klassischen Detektivroman aus Edmund Crispins alias Bruce Montgomerys bester Zeit.
    Zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Michael Innes, der es unter seinem wirklichen Namen John Innes Mackintosh Stewart bis auf einen Lehrstuhl in Oxford gebracht hat und dem sein Schüler Crispin wohl in Gervase Fen – der von sich selber ganz richtig feststellt, er sei der einzige Literaturwissenschaftler in der gesamten Detektivliteratur, der den Detektiv spielt – ein Denkmal gesetzt hat, gilt Crispin als der letzte Ritter des legendären Golden Age, des goldenen Zeitalters des Detektivromans. In unterschiedlicher Weise haben Autoren von G. K. Chesterton, Agatha Christie, Dorothy L. Sayers, S. S. Van Dine und Earl Derr Biggers über Ellery Queen, Phoebe Atwood Taylor und John Dickson Carr bis zu Josephine Tey, Michael Innes und Edmund Crispin aus der »Eisenbahnliteratur« – man kaufte sie in Nottingham und warf sie an Paddington Station in den Papierkorb – eine Kunstform sui generis gemacht, den klassischen Detektivroman.
    Eines seiner wesentlichen Merkmale ist das Fairness-Gebot: Dem Leser muss jeder Clue gezeigt werden, aber so, dass er ihn nicht bemerkt, schließlich will er ja, wie Chesterton einmal gesagt hat, verblüfft werden, wenn auch auf faire Weise.
    Das Fairness-Gebot – beim Eintritt in den legendären Club der Detektivromanautoren musste man unter anderem feierlich schwören, den Lesern niemals einen wichtigen Hinweis vorzuenthalten, geht letztlich auf Edgar Allan Poe zurück, der es in seiner Besprechung von Dickens’ »Barnaby Rudge« moniert hat, dass der Autor selber eine Frau Witwe nenne, die nach Auflösung des Plots gar keine sei: Alle Gestalten dürfen lügen, auch ein Ich-Erzähler – Christies berühmter »Mord an Roger Ackroyd« –, der Autor aber nicht.
    In derselben Rezension spricht Poe ein damit verwandtes Problem an: Wenn der Autor zu ehrlich ist, kann der Leser die Lösung erraten, wie das Poe bei dem in Fortsetzungen erschienenen Dickens-Roman gelungen sein will. Dann wird jedoch der Kommunikationsprozess gestört, indem der Autor ein Rätsel zu konstruieren meint, dessen Lösung der Leser längst kennt. Der Autor erzählt vom Pferd, und der Leser sieht längst einen Esel vor sich.
    Nun – Edmund Crispin hält jeden Clue sehr ehrlich hoch und zeigt ihn, so dass in der Tat der Leser die Lösung finden kann. Aber selbst dann – das Vergnügen an einem der skurrilsten, witzigsten, absurdesten und britischsten Bücher aller Zeiten wird dadurch nicht geschmälert. Wenn es stimmt, dass die Qualität eines Detektivromans zu je einem Fünftel auf einem originellen Detektiv, einem sauberen Plot, interessanten Figuren, gutem Stil, einer gesunden Portion Humors und einer überraschenden Lösung beruht – ich weiß, ich weiß, das sind sechs Fünftel, aber so ist das nun einmal beim Detektivroman –, so kommt dieses Meisterwerk Crispins allemal auf seine Punkte.
    Ist auch die Lösung nicht überraschend, so ist es jedenfalls der Schluss, der das Ende von Crispins letztem und – das ist bei Kritikern umstritten, einige meinen, er habe hier des Guten zuviel getan – bestem Detektivroman, »The Glimpses of the Moon«, vorwegnimmt. Jeder Detektivromanautor des Golden Age hat davon geträumt, den so perfekten Detektivroman zu schreiben, dass er
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