Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Lippenlesens lernt, bringt man sie leicht durcheinander und verwischt sie.
    Von diesem Punkt an war alles klar. Wenn man Lippenlesen kann und über einen Feldstecher verfügt, kann man Gespräche verfolgen, die Hunderte von Metern entfernt geführt werden. Die Gästezimmer der Herberge gehen auf jene Anhöhe hinaus, auf der Bussy und ich unsere Verabredung trafen. Vermutlich hielt Jane sich in einem dieser Zimmer auf und stand im entscheidenden Moment am Fenster.
    Sie selbst hat Bussy nicht ermordet, denn sie war zum fraglichen Zeitpunkt bewusstlos. Folglich musste sie eine andere Person oder mehrere andere Personen über mein Gespräch mit Bussy informiert haben. Und ihr blieb nur wenig kostbare Zeit dafür, denn zehn Minuten später wurde sie von einem Lastwagen angefahren und verlor für vier Tage das Bewusstsein. Das schränkte den Kreis der Verdächtigen erheblich ein. Die einzigen Personen, denen Jane Persimmons in dem kurzen Zeitraum zwischen jener fatalen Unterredung und dem Unfall nahe kam, waren Myra, Jacqueline und Wolfe. Sie hatte keine Zeit gehabt, etwas aufzuschreiben. Myra und Jacqueline konnte ich aus vier veschiedenen Gründen ausschließen. Diese Gründe lauteten: 1. Bei Mrs. Lamberts Erpresser handelte es sich mit Sicherheit um einen Mann, einen ehemaligen Kunden. 2. Sowohl Myra als auch Jacqueline besaßen für den Zeitpunkt, an dem Bussy ermordet wurde, ein hieb- und stichfestes Alibi. 3. Der gesunde Menschenverstand sagte, dass sie unmöglich Komplizinnen des Mörders waren. 4. Wenn sie unschuldig waren und Jane ihnen von meiner Unterredung mit Bussy erzählt hatte, hätten sie keinen Grund gehabt, im Nachhinein Stillschweigen darüber zu bewahren. Folglich hatte Jane sich ihnen nicht anvertraut. Und da sie sich zweifellos jemandem anvertraut hatte , konnte dieser Jemand nur Wolfe sein.«
    Fen hielt inne, und Mr. Judd sagte:
    »Meiner Ansicht nach klingt das vollkommen einleuchtend. Und absolut zweifelsfrei bestätigt wurde es von dem Anschlag auf Jane Persimmons’ Leben. Ich nehme an, dass dieser Anschlag in dem Augenblick notwendig wurde, als klar war, dass der Plan, Elphinstone in die Sache hineinzuziehen, fehlschlug.«
    »Genau«, sagte Fen. »Zunächst schien es, als würde Jane von selbst sterben. Als aber ihr Überleben immer wahrscheinlicher wurde, sah Wolfe sich gezwungen, sie zum Schweigen zu bringen. Denn falls sie überlebte, wäre sie in der Lage, die für Wolfe absolut fatale Information preiszugeben, dass er von meiner Verabredung mit Bussy gewusst hatte.«
    »Und der Feldstecher?«, fragte Mr. Judd. »Ich nehme an, dass sie ihn an jenem Tag während eines Spaziergangs fand und mitnahm, um ihn später dem Pfarrer zurückzugeben.«
    »Genau. Und Wolfe nahm ihn aus ihrem Zimmer mit, als er es nach dem Abend des Unfalls durchsuchte.«
    Myra fragte: »Dann, mein Lieber, war er es, der den Feldstecher abwischte und im Arbeitszimmer des Pfarrers hinstellte?«
    »Ja. Er wollte gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, Jane könnte taub sein und somit in der Lage, von der Verabredung am Golfplatz erfahren und dieses Wissen an ihn weitergereicht zu haben.«
    »Es gibt da nur eine Sache, die ich nicht verstehe«, sagte Mr. Judd. »Ich kann mir schon vorstellen, wie Jane Ihre Unterhaltung mit Bussy einfach so, aus reiner Neugier, ›mitanhört‹. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wieso sie Wolfe davon erzählen sollte.«
    Fen lächelte. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich zu jenem Zeitpunkt ein völlig Fremder für sie war – und Bussy ganz definitiv nicht der, der er zu sein vorgab. Sie konnte nicht ahnen, dass wir trotz unseres grotesken Auftretens das Gesetz vertraten. Ganz im Gegenteil, für sie müssen wir ausgesehen haben wie besonders verdächtige Gestalten. Und bis die Kirchturmuhr sechs schlug und Myra sie störte, hörte – oder vielmehr, sah – sie Folgendes:
    ›Ich hatte nicht gehofft, dich so leicht zu finden. Fen, ich brauche Hilfe. Du musst mir helfen. Leider ist ein kleines Risiko dabei, aber das wird dich kaum stören.‹
    ›Nein, das sollte mich kaum stören.‹
    ›Gut. Selbstverständlich geht es um die Sache mit der Lambert. Ich schaffe es nicht ohne Hilfe. Leider kann ich dich jetzt über die Einzelheiten nicht informieren, weil ich den Zug bekommen muss.‹
    ›Du reist ab?‹
    ›Zum Schein, ja. Ich will, dass man denkt, ich sei nach London zurückgefahren. Nach Einbruch der Dunkelheit werde ich aber wieder herschleichen, und du musst mich treffen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher