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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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hatte er vor, diese Maßnahmen zu umgehen und die Sache zu einem Ende zu bringen. Doch gestern Morgen hatte ich von der Auflösung des Falles schon eine ungefähre Vorstellung. Ich brauchte nur noch etwas Zeit, um einige lose Fäden zu verknüpfen, deswegen besuchte ich Wolfe und tischte ihm eine lange, komplizierte Geschichte auf, nach der Myra Bussy ermordet hatte – entschuldigen Sie, Myra! –, um ihn so in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert hat oder nicht, aber jedenfalls hat es mir eine Atempause verschafft. Als er sich mit dem Haftbefehl konfrontiert sah, verließen ihn die Nerven, und dann« – Fen zuckte mit den Schultern – »nun, den Rest kennen Sie ja.«

Kapitel 23
    Als er geendet hatte, machte sich längeres Schweigen breit. Es wurde dunkel. Das zunehmende Licht des leicht abnehmenden Mondes vertrieb die letzten roten Ausläufer des Sonnenuntergangs am westlichen Horizont. Die Vögel hatten ihren abendlichen Abschiedsgruß gezwitschert und waren verstummt. Ein Hauch von Silber legte sich auf die Baumkronen. Alle Farben verblassten, und zurück blieb nur ein Schattenspiel aus Schwarz-weiß. In einem nahe gelegenen Wäldchen beklagte Philomele, zerfließend vor Schmerz, die Untreue des Tereus und die unteilbaren Freuden der Prokne.
    Ein wenig steif rappelte Myra sich auf. »Feierabend, meine Herren«, rief sie. »Feierabend, meine Herren, bitte .«
    Bedächtig leerten die Dorfbewohner ihre Gläser und machten sich auf den Weg. Ihre Stimmen verhallten auf der Straße.
    »Ich sag’s dir doch, Fred, die Ketsch da luvt an.«
    »Ich will verdammt sein, wenn Bert überhaupt weiß, was anluven is.«
    »Ah. Sag uns mal, was das is, Bert.«
    »Naja, luven, das ist, wenn ’ne Yacht im Zickzack fährt, um vor dem Wind zu sein.«
    »Kreuzen meint er.«
    »Wenn ich kreuzen meine, sage ich verdammt noch mal kreuzen.«
    »Jetzt schau mal, die Brigg dort …«
    Die Stimmen versanken in der Ferne. Auf dem Rasen des Gasthofes blieb nur die um Fen gescharte Gruppe zurück, die von der aufsteigenden Magie der Sommernacht eingelullt wurde und so armseligen Kleinkram wie das Einhalten gesetzlich vorgeschriebener Schankzeiten völlig vergaß. Während er vor Anstrengung leise stöhnte, erhob sich Mr. Judd und ging zum Fenster der Bar hinüber, um mit Jacqueline zu sprechen. Sein Interesse an Politik, dachte Fen bei sich, war scheinbar ebenso schnell verpufft, wie es aufgeflackert war. Wie durch wundersame Metamorphose hatte er sich in den sanftmütigen, schüchternen Mann zurückverwandelt, dessen unscheinbares Äußeres die blühende Fantasie einer Annette de la Tour beherbergte.
    Nachdem er sich mühsam geräuspert hatte, sagte Captain Watkyn:
    »Es ist vielleicht ganz gut, dass die Sache so ausging. Hat eine Menge Ärger und Kosten gespart. Und man weiß ja nie, was passiert, wenn solche Fälle vor Gericht landen. Meiner Ansicht nach stehen unsere Gerichte im Dienst der Ungerechtigkeit.«
    »Oder im Dunst der Ungerechtigkeit«, meinte Fen. »Myra, haben Sie Champagner?«
    »Mein Lieber, im Keller liegt ein halbes Dutzend Flaschen Heidsieck.«
    »Dann wollen wir die jetzt köpfen. Ich brauche Aufheiterung.«
    »Na, das passt doch wunderbar, oder?«, entgegnete Myra. »Wo sich doch Diana und Lord Sanford verlobt haben, und jetzt auch noch Mr. Judd und Jacqueline.«
    »Mr. Judd und Jacqueline?« Fen war erschrocken.
    »Oh ja, mein Lieber, wussten Sie das noch nicht? Er hat heute Nachmittag um ihre Hand angehalten, und sie hat ja gesagt.«
    »Jacqueline wirft sich weg«, sagte Fen empört.
    »Aber, mein Lieber, das tun beim Heiraten auf die eine oder andere Weise doch alle, oder?«
    »Kann schon sein«, sagte Fen gequält. »Myra, was ist mit Samuel passiert? Haben Sie angesichts dieses übel stinkenden Hühnchens nachgegeben?«
    »Habe ich nicht.« Myra gab sich entschlossen. »Und der arme alte Samuel hat seitdem sein Waterloo erlebt.«
    »Sein Waterloo?«
    »Seine Frau«, sagte Myra, »hat ihm den Kiefer gebrochen.«
    »Gütiger Gott!« Diese brutale Information rüttelte Fen für einen Augenblick auf. »Meiner Ansicht nach hat er nichts anderes verdient, aber trotzdem … Sie hat doch nicht etwa versucht, Sie anzugreifen?«
    »Oh nein, mein Lieber. Sie war nicht böse auf mich. Sie schaute herein, um in aller Freundschaft mit mir darüber zu reden. ›Ich hab ja nichts dagegen, wenn er sich mit den Dorfschönheiten im Stroh wälzt‹, sagte sie, ›aber ich werde nicht
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