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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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stellen Sie sich vor, ich würde merken, dass Sie in mir jenen Menschen vermuten, der Kenntnis von Ihrer anrüchigen Vergangenheit hat. Und stellen Sie sich weiterhin vor, dass ich beschließe, dass Sie sterben müssen, bevor Sie mich an die Polizei verraten können. Was würde ich unter diesen Umständen auf gar keinen Fall tun? Die Antwort ist offensichtlich: Wahrscheinlich würde ich mich nicht für eine Methode entscheiden, die Ihnen bequeme zwölf Stunden Zeit lässt, mich zu verraten – zum Beispiel, Ihnen per Post vergiftete Pralinen zu schicken. Wenn ich Sie umbringen will, muss es natürlich so rasch wie möglich geschehen, ansonsten werden die Gründe, aus denen ich Sie umbringen will, hinfällig.
    Der Erpresser von Mrs. Lambert entschied sich jedoch für die Methode mit den vergifteten Pralinen. Daraus ließ sich einstweilen ableiten, dass er nicht befürchtete, vor dem Eintreten der Wirkung des Giftes von der Polizei enttarnt zu werden. Und warum nicht? Mrs. Lamberts Ehemann war nicht zu Hause, aber sie war bereits einmal zur Polizei gegangen, allein, um von der Erpressung zu berichten. Es sprach nichts dagegen, genau das noch einmal zu tun. Das Einzige, was mir einfiel, was doch dagegen sprach, war die Tatsache, dass der Erpresser, dieser Geist aus ihrer Vergangenheit, ein Beamter der hiesigen Polizei war, vermutlich sogar ihr Chef. Dann bliebe Mrs. Lambert niemand, an den sie sich hätte wenden können – niemand außer ihrem Mann, der nicht zugegen war. Immerhin ist der Umstand, wegen einer Vergangenheit als Prostituierte erpresst zu werden, nicht etwas, was man einfach so erzählt, selbst seinen besten Freunden. Und auch wenn Sie meinen, sie hätte sich mit ihrer Geschichte an eine andere Polizeidienststelle in irgendeinem anderen Distrikt wenden können, müssen Sie sich nur einmal vorstellen, wie Sie einem Superintendenten erklären wollen, dass Sie von einem anderen Superintendenten erpresst werden, um zu verstehen, dass man dieses Vorhaben nicht auf die leichte Schulter nimmt. Mrs. Lambert entschied, die Rückkehr ihres Mannes abzuwarten, bevor sie weitere Schritte unternahm. Auf ihre Entscheidung konnte Wolfe sich hundertprozentig verlassen, als er die vergifteten Pralinen abschickte. Also starb sie, und ihr Wissen starb mit ihr.
    Ich behaupte natürlich nicht, dass meine Schlussfolgerungen zwingend gewesen wären. Sie wurden jedoch von dem Umstand bestätigt, dass Bussy, wie er mir erzählte, Beweise gesammelt hatte oder im Begriff war, solche Beweise zu sammeln, die zum gleichen Ergebnis führten. Und aus diesem Grunde musste auch er sterben. Worin diese Beweise bestanden, und was Bussy mit seiner demonstrativen Abreise und heimlichen Wiederkehr bezweckt hatte, werden wir nie erfahren. Wolfe betrachtete es jedoch als ausreichend, um in Bussys Tod eine schreiende Notwendigkeit zu sehen.
    Sie werden sich daran erinnern, dass wir, als die Hinweise in Zusammenhang mit dem Mord an Bussy ausgewertet waren und es als erwiesen galt, dass der ganze Zirkus um Elphinstones Täterschaft eine Inszenierung war, vor einem entscheidenden Problem standen: Woher hatte der Mörder gewusst, dass Bussy überhaupt in der Hütte am Golfplatz auftauchen würde? Wie kam er darauf, alle Vorbereitungen zu treffen und Bussy an einem dermaßen unwahrscheinlichen Ort in einen Hinterhalt zu locken? Das Treffen war erst bei meiner zufälligen Begegnung mit Bussy verabredet worden, und ich selbst hatte den Ort ganz zufällig ausgewählt und vorgeschlagen. Der Mörder konnte folglich vor diesem Augenblick nicht davon gewusst haben. Und danach … Nun, ich hatte mit niemandem darüber gesprochen, und es wäre widersinnig gewesen anzunehmen, Bussy hätte es getan. Auch hatte es keine Möglichkeit gegeben, unser Gespräch zu belauschen. Was war also geschehen?
    Erst der Anschlag auf Jane Persimmons’ Leben öffnete mir die Augen, und nach dem Zwischenfall mit dem verschwundenen Feldstecher, der später auf wundersame Weise, abgewischt und frei von Fingerabdrücken, wieder auftauchte, hatte ich den Fall schließlich durchschaut. Ich hatte endlich begriffen, dass Jane Persimmons taub ist. Deswegen war sie vor einen besonders lauten Lastwagen gelaufen; deswegen schaute sie einen, von den Lippen ablesend, bei jeder Unterhaltung so aufmerksam an; deswegen klang ihre Aussprache in unseren Ohren ein wenig fremdartig – Konsonanten derselben Gruppe sehen nämlich bei der Aussprache gleich aus, und wenn man das Sprechen nur anhand des
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