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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel
Autoren: Marie Louise Fischer
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als ob es gar nichts gäbe, das sie verband! Es war doch nicht möglich, daß ein einziger kleiner Streit alles vernichten konnte, was sie in zwanzig Jahren mühsam errichtet hatten! Oskar mußte wieder kommen, er mußte einfach!
    Aber er kam nicht.
    Einsam saß Therese am hübsch gedeckten Mittagstisch. Aber sie konnte keinen Löffel Suppe, keinen Bissen Fleisch hinunterwürgen, sie konnte sich nicht einmal dazu zwingen, als es galt, dem Mädchen gegenüber den Schein zu wahren.
    Und dann endlich ging die Klingel, Therese selbst stürzte an die Türe, vielleicht war es wenigstens eine Nachricht von Oskar! Aber es war weder ein Bote von ihm noch er selber, es war Liselotte Klaus, die Einlaß begehrte.
    »Sie?«
    »Ja, gnädige Frau, bitte, ich muß... ich möchte...«
    »Hat mein Mann Sie geschickt?«
    »Nein!« erwiderte Liselotte, und das letzte Fünkchen Hoffnung in Therese verglomm.
    »Ich wüßte nicht...«, erklärte sie abwesend und wütend auf sich selber, daß sie ausgerechnet dieser Liselotte Klaus Einblick in ihr Gemüt gewährt hatte.
    »Doch, bitte, ich muß Sie sprechen! Es ist wichtig!«
    »Kommen Sie herein!« Mit sehr reservierter Miene ließ Therese den ungebetenen Gast eintreten.
    »Ich weiß nicht, ob Sie wirklich eine Scheidung wünschen...«, begann Liselotte.
    Therese fiel ihr ins Wort. »Ihretwegen also? Na, dann darf ich wohl gratulieren!«
    »Glauben Sie, daß es klug ist, sich jetzt auch noch mit mir anzulegen?«
    »Ich habe Sie weder um Ihren Besuch noch um Ihre Ratschläge gebeten!«
    »Ich freue mich jedenfalls, daß Sie so obenauf sind, obwohl Sie Ihren Gatten glücklich aus dem Hause vertrieben haben!«
    »Was unterstehen Sie sich?« rief Therese empört. »Mit welchem Recht...?
    »Nächstenliebe«, erklärte Liselotte, »reine Nächstenliebe.«
    »Sie unverschämte Person!«
    »Ich kann nichts Unverschämtes dabei finden, daß ich mich erkundige, ob Sie sich jetzt glücklich fühlen!«
    »Sie wollen sich wohl an meiner Niederlage noch weiden, wie? Es genügt Ihnen nicht, daß Sie mir meinen Mann genommen haben, Sie müssen auch noch...«
    »Danke, das genügt. Sie sind also nicht glücklich! Übrigens braucht man Sie ja nur anzusehen, um zu wissen, was mit Ihnen los ist.«
    Therese hätte jetzt gerne eine passende Antwort gegeben, eine recht beißende, geradezu vernichtende, aber da kamen ihr schon wieder die Tränen, und wie ein Häuflein Unglück brach sie schluchzend zusammen. »Ich wollte doch nur...“
    »Aber Sie haben!« Liselotte ließ sich nicht beirren. »Darauf kommt es an. Sie haben!«
    »An allem ist diese »Tante Hedwig< schuld«, schluchzte Therese, »hätte ich ihr doch bloß nicht geschrieben!«
    »Auch das noch!« Liselotte wurde allein durch die Erwähnung dieses Namens rot vor Scham. Sie war glücklich, daß Therese viel zu sehr in ihrem eigenen Schmerz befangen war, um darauf zu achten. »Und diese Person hat Ihnen geraten...!«
    »Ja, mich scheiden zu lassen! Man könnte mir nicht zumuten, mit einem Mann wie Oskar länger zusammenzuleben... und... und...«
    »Und dann? Sind Sie denn ganz und gar von Sinnen? Glauben Sie denn, daß diese Tante Hedwig Ihnen die Verantwortung für Ihre Entschlüsse abnehmen könnte?«
    »Ich wollte ja gar nicht! Es war ja nicht mein Ernst! Ich wollte ihn ja nur, ich dachte, er hätte es verdient, wenn ich ihn ein bißchen...« Thereses Worte erstickten in verzweifeltem Schluchzen.
    »Ach so! So war das also! Sie wollten ihn nur ein bißchen ärgern, nicht wahr? Aber diesmal sind Sie zu weit gegangen. Ganz entschieden zu weit!«
    »Ich bin ja so unglücklich!«
    »Nun weinen Sie nicht! Hören Sie doch auf zu weinen, das nützt nichts!’«
    »Jetzt wird er Sie heiraten, nicht wahr? So etwas habe ich immer schon gefürchtet! Sie sind ja auch viel jünger, und ich habe eben alles falsch gemacht!«
    »Nein, ich werde ihn bestimmt nicht heiraten. Da können Sie ganz ohne Sorge sein!«
    »Nicht?« Therese vergaß vor Überraschung zu schluchzen.
    »Nein! Ich liebe ihn nicht, und außerdem, ich glaube nicht, daß man sein Glück auf dem Unglück eines anderen Menschen aufbauen kann, das werden Sie doch sicher verstehen.«
    »Warum sind Sie dann zu mir gekommen!?«
    »Weil ich weiß, daß er Sie verlassen hat, und weil ich dachte, nun, ich dachte, daß sich jemand um Sie kümmern müßte!“
    »Das ist sehr lieb von Ihnen, Fräulein Liselotte. Ich danke Ihnen.«
    »Reine Nächstenliebe, das habe ich Ihnen bereits einmal gesagt!«
    »Aber,
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