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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
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Ranghöchste zögerte, dann zuckte er mit den Achseln. »Heißes Geld in einer 16-mm-Filmdose. Das wurde uns gesagt. Wir bekamen einen Hinweis. Dem mußten wir nachgehen.«
    »Da hat Sie jemand auf den Arm genommen. Seh ich aus wie ein Devisenschmuggler?«
    »Heutzutage, Mr. Halliday, sieht jeder aus wie ein Devisenschmuggler. Sie würden staunen.«
    »Was hätten Sie gemacht, wenn ich eine Dose mit einem belichteten Film dabeigehabt hätte?«
    »Wir hätten ihn zur weiteren Untersuchung einbehalten. Da Sie geleugnet haben, so etwas mitzuführen, hätten wir selbstverständlich das Recht gehabt, mißtrauisch zu sein. Wir hätten vermutet, der Hinweis sei aus Gehässigkeit gegeben worden. Wenn Sie einen Film dabeigehabt hätten, hätten wir auf Porno getippt.«
    Am nächsten Tag rief mich Barbara an, um mir mitzuteilen, das Luftfracht-Päckchen aus Frankfurt sei sicher in ihrem Büro angekommen; die Filmdose sei ungeöffnet und in Sicherheit. Ich bat sie, dem Produzenten Bescheid zu sagen, damit er ihn abholen und entwickeln lassen konnte.
    Er rief mich am nächsten Morgen an. »Das Zeug ist großartig, Bob«, sagte er, »besser noch als der erste Teil, aber wir haben ein Problem.«
    »Welcher Art? Rechtlich?«
    »Nicht direkt. Haben Sie seit Ihrer Rückkehr von Ihrem Freund Rainer gehört?«
    »Nein.«
    »Nun, eine bearbeitete Fassung des ersten Teils wurde gestern vom österreichischen Fernsehen ausgestrahlt. Die Wirkung war sensationell.«
    »Gut. Irgendwelche Reaktionen?«
    »Unglücklicherweise, Bob, sind diese Leute am Golf, die UAE, nicht so zufrieden wie Sie. So haben sie in Wien eine formelle diplomatische Protestnote überreicht und behaupten darin, ein ehrenwertes Mitglied ihres Bundesrates sei zu dem Interview übertölpelt und dann verleumdet worden.«
    »Kein Mensch hat ihn übertölpelt. Sie haben es doch auch gesehen. Ich habe ihm nur ein paar Fragen gestellt.«
    »Das sagen die Österreicher auch. Aber wegen der Österreicher machen wir uns ohnehin keine Sorgen. Die können auf sich selbst aufpassen. Wußten Sie, daß die Syncom-Sentinel einer unserer größten und verläßlichsten Geldgeber ist?«
    »Das wußte ich nicht, nein. Ich dachte, Sie seien auf die Großzügigkeit der Allgemeinheit angewiesen.«
    »Wir sind auf alles angewiesen, was wir bekommen können. Syncom unterstützt uns in großem Maßstab. Und das macht die Sache schwierig. Die wissen nämlich, daß von dem Interview ein zweiter Teil existiert, der Teil, den Sie den Österreichern vorenthalten haben.«
    »Und sie wollen nicht, daß er gesendet wird.«
    »So ist es.«
    »Na dann, mein kühner Produzent, Sie werden denen auf den Kopf zusagen, daß Sie sich von keinem multinationalen Konzern zensieren lassen, daß Sie der Öffentlichkeit verpflichtet sind und daß sie ihr lumpiges Geld behalten können? Ja?«
    »So einfach ist das nicht, Bob. Sie haben uns auf einen Bericht der Agence France Presse vom gestrigen Abend hingewiesen, demzufolge Seine Hoheit der Herrscher in eine Schweizer Heilanstalt eingeliefert worden ist. Wir haben recherchiert, und es ist offenbar keines dieser Häuser, wo sie reiche Junkies und Trinker trockenlegen und dann wieder auf die Menschheit loslassen. Es ist eine private Klinik für Geisteskranke, höchster Sicherheitsstandard, teuer, aber absolut seriös, wie man uns sagt. Es muß der Streit mit den Österreichern wegen dieser Silbermine gewesen sein, der am Golf die Alarmsignale ausgelöst hat. Außerdem ist aus Abu Dhabi ein Bericht da, der besagt, daß ein Cousin dieses Herrschers ernannt und beauftragt worden ist, ihn während seiner, wie sie es nennen, ›Unpäßlichkeit‹ zu vertreten. Wäre er ein König gewesen, hätte es wohl geheißen, der Cousin sei als Regent eingesetzt worden. Aber Sie sehen das Problem?«
    »Wenn wir diesen Film jetzt zeigten, würden wir einen kranken Mann verfolgen, der sich nicht wehren könnte. Wir würden einen Manisch-Depressiven, der für seine Handlungen und Äußerungen nicht verantwortlich ist und sich inzwischen in einer Klinik befindet, dem Spott und der Gehässigkeit der Öffentlichkeit preisgeben. Ist das richtig?«
    »Ja, und es tut mir leid, Bob. Sie haben dort großartig gearbeitet. Ein Jammer, daß der sich als ein Verrückter entpuppt.«
    »Ja.«
    Barbara fand auch, daß es ein Jammer sei. Der Film hätte gut für mich sein können, das heißt, gut fürs Geschäft. Doch dann tröstete sie sich damit, daß Pacioli die zweite Rate von fünfundzwanzigtausend
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