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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
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angeschaukelt. An der Windschutzscheibe hatte sie den Aufkleber einer Autoverleihfirma, Jean-Pierre saß am Steuer.
    Er hielt an, als er mich sah. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?« fragte er beim Aussteigen.
    »Mit uns schon, und mit dem Patron und Simone auch, aber wir werden hier vier Leichen zurücklassen. Haben Sie da unten den Kastenwagen mit Guido gesehen?«
    »Ja. Die Polizei kümmert sich darum, und ein Krankenwagen ist eben eingetroffen. Ich konnte natürlich nicht anhalten. Ist er schlimm verletzt?«
    »Wir konnten auch nicht anhalten, aber wir sahen, wie er getroffen wurde. Sie feuerten auf ihn, damit er den Weg für sie freigab.«
    »Und nun sind sie tot. Das ist gut.«
    »Wahrscheinlich ist es das. Wo haben Sie den hier gemietet? Judenburg?«
    Aber er hatte keine Zeit mehr für mich. Er hatte den Patron gesehen und lief hin, um sich mit ihm zu besprechen. Augenblicke danach gab Zander Befehle. Sofort begannen Mokhtar und Jasmin, unsere verschiedenen Gepäckstücke von dem Kombi in den Kofferraum des Mietwagens umzuladen. Als Zander mich aufforderte, an dem Gespräch teilzunehmen, war Jean-Pierres Handkoffer allein in dem Kombi zurückgeblieben.
    Zander gab mir einen seiner starren Blicke, bevor er anfing. »Das folgende Szenario ist beschlossen worden«, sagte er schließlich. »Es scheint jedoch recht und billig, Sie zu fragen, ob Sie irgendwelche Kommentare dazu haben. Also. Hören Sie sorgfältig zu, bitte. Nachdem Ihr Freund beim ORF von Ihnen den Interview-Film übernommen hatte, beschlossen wir, unseren Erfolg zu feiern. Aber ohne Jean-Pierre und Guido. Die hatten die Aufgabe, die Ortofilm-Fahrzeuge nach Genf zurückzubringen. Jean-Pierre sah uns zuletzt in einer Kneipe, wo wir beim Wein saßen. Wir hatten davon geredet, mit der Bahn nach Wien zu fahren. Er weiß nicht, ob wir dabei geblieben sind, aber er ärgerte sich etwas darüber, daß er nicht mitfeiern durfte. Als Folge davon schlug er Guido einen kleinen Umweg vor. Anstatt geradewegs über Mailand und den Montblanc-Tunnel nach Genf zu fahren, sollten sie erst noch ein wenig die Landschaft genießen und einen Abstecher nach Ljubljana und Triest machen. Guido war einverstanden. Als sie sich dann dem Wurzenpaß und der Grenze näherten, bemerkte Jean-Pierre, daß Guido in dem Kastenwagen nicht mehr folgte. Er hielt an und wartete. Er macht sich zunächst überhaupt keine Gedanken. Guido ist jung. Wenn er eine Panne hat, kann er selber das Rad wechseln. Erst als eine Stunde verstrichen ist, denkt er an die Möglichkeit eines Unfalls. Also fährt er zurück. Was er vorfindet, bestürzt ihn nicht weniger als die Polizei. Möchten Sie etwas dazu bemerken, Mr. Halliday?«
    »Ja, die Geschichte stinkt.«
    »Warum?«
    »Wo befinden wir uns in dem Augenblick, jetzt meine ich? Besoffen in einer Kneipe in Arnoldstein oder in der Bahn nach Wien?«
    »Wen interessiert denn das? Schon heute abend könnten wir in Deutschland sein. Danach …« Er zuckte mit den Achseln.
    »Um welche Zeit ist der Zug abgefahren? Und wenn es nun gar keinen Zug von Arnoldstein oder Villach gibt, den wir hätten nehmen können ? Vergessen Sie bitte nicht, daß ich keineswegs die Absicht habe, unterzutauchen und mit offizieller nordamerikanischer Hilfe eine nagelneue Identität anzunehmen.«
    »Jean-Pierre auch nicht.«
    »Aber er hat Antworten auf die Fragen parat, die man ihm stellen wird. Und es sind keine schlechten Antworten. Sie sind zumindest einfach und einigermaßen überzeugend. Ich habe nicht eine, die auch nur halbwegs überzeugt. Und wenn Sie glauben, die Österreicher würden, falls sie das FBI um Hilfe bitten, von dort keine enthusiastische Unterstützung bekommen, dann liegen Sie falsch. Ich habe bei Gelegenheit einige unangenehme Wahrheiten über das FBI verbreitet, und die Leute dort haben ein sehr gutes Gedächtnis.«
    »Sie haben kein Verbrechen begangen«, sagte Simone. »Es mag eine Schande sein, daß Sie sich nicht erinnern können, wie Sie von Arnoldstein nach Deutschland gekommen sind, weil Sie so betrunken waren, daß Sie fast die ganze Zeit schliefen, aber dafür kann man Sie nicht ausliefern. Ganz abgesehen davon, warum sollten sie denn Mr. Halliday Unannehmlichkeiten bereiten, dem guten Mann, der eine österreichische Silbermine den Klauen eines verrückten, dekadenten Ausländers entriß? Diese vier Männer da oben sind alle vorbestraft. Daß sie Guido attackierten, war eindeutig ein Versehen, sie haben ihn verwechselt. Mit wem? Offensichtlich mit
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