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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
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Berg hinaufklettern, möglichst weit von unserem Fahrzeug weg. Gebrauchen Sie es nicht als Deckung. Wenn Sie uns beim Tragen der Munition helfen, um so besser, aber versuchen Sie nicht, etwas anderes mitzunehmen. Wenn die den Wanderpfad erreichen, gehen Sie nicht mehr weiter. Legen Sie sich einfach hinter den dicksten Baum, den Sie finden können, flach auf den Boden, und verhalten Sie sich still.«
    Jeder von den vieren trug nun ein Gewehr, und Zander hatte an seinem schönen Mohairanzug bereits einen Ölfleck am Ärmel. Ich nahm, wie gewünscht, eine der Munitionskisten und marschierte los. Am Boden unter den Bäumen wuchs feines Gestrüpp auf einem weichen Bett aus verrottenden Kiefernnadeln, auf dem man leicht ausrutschte. Die Munitionskiste war auch schwerer als erwartet. Nach vielleicht hundert Metern Aufstieg blieb ich stehen, um zu Atem zu kommen, und blickte zurück.
    Das Rasmuk-Team war bei den Schildern stehengeblieben, und ihr Fahrer wendete den Wagen. Die anderen drei waren bereits ausgestiegen und blickten in unsere Richtung. Sie trugen alle Maschinenpistolen vom gleichen Typ, und an ihre Mantelkragen hatten sie offenbar CB-Zweiwegmikrofone geklemmt. Bourger hatte einen Feldstecher. Er schickte sich eben an, ihn auf uns zu richten.
    Das ließ mich weitergehen. Die anderen waren alle irgendwo vor mir. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich hörte immer noch, daß sich etwas bewegte. Ich kletterte weiter bis zu einer kleinen Lichtung. Nirgends in der Nähe gab es Bäume, deren Stämme dick genug waren, um Kugeln aufzuhalten, die die Karosserie eines Kastenwagens durchschlagen konnten. Was ich in diesem Augenblick wahrscheinlich suchte, war ein mächtiger Mammutbaum. Statt dessen gab ich mich mit einem Loch im Boden zufrieden, oder vielmehr einer geringen Vertiefung, unmittelbar hinter den Überresten eines Holzgestells, das einmal zum Aufschichten von Klafterholz verwendet worden war.
    Plötzlich war alles sehr ruhig. Als ich mich umsah, entdeckte ich keinen der anderen. Ich konnte sie nicht mal mehr hören. Ich vergaß sogar die lästige Filmdose, die sich mir in den Magen bohrte. Angst hatte ich bisher schon gehabt, doch nun ergriff mich Panik, und ich begann aufzustehen.
    Von irgendwoher in meiner Nähe kam ein scharfes »Psst!« und Simone sagte: »Halten Sie den Kopf unten.«
    »Wo sind die anderen?«
    »Rechts von uns. Halten Sie den Kopf unten und seien Sie still.«
    Ich fand heraus, daß ich, wenn ich nur ein wenig nach links rückte, durch das Holzgestell nach unten sehen konnte, ohne den Kopf heben zu müssen. Bourger und einer aus seinem Team stiegen unterhalb des Pfades den Berg herauf, auf den Kombi zu. Sie bewegten sich langsam und vorsichtig. Ich vermutete, daß die anderen beiden den Pfad bereits überquert hatten und nun an den Flanken hochstiegen, um von hinten an uns heranzukommen. Sie hatten immerhin eine grobe Vorstellung von unserem Versteck. Sie hatten den Kombi auf dem Wanderpfad anhalten sehen. Wir hätten von da an zu Fuß auf dem Pfad weitergehen können. Doch sie wußten, daß wir das nicht getan hatten, da sie von ihrem Standort aus ein großes Stück des Pfades überblicken konnten. Wenn wir zu Fuß weitergegangen wären, müßten wir noch zu sehen sein. Da wir verschwunden waren, konnten wir nur den Berghang hinaufgegangen sein. Sie brauchten das Gebiet nur noch ein wenig einzugrenzen, um uns dann herauszutreiben und zu erledigen.
    Bourger hatte nun den Kombi erreicht und ging auf ein Knie, um sich die Wagenunterseite zu betrachten. Vermutlich wollte er feststellen, ob der schräg stehende Wagen noch zu bewegen war oder ob wir mit der Ölwanne aufgelaufen waren. Dann richtete er sich wieder auf und spähte in den Wagen.
    Wir hatten zwar unser ganzes Gepäck im Wagen, aber nichts ließ darauf schließen, daß dort noch vor wenigen Minuten Gewehre und Munition gelegen hatten. Es sah ganz danach aus – und mir wurde in dem Moment klar, daß es Zander bewußt darauf angelegt hatte –, als hätte uns der Tod Guidos so kopflos gemacht, daß wir in eine Sackgasse fuhren, fluchtartig unser Fahrzeug verließen und uns zu verstecken versuchten. Bourger konnte ja nicht wissen, daß ich der einzige in unserer Gruppe war, der den Kopf verloren hatte. Nun suchte er den Berghang ab und sagte etwas zu seinem Begleiter. Dann ging er langsam auf den Pfad zu und blieb dort mit erhobenen Armen stehen, als wolle er jemandem, den er weiter oben am Berg sehen konnte, das Zeichen zu einer großen
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