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Mit der Linie 4 um die Welt

Mit der Linie 4 um die Welt

Titel: Mit der Linie 4 um die Welt
Autoren: Annett Groeschner
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Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Aber irgendwann war es so baufällig, dass beschlossen wurde, das Stadion durch einen Neubau zu ersetzen. 2007 fand das letzte Spiel statt; Anfang Dezember 2008 wurde es abgerissen. Alle bisher vorgeschlagenen Pläne sind in Ausführung oder Unterhaltung zu teuer. Viele, die für die Verlängerung der Straßenbahn gestimmt haben, es waren über siebzig Prozent, hatten gehofft, dadurch den Bau des neuen Stadions zu beschleunigen.
    Hinter der Brache des Hardturms weist mich Karin auf die Bernoulli-Häuser hin, eine Gartenstadt mit Reihenhäusern an der Limmat und der große Traum ihres gleichnamigen Schöpfers. Hans Bernoulli hing den Theorien von Silvio Gesell an: Grund und Boden sollten der Stadt gehören, die Häuser den Bewohnern. Auf diesem Fleckchen an der Hardturmstraße konnte er seine Theorie an der Wirklichkeit erproben. Einst waren es Billighäuser, heute gehen sie nicht unter einer Million weg. Eine Viereinhalb-Zimmer-Wohnung in der neuen Siedlung Limmat-West kostet sogar 1,4 Millionen Franken. Bis vor ein paar Tagen fuhr die 4 noch an den Bernoulli-Häusern vorbei, jetzt hat die 17 diese Aufgabe übernommen.
    Das schreckliche Wort trendig ist hier in aller Munde. Im Moment aber wirkt alles entlang der Pfingsweidstraße so ähnlich wie in der Hafencity von Hamburg. Es wird viel geklotzt und geprotzt, aber urban ist es noch nicht. Vielleicht müssen dazu erst die kinderreichen Familien in die geplante Siedlung neben dem Hardturm-Gelände einziehen.
    An der Endhaltestelle Altstetten Nord frage ich den Fahrer, der neben seiner Bahn steht und raucht, ob er nur auf dieser einen Linie unterwegs ist. »Früher bin ich nur die 4 gefahren, die 4 und die 4 und die 4. Das war ein bisschen langweilig. Aber jetzt wechseln wir in einer Schicht auf eine andere Linie, die zu unserem Depot gehört, auf die 11, die 13 oder die 17, so ist mehr Abwechslung. Nachher nehm ich die 13, da seh ich mal andere Leute. Die 13 ist Hatz, da haben sie wenig Umschlagzeit an der Endhaltestelle und viel Verkehr. Die neue 4 hier in Zürich West mag ich. Da rauscht man durch und hat nicht so viele Fahrgäste, die meisten fahren nur zum Gucken mit.« Dann tritt er die Kippe aus und steigt wieder in seine Tram.
    Die Straßenbahn, die einst als Elektrische ihren Siegeszug um die Welt antrat, weil sie ein billiges Fortbewegungsmittel für die arbeitende Bevölkerung war und in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als Verkehrsmittel so gut wie tot war, erlebt nun eine Renaissance. Sie fährt hier auf den Trümmern des Industriezeitalters. Kein Siegeszug, aber in Zeiten des ökologischen Bewusstseins eine gute Alternative.

Vetters Heckfenster
    Ein Blick zurück mit Dank und Anmerkungen
    Magdeburg
    Ich danke meiner Schwester Nadja Gröschner, Regionalhistorikerin, Autorin, Verlegerin und Stadtführerin, mit der ich in Magdeburg seit 2008 unter dem Titel »4 um die Welt« mehrmals im Jahr eine Kombination aus Lesung und Stadtführung in einer alten Gothaer Straßenbahn veranstalte. Sie hat die Geschichte der Magdeburger Straßenbahn recherchiert.
    Dank auch an Heiko Kiep, Andreas Martini und Ralf »Scharfenberg«-Kozica, stellvertretend für die ganze Gruppe von Straßenbahn-Enthusiasten der IG Nah Magdeburg.
    Aix-en-Provence
    Recherche im Januar 2012
    Dank an Jochim Rothacker vom Centre Franco-Allemand de Provence sowie Arwed Messmer für die Begleitung der Recherche.
    Alexandria
    Recherche im Oktober 2009
    Dank an Noha Sameh für die Begleitung und Daniel Stoevesandt vom Goethe-Institut Alexandria für die Vermittlung.
    Amsterdam
    Recherche im November 2011
    Dank an Helga Reitzig für die Begleitung und Barbara Honrath und Helga Marx vom Goethe-Institut Amsterdam für die Vermittlung.
    Astana
    Recherche im Oktober 2007
    Dank an Scholpan Kysaibaewa vom Goethe-Institut Almaty für die Begleitung und Marta Dyachenko für die Hilfe bei den Übersetzungen.
    Leicht gekürzte Fassung veröffentlicht unter dem Titel: »In die Steppe gebaut. Die kasachische Hauptstadt Astana wurde am Reißbrett geplant – und ist längst nicht fertig. Reise durch eine Stadt, die in der Zukunft lebt«, in: Der Freitag, 18. Dezember 2009.
    Auf einer Trolleybuswebsite habe ich gelesen, dass im Jahr 2008 der Oberleitungsbusverkehr eingestellt wurde, nachdem die Stromrechnungen nicht mehr beglichen werden konnten.
    Berlin
    Recherchen im September 2005, Juli 2009 und Sommer 2012
    Dank an Ralf S. Werder und Burkhard Kleinert für die
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