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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau
Autoren: MAUREEN CHILD
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brauchte, um wieder einigermaßen zu sich zu kommen. Seine Gefühle und Gedanken waren ein einziges Chaos.
    „Ich wollte eine Familie, Jericho“, erklärte sie, während sie frisch gebrühten Kaffee in eine Thermoskanne füllte. Doch weil ihre Hände zitterten, verschüttete sie etwas von der heißen Flüssigkeit. „Brant war alles, was ich hatte. Als ich ihn verlor …“ Sie brach mitten im Satz ab, verschloss die Kanne und drehte sich zu ihm. „Ich war vor Trauer wie gelähmt. So ging es Wochen, Monate, und es hörte einfach nicht auf. Trauern war das Einzige, wozu ich fähig war. Um ihn, meine Familie. Irgendwann habe ich eingesehen, dass das Leben weitergehen muss. Aber ich bin nicht mehr dazu bereit gewesen, allein weiterzuleben.“
    Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und schwieg.
    Sie fuhr fort: „Du warst derjenige, der mich angerufen hat, schon vergessen?“
    Er nickte.
    „Du hast mir Hilfe angeboten, weil du Brants letzten Wunsch respektieren wolltest. Weil ihr befreundet gewesen seid.“
    „Schon, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dir ein Kind versprochen habe.“
    Sie war wütend und aufgebracht, trotzdem erkannte Jericho den Anflug von Schamesröte in ihrem Gesicht. „Nein, das hast du nicht. Es war ganz allein meine Idee. Begreifst du denn nicht? Die Armee hat mir meine Familie weggenommen. Brant ist für sein Vaterland gefallen, ich war mutterseelenallein. Es war grauenhaft. Ich dachte, ich müsste vor lauter Schmerz sterben.“
    Etwas schien durch ihre Worte in ihm aufzubrechen. Nur zu gut wusste er, wie es war, einen Menschen zu verlieren. Verflucht, er hatte miterlebt, wie Menschen von Trauer völlig zerstört wurden. Er hatte großen Respekt davor, dass Daisy diese Phase aus eigener Kraft überwunden und ihr Leben weitergeführt hatte. Doch eine vernünftige Entschuldigung für ihr Handeln war das nicht. Als sie weitersprach, hörte Jericho aufmerksam zu.
    „Als ich mich dazu entschlossen habe, ein Kind zu bekommen, war für mich klar, dass du der Vater sein sollst“, erklärte sie. „Brant hat dich sehr bewundert. Ganz ehrlich? Ich dachte, Jericho King ist ein Teil von Brants Leben. Liegt es da nicht nahe, dich zum Vater meiner neuen Familie zu machen?“
    „Das denke ich nicht“, murmelte er, während er sich fahrig den Nacken rieb. Er spürte, dass sein Blick hart und unbarmherzig wurde. „Dann war also alles von vornherein geplant? Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel?“
    Bevor sie etwas entgegnen konnte, beantwortete er die Frage und lachte bitter auf. „Selbstverständlich war es das! Verdammt, und ich bin darauf reingefallen! Ich habe dir tatsächlich geglaubt. Verflucht“, fügte er hinzu und hob die Arme. „Und ich hatte sogar Gewissensbisse, weil ich die Situation ausgenutzt habe. Was für ein Witz.“
    „Jericho, lass mich erklären …“
    „Nein“, unterbrach er sie scharf. „Beantworte mir bitte nur eine Frage: Hat dein Plan funktioniert? Bist du schwanger?“
    Sie atmete tief ein und legte instinktiv die Hände auf ihren Bauch. „Ja. Ich habe vorhin den Test gemacht. Kurz nachdem ich die ersten Kannen Kaffee zubereitet habe.“
    „Das kann nicht sein. Wir haben uns geschützt!“
    „In der ersten Nacht nicht.“
    Um Jericho herum schien alles einzustürzen. Seine Welt brach zusammen. Verzweifelt versuchte er sich an diese Nacht zu erinnern, in der er blind vor Leidenschaft zu ihr gekommen war. Es stimmte, er hatte kein Kondom benutzt. Das Einzige, was er damals im Kopf gehabt hatte, war das zügellose Verlangen nach ihr gewesen.
    Insofern konnte er ihr keinen Vorwurf machen. Obwohl er es gern getan hätte, schließlich hatte sie ihn ausgetrickst. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte ihr vertraut. Und jetzt stellte sich heraus, dass sie eine Lügnerin war.
    „Wunderbar“, murmelte er bitter, starrte aus dem Fenster und blickte in den Hof, wo seine Männer immer noch hin- und hereilten. Nikki bellte aufgeregt, und hinter ihm stand eine Frau, die ein Kind von ihm in ihrem Bauch trug.
    „Jericho …“
    „Was zum Teufel soll ich jetzt tun?“, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.
    „Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe“, sagte sie sanft. „Aber es tut mir nicht leid, hergekommen zu sein. Ich war auf der Suche nach einer Familie und habe stattdessen Liebe gefunden.“ Hörbar atmete sie durch, bevor sie hinzufügte: „Jericho, nach ein paar Tagen hier war für mich plötzlich alles anders. Ich
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