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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau
Autoren: MAUREEN CHILD
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seufzte. „Ich kenne Jericho seit Jahren. Aber so, wie er mit dir umgeht, habe ich ihn noch nie gesehen.“
    Seine Worte trösteten sie ein wenig. Wieder keimte zarte Hoffnung in ihr auf. Sam hatte also gemerkt, dass Jericho sich verändert hatte. Vielleicht gab es doch noch eine Chance, über das hinwegzukommen, was Jericho als Betrug bezeichnete. Vielleicht konnten sie es dann ein für alle Mal vergessen.
    Himmel, sie hatte ihn ja betrogen, auch wenn sie es nicht so gemeint hatte.
    Plötzlich ahnte sie, wie Jericho sich fühlen musste. Er musste sich hintergangen fühlen, sein Vertrauen in sie war erschüttert. Aber wie sollte sie ihn überzeugen, wenn er nicht zurückkehrte?
    „Danke“, sagte sie und setzte sich an den Küchentisch. Das späte Vormittagslicht drang durch die Fenster. Draußen ertönten das Hämmern, Sägen und die Rufe der Männer, die den Stall wieder aufbauten.
    „Das bedeutet mir viel, Sam. Doch die Wahrheit ist, dass ich ihn sehr verletzt habe. Auch wenn ich es nicht wollte.“
    „Er ist ein erwachsener Mann und hat ein dickes Fell. Er wird’s überleben.“
    „Ich hoffe, du hast recht.“
    „Ich liege eigentlich nie falsch.“ Sam grinste. Dann starrte er einen Moment lang in seine Kaffeetasse, bevor er Daisy wieder ansah. „Ich habe es dir noch nicht gesagt, aber es ist gut, dass du hier bist, Daisy.“
    „Ich wünschte, dass das stimmt“, erwiderte sie. Es würde sie von einem großen Teil ihrer Schuld befreien.
    Gott, der Anblick von Jerichos bestürzter Miene war schrecklich gewesen. Dabei hatte sie sich so auf diesen Moment gefreut, als sie das Ergebnis des Schwangerschaftstests schwarz auf weiß in Händen gehalten hatte. Ihr größter Wunsch war in Erfüllung gegangen, sie trug Jerichos Baby unter dem Herzen.
    Aber als er ihr den Heiratsantrag hatte machen wollen, hatte sie ihm einfach das Wort abgeschnitten. Jetzt wusste sie nicht, was sie tun oder fühlen sollte. Jetzt hatte sie zwar ihr Baby, Jericho aber möglicherweise für immer verloren.
    „Was soll daran gut sein?“, murmelte sie leise vor sich hin, „wenn er sich in meiner Anwesenheit schlecht fühlt?“
    „Jeder dreht mal durch, Liebes. Ab und zu überkommt einen im Leben das Gefühl, irgendwo gegentreten zu müssen. Aber weißt du was, die Menschen, die einen wieder auf den Teppich holen, auf die kommt es wirklich an.“
    „Glaubst du?“
    „Ich bin nicht der Einzige, dem aufgefallen ist, dass Jericho sich verändert hat.“ Er sah sie eindringlich an. „Seit du hier bist, scheint er leichter durchs Leben zu gehen. Als hätte man ihn von einer schweren Last befreit. Der Tod deines Bruders hat ihn sehr mitgenommen.“
    Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie wieder an Brant dachte. Und daran, dass er und der Mann, den sie liebte, einander so nahegestanden hatten. „Ich weiß, sie waren Freunde.“
    „Ja, das waren sie. Aber es war mehr als nur bloße Freundschaft. Die Zeit in der Armee hat Brant und Jericho zu Brüdern zusammengeschweißt. Ich schätze, er hat dir gesagt, wie sehr es ihn mitgenommen hat, als der Junge gestorben ist. Wahrscheinlich weißt du auch, dass er sich immer noch mit der Frage herumschlägt, ob er Brants Tod hätte verhindern können.“
    Plötzlich wurde ihr eiskalt. „Verhindern?“
    „Das fragt man sich immer“, erwiderte Sam und blickte aus dem Fenster. „Gott, noch Jahre später sehe ich all die Gesichter meiner Kameraden vor mir, bei deren Tod ich dabei gewesen bin. Und ich frage mich: Hätte ich etwas tun können? Hätte ich es verhindern können?“
    Ist es bloß das, fragte sie sich. Wurde Jericho nur von der Frage verfolgt, was er hätte anders machen können? Oder steckte mehr dahinter? Hätte er wirklich die Möglichkeit gehabt, ihren Bruder zu retten? Ihr Atem ging plötzlich schneller. Obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete, musste sie diese Frage stellen. „Wieso glaubt Jericho, dass er Brant hätte beschützen können?“
    Der ältere Mann wandte sich zu ihr. Als er sie anblickte, wurde ihm zweifellos klar, dass sie es zum ersten Mal gehört hatte. Eine Sekunde lang wirkte er fast panisch, dann fasste er sich wieder. „Hm.“ Er stellte die Tasse ab. „Hör nicht auf mich. Mein Mund sagt manchmal von ganz allein dummes Zeug. Ich denke, ich werde mal wieder rausgehen, zu den Jungs. Nachsehen, ob sie auch alles ordentlich zusammenhämmern.“
    „Sam …“ Sie sprang vom Küchenhocker und sah Sam eindringlich an. Ihr Herz klopfte, ihr Atem ging
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