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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes
Autoren: Hammesfahr Petra
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mich daran, dass ich mich umgehend zu melden hätte, sobald ich etwas von Frau Koska hörte. Vorerst hörte ich nichts. Am Nachmittag hielt Hanne die Warterei nicht mehr aus und ging mit Oliver zur Eisdiele. Schon nach einer Stunde kamen sie zurück. «Immer noch nichts?» Ich schüttelte den Kopf.
«Die sitzen unten zu zweit im Auto vor der Tür», sagte Hanne.
«Ist nicht verkehrt», sagte ich. «Wir haben viel Geld in der Wohnung und keinen Tresor.»
Um sieben aßen wir zu Abend. Um acht wurde Oliver ins Bett gebracht. Hanne las ihm noch etwas vor und verhaspelte sich ständig dabei, kam dann auch ins Wohnzimmer und nahm sich ein Buch. Ich glaube, es war der dicke Schmöker, in dem es seitenweise um Sex gehen sollte. Ob sie wirklich darin las, weiß ich nicht. Ich war ihr dankbar, dass sie die Warterei nicht nutzte, um erneut unsere persönliche Situation anzusprechen.
Um zehn ging Hanne ins Bad, und ein paar Minuten später rief Maren an. Sie fasste sich kurz. «Halb sechs am Kölner Hauptbahnhof, Gleis sieben, Abschnitt B. Im Abfallbehälter für Papier liegt ein Handy. Du wirst allein kommen, Konni. Wenn das Ding weg ist, ehe du eintriffst, oder wenn du nicht allein bist, kannst du Alex das Geld zurückgeben. Anderenfalls wird Ella Godberg freigelassen, sobald ich durchgebe, dass ich die Viertelmillion habe.» Die Verbindung war unterbrochen, ehe ich auch nur den Mund aufmachen konnte.
Ich informierte die Dienststelle und wurde mitsamt dem Koffer sofort nach Hürth beordert. Nach Olli schaute ich nicht mehr, ehe ich die Wohnung verließ. Ich ging nur noch kurz ins Bad. Hanne kniete in der Wanne, spülte mit der Handbrause den Schaum von ihrem Rücken und lächelte, als ich sagte:
«Morgen haben wir es bestimmt überstanden.»
Thomas Scholl und Hassler fuhren hinter mir her, um aufzupassen, dass ich mich nicht mit einer Viertelmillion aus dem Staub machte. Um Hanne und Oliver machte sich niemand Sorgen. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich sorgte mich nur, dass bei der Geldübergabe etwas schief gehen könnte, weil Schmitz mich das auf gar keinen Fall alleine regeln lassen wollte.
Schon unmittelbar nach meinem Anruf waren einige Kollegen aufgebrochen, wie viele insgesamt, weiß ich nicht. Aber gut die Hälfte der Personen, die sich ab dem späten Sonntagabend im Kölner Hauptbahnhof herumtrieben, bestand aus Polizeibeamten. Einige wechselten sich ab, den betreffenden Bereich des Bahnsteigs im Auge zu behalten, was gar nicht so einfach war.
Es herrschte nicht mehr viel Verkehr in der Nacht. Wer verreisen wollte, war längst weg. Wer fuhr denn noch zwischen den Feiertagen? Nach Mitternacht nur noch ein paar, die unbedingt irgendwohin mussten. Das waren nicht viele. Gähnende Leere auf allen Bahnsteigen. Sodass man einerseits auch von Gleis drei oder elf noch jeden sah, der dem dreigeteilten Sammelbehälter für wiederverwertbaren und anderen Müll im Abschnitt B auf Gleis sieben zu nahe kam, andererseits aber auch selbst auffiel, wenn man nicht in den nächsten Zug stieg, der einfuhr.
Sie nahmen an, dass Maren das Handy erst kurz vor der genannten Zeit deponieren wollte, damit es nicht einem Penner oder Junkie in die Hände fiel. Aber Maren erschien nicht in der Nacht. Es kam auch sonst niemand, um Papier oder ein darin eingewickeltes Telefon wegzuwerfen.

Pfingstmontag, 9. Juni
    Um halb fünf wurde ich nach Köln geschickt. Zu früh auf Gleis sieben durfte ich nicht. Und als ich pünktlich um halb sechs den betreffenden Behälter inspizierte, lag das Handy drin, in einer zerdrückten, mit Tomatenketchup und Senf beschmierten Schachtel von McDonald’s. Maren hatte es wohl schon vor ihrem Anruf deponiert. Ich fand es nur, weil es kurz klingelte. Es war eine SMS eingegangen. Ich sollte zur Raststätte Frechen fahren, Richtung Aachen. Dass sie dort auf mich wartete, glaubte ich nicht. Wie alle anderen ging ich davon aus, dass sie mich kreuz und quer über Land schicken wollte, bis sie völlig sicher sein durfte, dass ich alleine war.
    Als ich zum Auto lief, schlossen sich einige Kollegen an. Nur mit Mühe gelang es mir, sie davon abzuhalten, mir zu folgen. Ich nannte ihnen das Ziel, da konnten sie von mir aus einige Wagen hinschicken. Wenn sie nur Maren nicht aufhielten. Während der Fahrt setzte ich Rudolf in Kenntnis, und er versicherte: «Keine Sorge, sie wird nur observiert.»
    Etwa zwanzig Minuten später, ich war noch lange nicht am Ziel, klingelte das Handy erneut. Diesmal ging ein Gespräch ein. Sie musste
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