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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland
Autoren: Tony Hawks
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allmählich lichter werdendes Haar, eine modische Brille und Bartstoppel.
    »Gerry, es ist auch toll, dich zu sehen«, antwortete ich.
    »Ich bin nicht Gerry. Ich bin Willy. Das da drüben ist Gerry.«
    Ich schaute hinüber. Gerry erhob sich. Wie seltsam. So sollte er eigentlich gar nicht aussehen. Er war groß, gut gebaut, hatte volles schwarzes Haar und einen Bauchansatz.
    »Tony«, sagte er und trat zu mir, um mir die Hand zu geben. »Du siehst großartig aus. Du hast kein Recht, so großartig auszusehen. Nicht nach all dem, was du durchgemacht hast.«
    Ich wurde den anderen vorgestellt, die alle irgendwann mal mit mir am Telefon gesprochen hatten: Willy, Paul, Jenny, Siobhan, Deirdre, Joan und Sharon. Ich wurde eingeladen, den Sekt zu öffnen. Ich kämpfte mit der Flasche — wie immer — , aber schließlich knallte der Korken, und die Feier, nach der ich mich gestern so gesehnt hatte, begann.
    Irgendwann im Verlauf des Essens beugte sich Gerry zu mir, schenkte mir aus einer weiteren, gerade geöffneten Weißweinflasche ein und sagte: »Tony, es gibt da eine Frage, die ich dir nur allzu gerne gestellt hätte, aber das ging während der Sendung nicht. Hast du während deiner Reise eigentlich auch mal Sex gehabt?«
    Diese Frage rief Gekicher, neckische Rufe und Jauchzer hervor.
    »Nun, als ich Cork erreicht hatte, habe ich es endlich geschafft, dass mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit als dem Kühlschrank zuteil wurde, aber du wirst das Buch lesen müssen, um die Antwort auf deine Frage herauszufinden.«
    »Du wirst ein Buch über diese Reise schreiben?«
    »Ja, das habe ich gestern Abend beschlossen.«
    »Gute Idee«, stellte Gerry fest. »Ich schätze, das bedeutet, dass ich darin Vorkommen werde. Ich hoffe, du benimmst dich und erwähnst das hier nicht.«
    Er lächelte und klopfte auf sein Bäuchlein.
    »Das werde ich nicht«, versprach ich ihm mit all der Ernsthaftigkeit, die ich aufbringen konnte.
    »Hollywood wird es vermutlich eines Tages verfilmen«, sagte Paul.
    »Ja, und falls sie es tun, wen meinst du, werden sie für Tonys Rolle nehmen?«
    Deirdres Frage rief eine hitzige Diskussion hervor. Johnny Depp war ein Favorit, Mel Gibson ein anderer, aber Bruce Willis erhielt die meisten Stimmen. Ja, den konnte ich mir auch ganz gut vorstellen.
    Nach dem Nachtisch lud ich den ganzen Tisch ein, mit mir neben dem Kühlschrank für Fotos zu posieren. Dann riss ich das >Mo Chuisneoir<-Schild ab, das den Kühlschrank seit Donegal geschmückt hatte, und verschaffte so den Unterschriften und Botschaften von Gerry und seinem Team den ihnen gebührenden Ehrenplatz vorne auf der Tür. Schließlich wäre es ohne ihre Hilfe vermutlich eine ganz andere Geschichte geworden.
    Gerry schaute zu Saiorse hinunter.
    »Ich kann mir einfachere Möglichkeiten vorstellen, sich hundert Pfund zu verdienen«, sagte er.
    »Ich weiß, aber fällt dir eine bessere ein?«, antwortete ich.
    Er dachte einen Augenblick lang nach.
    »Nein, ich glaube nicht. Nicht wirklich.«
    Wir kehrten für den Dessertwein zum Tisch zurück. Diese Leute wussten, wie man richtig zu Mittag isst. Es war fast fünf, und was noch erstaunlicher war: Das Restaurant war immer noch voll. Mein Taxi kam, und ich stand auf, um zu gehen. Gerry stand ebenfalls auf und erhob sein Glas, und die anderen am Tisch folgten seinem Beispiel.
    »Auf den Fridge Man!«, rief er so laut, dass jeder im Restaurant ihn hören konnte.
    »Auf den Fridge Man!«, antworteten die anderen.
    Als ich das Restaurant verließ und meinen Kühlschrank zum letzten Mal hinter mir herzog, begannen alle an Gerrys Tisch höflich zu klatschen. Erstaunlicherweise schlossen sich einige Leute an den anderen Tischen an. Wieder andere standen auf, um zu sehen, was vor sich ging, und als sie mich und den Kühlschrank entdeckten, stimmten sie in den Beifall mit ein, weil sie vielleicht meinten, dass dies von ihnen erwartet wurde. Bald klatschten alle in dem Restaurant, und obendrein gab es noch Anfeuerungsrufe, Pfiffe und Gelächter.
    Ich fühlte mich großartig. Die Enttäuschung von gestern war vergessen. Jetzt verstand ich. Das gestern war Humbug gewesen, das hier war wirklich. Gestern hatte ich »Schaut mich an« zu sagen versucht. Das war nicht richtig gewesen, und es hatte nicht wirklich funktioniert. Das hätte ich wissen müssen nach der Erfahrung, die ich gemacht hatte, als Elsie mich im Clubhaus des Golfplatzes von Ballina präsentierte. Jetzt funktionierte es, und es funktionierte, weil ich das
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