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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland
Autoren: Tony Hawks
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nicht wunderbar? Wenn ich Tony Hawks wäre und neben meinem kleinen Kühlschrank vor der Connolly Station stünde, um triumphal in Dublin Einzug zu halten, dann würde mich das zutiefst rühren.«
    Nun, ich war es, und es rührte mich.
    John begann, mir von der Telefonzelle aus zuzuwinken, wo er mit dem Hörer am Ohr wartete. Mit meinem Kopfhörer hörte ich über Radio von Gerry selbst den Grund dafür.
    »Wir begeben uns jetzt zur Connolly Station in Dublin, wo John Farrell, unser Reporter vor Ort, bei Tony Hawks ist. John?«
    In der Telefonzelle reckte mir John den Daumen entgegen. Wie würde er mit dieser Situation fertig werden? Verglichen mit dem, was im ILAC Centre los war, und eigentlich auch verglichen mit allem überall sonst, war unser Marsch ein völliger Reinfall. Wie würde John damit umgehen? Ich sollte es bald erfahren.
    »Oh, Gerry, ich bin ja so aufgeregt. Dieser Mann hier hat während der letzten drei Wochen und zwei Tage ganz Irland bereist, und er hat überall, wo er aufgetaucht ist, einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich bin heute mit einem einfachen Mop und einem Eiswürfelbehälter hierher gekommen, ich bin also gut vorbereitet. Obwohl mich, um das sofort zu korrigieren, eigentlich nichts auf die Begegnung mit dem Fridge Man hätte vorbereiten können. Als Erstes möchte ich unseren Zuhörern sagen, dass er so braungebrannt ist, als hätte er während der letzten drei Wochen im australischen Busch kampiert. Es ist fantastisch. Sein Kühlschrank trägt die Unterschriften von Hunderten von Leuten, die ihm alles Gute wünschen und ihm sagen, wie sehr sie ihn und seinen Kühlschrank mögen. Und dieser Kühlschrank kehrt jetzt nach Hause zurück. Wir haben einen Dudelsackpfeifer hier, Christy Riley ist hier, um ihn willkommen zu heißen, und ich glaube, ihr könnt im Hintergrund hören, wie er wieder zu spielen anfängt...«
    John hatte dem Blarney Stone eindeutig einen Zungenkuss verpasst. Er hatte sich dafür entschieden, bei der Beschreibung der Ankunftsszene nicht ganz offen zu sein, um einen Ausdruck aus der Politik zu gebrauchen. Der Rest von uns würde sagen, dass er Blödsinn erzählte. Ich schaute zur Telefonzelle und sah, wie John verzweifelt Christy zuwinkte, damit dieser zu spielen anfing. »...Christy unterhält die Menge hier seit ungefähr einer Stunde mit seinem Dudelsack. Ah, jetzt spielt er wieder! Er spielt sehr laut und schön, Gerry, und er zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich. Wir werden gleich mit der Prozession beginnen, aber ich dachte mir, du willst vielleicht erst noch mal kurz mit Tony sprechen.«
    Jetzt winkte er mir verzweifelt zu. Ich ging zu ihm und nahm den Hörer entgegen, den John mir hinhielt.
    »Tony, wie geht’s dir?«, fragte Gerry. »Wächst die Begeisterung allmählich?«
    »Gerry, sie hat hier schon das Fieberstadium erreicht. Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine Begeisterung hier herrscht.«
    Ach, zum Teufel, ich beschloss, einfach mitzuspielen. Ein bisschen Mythologisierung hat noch niemandem geschadet. Na ja, außer vielleicht den vielen Millionen Opfern grausamer und fundamentalistischer Religionen. Denen hat sie vielleicht ein bisschen geschadet.
    »Ich glaube nicht, dass ich schon ein Volk wie dieses kennen gelernt habe«, fuhr ich fort. »Ich habe das Herz der Iren erobert, das ist gar keine Frage. Ich bin überwältigt von der Reaktion.«
    »Ich glaube, jetzt ist der Augenblick gekommen, wo wir dich deinen Triumphzug fortsetzen lassen müssen«, verkündete Gerry und leitete geschickt zu einer Werbeunterbrechung über. »Caesar zieht in Rom ein, meine Damen und Herren!«

    Und so begann der Triumphmarsch. Es war zwar nicht genau die Szene, die mir am Tag zuvor beim Frühstück in Wexford vor Augen gestanden hatte, aber inzwischen hatte sich meine anfängliche Enttäuschung gelegt, und ich begann, angesichts dieser erbärmlichen Reaktion auf die Aufrufe und Parolen, die ich über Radio verkündet hatte, allmählich eine perverse Befriedigung zu empfinden. Ich kam zu dem Schluss, dass es für einen Marsch, der wirklich zwecklos sein sollte, völlig angemessen war, auf solch beherzte Teilnahmslosigkeit zu stoßen.
    Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um John genau zu beobachten, und entdeckte, dass er nicht im Geringsten davon überrascht schien, wie wenig Leute gekommen waren. Er hatte es erwartet. Ich war naiv gewesen. Es war natürlich auch einer Form von Naivität zu verdanken, dass ich es erfolgreich bis hierher geschafft hatte, aber
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