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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition)
Autoren: Kerstin Kroll
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groß genug, um unterzutauchen und für Bob werden wir schon irgendwo Platz finden. Jannik hat vier Identitäten von mir herausgefunden, es gibt allein in den Staaten noch sechs weitere, die er nicht kennt. Häuser und Wohnungen überall verteilt, das muss für den Anfang reichen. Es muss solange reichen, bis ich einen Weg gefunden habe, der Yakuza Janniks Tod so unbequem wie möglich zu machen. Oder so sinnlos wie möglich.
    Mein Blick fällt auf die Uhr. Es ist kurz nach drei Uhr morgens. In vier Stunden geht die Sonne auf. Genug Zeit, um zu Jannik zu fahren, ein paar Sachen zu packen und Baltimore zu verlassen. Auf der Flucht mit einem Kater und einem Kranken, der mir eigentlich völlig egal sein sollte.
    Ich habe eindeutig den Verstand verloren.
     
     
     

 
     
    III
     
     
    „Was soll das werden?“, fragt Jannik eine Stunde später überrascht, während ich seine Reisetasche aus dem Schrank ziehe.
    Ich habe ihn aus dem Schlaf gerissen und etwas Zeit gelassen, um wach zu werden und derweil Bob einzufangen, der startbereit in seiner Katzenbox auf dem Küchentisch steht. Der Kater muss gespürt haben, dass etwas passiert ist, denn er hat sich nicht gegen mich gewehrt, als ich ihn die Box setzte. Ich habe zwar keine Erfahrung mit Haustieren, aber ich bezweifle, dass eine Katze im Normalfall so gut wie freiwillig in diese Transportbox klettert.
    Von freiwillig kann bei Jannik in der Hinsicht zwar keine Rede sein, aber wenn er nicht sterben will, hat er keine andere Wahl, als mir zu folgen.
    „Wir verschwinden.“
    „Wir?“
    Ich sehe zu ihm. „Auf deinen Kopf sind seit ein paar Stunden ganze 5 Millionen Dollar ausgesetzt, Jannik. Ich habe den Job angenommen. Du hast also die Wahl mitzukommen und vielleicht weiterzuleben, oder hierzubleiben und darauf zu warten, dass ein anderer Killer den Job übernimmt und dich umlegt.“
    Er reagiert nicht sofort, aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Deshalb greife ich wahllos nach Sachen in seinem Schrank. Was später fehlt, kaufen wir nach. Es muss jetzt schnell gehen und die Minuten, die ich zum Packen brauche, hat Jannik Zeit, sich von dem Schock zu erholen. Man erfährt schließlich nicht jeden Tag, dass man plötzlich die Zielscheibe für einen Auftragsmörder ist.
    „Wieso hast du angenommen, obwohl du...?“
    Ich werfe Jannik einen warnenden Blick zu und er verstummt mitten in der Frage. „Entscheide dich. Hierbleiben oder mitkommen. Sofort!“
    Das funktioniert. Er schlägt die Bettdecke zurück und steht auf. Ich wende mich wieder dem Kleiderschrank zu. Sein Niesen und Husten ignoriere ich, darum kümmern wir uns später. Erstmal müssen wir aus der Stadt raus.
    „Wo ist Bob?“
    „Küche. In der Katzenbox.“
    „Du hast ihn schon eingefangen?“
    „Ja.“
    „Zachary?“
    Er schweigt, bis ich ihn ansehe.
    „Du meinst das wirklich Ernst, oder? Dass mich jemand umbringen lassen will, meine ich“, will er wissen, dabei seine Jeans anziehend.
    Ich nicke und wende mich wieder ab, um aus den Schubladen seine Unterwäsche zu suchen. „Du bist der Yakuza im Weg.“
    „Was? Wieso denn? Ich habe doch gar nicht...“
    „Du bist schlau genug,  um die Firma deines Vaters zu übernehmen“, unterbreche ich ihn rigoros, denn ich werde nicht um den heißen Brei herumreden. Das habe ich noch nie getan und ich fange bei ihm nicht damit an. „Sie wollen sie haben. Also musst du verschwinden, bevor du zu einem Problem wirst.“
    „Mum und...?“
    Ich schüttle den Kopf. „Sie sind unwichtig. Deine Mutter hat kein Interesse an der Firma, genauso wenig wie deine Schwester. Man wird sie auszahlen.“
    „Ich verzichte auf die Firma, wenn...“
    „Du bist zu jung und könntest deine Meinung jederzeit ändern.“
    „Aber...“
    Ich ziehe den Reißverschluss der Tasche zu und drehe mich zu ihm um. „Jannik, du bist der Erbe deines Vaters und du hast den Verstand, um früher oder später deinen Anspruch auf die Whistler Enterprises geltend zu machen. Das wollen sie verhindern. Vielleicht können wir später damit handeln, dass du das nicht willst. Ein Geschäft mit ihnen machen. Dein Verzicht auf die Firma gegen dein Leben. Der Yakuza geht es immer zuerst ums Geschäft, also werden wir das ausnutzen. Aber fürs Erste müssen wir verschwinden. Du bist für sie nur ein Name auf einer Liste. Wenn du mehr werden willst, musst du ihnen zeigen, dass du ein würdiger Gegner bist. Die Yakuza macht ihre Geschäfte mit Männern, nicht mit kleinen Jungs, die gerne am Computer
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