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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume
Autoren: Bärbel Böcker
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anzumerken, dass Shopping
im Baumarkt nicht zu ihrer Lieblingsbeschäftigung gehörte.
    Caro warf
einen Blick in ihren Wagen, in dem sich bereits Bretter, Schrauben, Papiertischdecken,
Kerzen und Kerzenhalter, Klebemittel, Sitzkissen, Servietten und Fußabtreter befanden.
»Glühbirnen oder Energiesparlampen«, antwortete sie. »Die haben wir noch nicht.
Ist dir nicht aufgefallen, dass die Hälfte aller Lampen im ›Ahrstübchen‹ nicht funktioniert?«,
fragte sie.
    »Mein Leselicht
am Bett tut’s.« Bruni blieb stehen und stemmte eine Hand in den Rücken. »Sag mal,
hast du auch solche Schmerzen? Ich fühle mich wie 80«, ächzte sie. »Außerdem habe
ich einen verspannten Nacken, ich glaube, du musst mich heute Abend mal massieren.«
    Caro lachte:
»Einverstanden, aber da gewöhnst du dich dran. Wenn du ein paar Wochen lang geräumt,
geschrubbt und Wände angestrichen hast, fühlst du dich, als seiest du in einen Jungbrunnen
gefallen. Gut für die Muskulatur.«
    Bruni bedachte
sie mit einem skeptischen Blick.
    Ulrike und
Bea kamen um die Ecke, in den Händen hielten sie Holzöl für die Terrassenmöbel,
die sie im Baumarkt bestellt hatten, sowie diverse Bastkörbe.
    »Für Brot«,
erklärte Ulrike und ließ die Sachen in Caros Wagen plumpsen. »Fehlen nur noch kleine
Deckchen.«
    »Windlichter
brauchen wir auch noch«, sagte Bea und es dauerte keine zehn Sekunden, da waren
sie und Ulrike schon wieder verschwunden.
    Bruni verdrehte
die Augen. Bei ihr zu Hause in Köln kam das Brot immer ohne Deckchen im Korb auf
den Tisch, und ob Windlichter für die Terrasse des ›Ahrstübchens‹ wirklich nötig
waren, wagte sie zu bezweifeln. Aber nicht sie und Caro, sondern Ulrike und Bea
hatten in Einrichtungsfragen das Sagen, so war es ausgemacht, und deswegen hielt
sie es für klüger, sich jeglichen Kommentars zu enthalten. Langsam gingen sie und
Caro den beiden hinterher.
    »Wie fühlst
du dich eigentlich hier?«, fragte Caro. »Angekommen in der Eifel?«
    »Na ja,
ich hatte mir alles ein bisschen einfacher vorgestellt.« Bruni grinste. »Im Vergleich
zu meinem Kölner Leben ist es das absolute Kontrastprogramm. Ich betrachte es ein
bisschen auch als Experiment.«
    »Wie, du
betrachtest uns als Experiment? Und am Schluss gibt’s dann einen Laborbericht für
deine feministische Zeitschrift?«, grinste Caro.
    »Schöne
Idee« erwiderte Bruni. »Aber ich weiß nicht, ob es wirklich Interessenten gibt für
Überschriften wie ›Vier Frauen im Baumarkt‹ oder ›Das Café auf dem Kaff‹.«
    »Ich würde
ja eher ›Kleine Räume – große Träume‹ drüber schreiben.« Caro dachte daran, was
sie selbst sich vom ›Ahrstübchen‹ erhoffte, und im Grunde war die Antwort ganz einfach.
Nach fast 30-jähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin wollte sie sich einer neuen
beruflichen Herausforderung stellen, außerdem wollte sie sich endlich den Dingen
in ihrem Leben widmen, denen sie bislang zu wenig Platz darin eingeräumt hatte.
Und das waren Pflanzen, keine Männer. Freundinnen. Mehr Ruhe. Geteilte Verantwortung.
Sie fand, dass sie mit 50 alt genug war, sich diesen Traum vom selbstbestimmten
Leben zu erfüllen. Nicht nur mit 17 hat man noch Träume, dachte sie und erinnerte
sich an den Schlager von Peggy March, den sie in ihrer Kindheit so gern geträllert
hatte.
    »Ich schreibe
höchstens ein Tagebuch statt journalistischer Artikel«, sagte sie und lachte. » In jedem
Fall birgt das ›Ahrstübchen‹ tolle Chancen.«
    Bruni nickte
etwas abgelenkt. Mit den Augen suchte sie nach Bea und Ulrike. »In jeder Hinsicht,
aber hast du nicht auch den Eindruck, dass die Einheimischen einen Bogen um uns
machen? Mehr als einen knappen Gruß habe ich bislang noch von niemandem gehört.«
    Caro überlegte
einen Moment. »Ich auch nicht, aber ich hoffe, das legt sich bald. Am Tag der Eröffnung
findet sich sicher der halbe Ort bei uns ein, allein schon aus Neugier.«
    »Na klar«,
tönte es gut gelaunt von der Seite. »Und sie werden begeistert sein.« Ulrike tauchte
neben ihnen auf, und hinter ihr kam Bea zum Vorschein. Beide luden eine Fülle von
Artikeln in die Einkaufswägen, Türstopper, doppelseitiges Klebeband, diverse Schrauben.
    »Wir brauchen
auch noch …«, sagte Bea, aber bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, fiel Bruni
ihr ins Wort. »Ihr ladet hier auf, als gäb’s das Zeug geschenkt.«
    »Naja, immerhin
gibt’s 20 Prozent auf alles …«
    »… außer
auf schlechte Laune«, ergänzte Ulrike. »Die kommt dich teuer
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