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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume
Autoren: Bärbel Böcker
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würde ihr gut tun. Auch den Rest der chinesischen Familie
würde sie vermissen, von den Freundinnen ganz zu schweigen. »Wenn ihr ehrlich seid,
müsst ihr zugeben, dass ich zwei linke Hände habe. Ich bin für’s ›Ahrstübchen‹ einfach
nicht geschaffen.«
    Die Freundinnen
schwiegen. Jede von ihnen hatte Mühe, die Nachricht zu verdauen.
    Bea spürte,
wie ein dicker Kloß in ihrem Halse wuchs. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Aber
deine Schaumkronen auf dem Bitburger sind einsame Spitze«, sagte sie und bemühte
sich darum, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen.
    »Wann willst
du weg?«, fragte Caro nach einer Weile.
    »Zu Beginn
des neuen Semesters, also spätestens zum 15. Oktober.«
    Die Freundinnen
nickten.
    »Und du?«,
wollte Bea von Caro wissen.
    »Ich bleibe«,
antwortete sie und Bea spürte eine Welle der Erleichterung in sich aufsteigen.
    »Für mich
gibt es nichts Besseres auf der Welt, als hier zu sein«, erklärte sie. »Hier fühle
ich mich wohl, und hier will ich bleiben.« Sie schwang ein Bein über das andere
und blies wie zur Bestätigung ein wenig Rauch in die Luft, wo er sich zu kleinen
Kreisen kringelte.
    »Das ist
ein Wort«, sagte Bea und atmete auf. »Was ist mit dir?« Sie wandte sich an Ulrike,
die sie mit ernstem Gesichtsausdruck ansah.
    »Ich bleibe
auch hier, allerdings nur unter einer Voraussetzung.«
    »Welcher
denn?«, fragte Bea.
    »Dass ihr
mich als gleichberechtigte Partnerin akzeptiert. Ich möchte mich gern finanziell
zu gleichen Teilen wie ihr am ›Ahrstübchen‹ beteiligen.«
    »Nichts
lieber als das«, sagte Caro und Bea nickte.
    »Bist du
denn flüssig?«, wollte Caro wissen.
    »Claus verhält
sich anständig.«
    »Immerhin«,
sagte Bea.
    Bruni griff
nun auch zu einem Zigarillo. »Darf ich?«, fragte sie.
    »Selbstverständlich.«
Caro gab ihr Feuer, und nachdem Bruni den ersten Zug genommen hatte, sagte sie:
»Eine Bitte hätte ich aber noch an euch.«
    Die Freundinnen
sahen sie an.
    »Haltet
ihr mir mein Zimmer frei?«
     
    Sie lag allein in ihrem Bett und
fragte sich, ob all die Worte, die sie in den vergangenen Monaten miteinander gesprochen
hatten, und ob all das, was sie miteinander erlebt hatten, sich irgendwo in jeder
von ihnen verdichtete. Ob das unsichtbare Netz, das sie von jeher miteinander verband,
mittlerweile aus noch stärkeren Schnüren bestand. Bea wischte sich eine Träne aus
dem Gesicht. Verflixte Wechseljahre, dachte sie. Inzwischen heule ich bei jeder
Gelegenheit. Dass Bruni gehen wollte, tat weh, aber dass Caro und Ulrike hierblieben,
tat gut.
    Das Laken
fühlte sich kühl an auf der Haut. Durch das Dachfenster leuchteten, wie so oft,
die Sterne. Reflexartig streckte sie die Hand nach ihrer Schlafbrille aus, doch
dann zog sie sie wieder zurück. Sie würde heute Nacht so lange in die Helligkeit
schauen, bis sie ihr nichts mehr ausmachte. Bea setzte sich auf, und auf einmal
spürte sie ein tiefes Glücksgefühl. Was die Zukunft für sie bereithielt, wusste
sie nicht, aber sie sah das ›Ahrstübchen‹ vor sich, und es war voller Menschen.
Sie sah sich und Ulrike und Caro darin. Vielleicht würde alles gut werden, und die
Einwohner des kleinen Eifelortes würden sie und die Chinesen eines Tages ganz und
gar akzeptieren. Doch egal, was passierte, sie würden immer kämpfen. Sie hatten
sich, und sie hatte ihre Tochter, außerdem hatte sie Johannes, und das war mehr,
als sie je zu hoffen wagte. Als ihr die Augen langsam zufielen, sah sie ein riesiges
Feuerwerk vor sich. Es leuchtete rot, es leuchtete gelb, und es leuchtete grün.
Das ist es, was das Leben mit 50 so lebenswert macht, dachte sie und drückte ihren
Kopf in die Kissen. Die Intensität der Farben, das Bewusstsein der eigenen Kraft
und die Träume.
     
     
    E N D E

Danksagung:
     
    Mein herzlicher Dank gilt Dr. med.
Marion Neumann aus Köln, die mir ihr einmaliges Wissen rund um chinesische Kräuterheilkunde
und Akupunktur mit Blick auf die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden vermittelte.
     
    Darüber hinaus gilt mein inniger
Dank allen meinen Freundinnen, die mich bei der Entstehung dieses Romans begleiteten
und berieten.
     
    Insbesondere bedanke ich mich bei
Anne und Susanne, die als Erstleserinnen des Manuskripts viel Zeit opferten und
mir mit ihren kritischen Anmerkungen wertvolle Hinweise lieferten.
    Ich danke
Britta für ihre unvergleichliche Fähigkeit, mich während des Schreibprozesses zu
motivieren, mich zum Lachen zu bringen und auf diese Weise den nötigen Abstand
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