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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume
Autoren: Bärbel Böcker
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hinter
sich, die Gesichter gespannt, nur Sekunden später folgten auch Mei Ling, die an
diesem Tag frei hatte, und Wang Ai.
    »Es gibt
zwei gute Nachrichten. Welche wollt ihr zuerst hören?«, fragte Bea.
    »Spann uns
nicht unnötig auf die Folter«, erwiderte Mei Ling. »Schieß einfach los.« Den tadelnden
Blick ihrer Mutter, der ihre Ausdrucksweise missfiel, ignorierte sie einfach.
    »Vielleicht
setzt ihr euch besser hin.«
    »Bea!«,
ermahnte Bruni die Freundin leise.
    »Hinsetzen!«
    Die Chinesen
gruppierten sich folgsam um den Tisch, an dem zuvor Wang San gesessen hatte. Zhang
Liu und Lao Wang tauschten einen schnellen Blick. Das Benehmen ihrer Tochter war
befremdlich, und das der Frauen erst recht. Zhang Liu seufzte leise.
    »Die Zukunft
der ›Eintracht Neuenahr‹ ist gerettet! Es gibt drei neue Sponsoren.« Frank hatte
sie vorhin angerufen und ihr die frohe Botschaft mitgeteilt. Alles war wasserdicht.
Am Nachmittag würde das Präsidium die Spielerinnen informieren und eine Pressemeldung
herausgeben. Morgen schon würde es in der Zeitung stehen.
    »Gleich drei Sponsoren?« Wang Ai war fassungslos. Ihre sonst mandelförmigen Augen
nahmen die Form kreisrunder Reisschalen an. »Mein Aufenthalt hier ist damit finanziell
gesichert?«
    »Ja.« Bea
strahlte. »Der Verein wird dir in den nächsten Tagen die Höhe der monatlichen Zuwendung
mitteilen. Soweit ich weiß, ist es aber mehr als genug.«
    »Wir können
also eine Wohnung mieten«, rief Mei Ling und lachte ihre Cousine an.
    »Es sieht
so aus, als ob das kein Problem wäre«, bestätigte Bea.
    Wang Ai
und Mei Ling begannen, über das ganze Gesicht zu strahlen, dann kamen sie hinter
dem Tisch hervor und umarmten sie.
    »Und wer
sind die Sponsoren?«, wollte Wang San wissen. Seine Miene hatte sich aufgehellt,
ebenso wie die seiner Eltern.
    »Ein Sportartikelhersteller,
ein Mineralwasserproduzent und ein Gartenbaubetrieb«, antwortete Bea. »Bis auf den
Sportartikelhersteller kommen sie hier aus der Region.«
    »Wirklich
gut«, sagte Wang San anerkennend. Nach einem Moment allerdings runzelte er die Stirn
und fragte: »Doch wieso überbringst du uns die Nachricht und nicht der Verein?
Was hast du damit zu tun?«
    Bea lächelte
verschmitzt.
    »Was hast du damit zu tun?«, wiederholte Wang San seine Frage. Ulrike, Caro und Bruni
sahen ihn an, dann wanderten ihre Blicke zu seinen Eltern, die aufrecht und unbeweglich
am Tisch saßen.
    »Sie hat
dafür gesorgt, dass die Sponsoren gefunden wurden«, sagte Bruni stolz, woraufhin
Wang San, Wang Ai und ihre Cousine Bea mit Fragen bestürmten, und nachdem sie Rede
und Antwort gestanden hatte, sagte sie: »Aber, ihr Lieben, das war noch nicht alles.
Es gibt zwei gute Nachrichten, hatte ich gesagt.«
    »Stimmt.«
Ulrike nickte.
    »Dann mal
los …«, forderte Caro sie auf.
    Bea ging
hinüber zum Tisch an der Tür, wo in einer bunten Schale ein Stapel ungeöffneter
Briefe lag. Sie kannte die Stelle. Der Postbote legte hier immer alles ab, was er
zuzustellen hatte, und Lao Wang nahm die Briefe dann irgendwann heraus. Ein rascher
Blick zeigte ihr, dass die Schale seit einiger Zeit nicht geleert worden war, was
ihre These von der Depression erhärtete. Unglückliche Menschen öffneten oft die
Post nicht mehr. »Das Schreiben müsste spätestens heute angekommen sein«, sagte
sie und ergänzte: »Ich weiß es vom Bürgermeister. Darf ich?« Sie nahm den Stapel
in die Hand und reichte ihn Lao Wang. »Sehen Sie doch bitte nach, ob ein Brief von
der Kreisverwaltung dazwischen ist.«
    Lao Wang
zuckte zusammen, auf diese Briefe konnte er gut und gerne verzichten, aber er tat,
wie ihm geheißen, und er merkte, dass er unruhig wurde. Langsam blätterte er den
Stapel durch und fischte einen Umschlag hervor, den er einen Moment bewegungslos
in der Hand hielt. »Der Brieföffner?«, fragte er aufblickend.
    »Warte,
ich hole ihn.« Mei Ling sprang eilfertig auf. »Er liegt in meinem Arbeitszimmer.«
    Mei Ling
verschwand. Sappho und Mr. Fred, die sich vor dem Tisch auf dem Boden niedergelassen
hatten, folgten ihr mit den Augen.
    Bruni setzte
sich zu den Wangs an den Tisch und überließ sich der mittlerweile vor Spannung geladenen
Stimmung, ohne etwas zu sagen. In solchen Momenten ist es besser, zu schweigen,
dachte sie. Gleich würden die Chinesen erfahren, was sie und ihre Freundinnen bereits
wussten. Gleich würden auch sie sich vor Freude nicht mehr beherrschen können. Bruni
bekam eine Gänsehaut. Sie spürte Wang Sans Blick auf sich
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