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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume
Autoren: Bärbel Böcker
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zu stehen, du zahlst
gleich den Kaffee, meine Liebe.«
    Bruni grinste.
»Den Kaffee kauft ihr euch schön selber, aber vielleicht gebe ich ’ne Runde Zucker
aus.«

7
     
    Christine Schäfer wirkte verblüfft.
Mit ihrem Apfelkuchen in der Hand betrachtete sie aufmerksam die Fassade des ›Ahrstübchens‹.
Offensichtlich hatten sich die vier Frauen aus Köln in den letzten Tagen ordentlich
ins Zeug gelegt. Vor Kurzem waren sie erst angekommen, aber die Außenwand des Restaurants
erstrahlte bereits in sonnigem Gelb, und die Fensterläden glänzten in dunklem Grün.
    »Kommen
Sie doch herein.« Schwungvoll öffnete sich die Tür, und auf der Schwelle stand Bea.
    Christine
Schäfer trat einen Schritt vor und lächelte. »Willkommen in Altenahr.« Sie streckte
Bea den Kuchen entgegen. »Ein kleiner Willkommensgruß. Gebacken mit hiesigen Äpfeln.
Es ist zwar noch ein bisschen früh, aber ich hoffe, er schmeckt trotzdem schon.«
    Bea bekam
große Augen. »Wie nett!« Sie bedankte sich herzlich und nachdem sie einander vorgestellt
hatten, führte sie Christine Schäfer ins Restaurant, das diese sofort neugierig
in Augenschein nahm. Insgeheim kam ihr der Besuch ungelegen, denn sie war gerade
im Begriff, zusammen mit Bruni und Ulrike die Restaurantküche auf Vordermann zu
bringen, aber nun musste die Arbeit eben noch etwas warten. Sie rief die Freundinnen
herbei und machte sich daran, hinter der Theke Kaffee aufzusetzen.
    »Am 02.
Mai ist also Eröffnung?«, fragte Christine Schäfer und Bea nickte.
    »Da bleibt
nicht mehr viel Zeit, aber toll sieht es hier schon aus!«
    Im Gegensatz
zu den anderen Restaurants im Ort hatten die Freundinnen auf moderne Schlichtheit
gesetzt. Die alten Hirschgeweihe hatten sie abgenommen und in eine große Kiste auf
dem Dachboden verbannt. Die Wände waren vanillefarben gestrichen, und inzwischen
hingen dort abstrakte Landschaftsbilder, die sie bei einer einheimischen Künstlerin
gekauft hatten. Die vergilbten Stores vor den Fenstern hatten sie entsorgt, an den
Seiten hingen jetzt nur noch luftige Schals, und die angestaubten Blumentöpfe mit
den verkümmerten Pflanzen darin hatten sie von den Fensterbrettern zunächst in den
Garten verfrachtet. Inzwischen standen im Gastraum schlichte Eichentische, und auf
den einfachen, dazu passenden Holzstühlen lagen dank Ulrikes Beharrlichkeit rote
Sitzkissen, die dem Ganzen die nötige Wärme und auch etwas Lebendigkeit verliehen.
    »Unser Verein
kommt zur Eröffnung.«
    Die Freundinnen
sahen Christine Schäfer erfreut an.
    »Na ja,
vielleicht nicht alle, aber 20 werden wir sein. Schöne Plakate haben Sie übrigens
gedruckt.«
    Bea lächelte.
Für das Layout und den Text war sie verantwortlich gewesen. Seit gestern hingen
die Plakate, die die Wiedereröffnung ankündigten, in ganz Altenahr und Umgebung.
Bei der Gestaltung hatte sie viel an ihre Arbeit bei Best Promotion denken
müssen, aber die aufkommende Wehmut hatte sie schnell beiseite geschoben.
    »Was für
ein Verein ist es denn?«, fragte Bea nach.
    »Der Landfrauenverein«,
antwortete Christine Schäfer und fügte erklärend hinzu: »Früher haben wir uns alle
zwei Wochen im ›Ahrstübchen‹ getroffen, aber nachdem das Essen hier so schlecht
geworden ist, haben wir uns etwas anderes gesucht, aber richtig zufrieden waren
wir damit auch nicht. Vielleicht können wir ja wieder an die ›Ahrstübchen-Tradition‹
anknüpfen …«
    »Sehr gern«,
sagte Bea und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Was machen
Sie in Ihrem Verein eigentlich?«, hakte Bruni interessiert nach, während Bea Kaffee
einschenkte und Ulrike den Kuchen aufschnitt. Geschickt hievte sie große Stücke
auf die Teller.
    »Ach, wir
halten Vorträge über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, machen gemeinsame
Ausflüge und führen Fortbildungen durch.«
    »Hört sich
gut an«, lobte Bruni mit einem kleinen ironischen Unterton.
    Christine
Schäfer nickte stolz. »Ich bin stellvertretende Vereinsvorsitzende. Vor vier Wochen
haben wir eine Selbsthilfegruppe für Frauen initiiert, die nach Jahren wieder zurück
ins Berufsleben wollen.«
    »Und wie
viele Frauen sind in der Gruppe?«
    »Na ja,
ehrlich gesagt noch nicht allzu viele, erst einmal nur drei. Aber ich denke, mit
der Zeit werden es mehr. Das muss sich erst einmal herumsprechen, und dann müssen
sich die Frauen auch trauen.«
    Bruni nickte
und Ulrike schob Christine Schäfer noch ein Stück Apfelkuchen auf den Teller. Der
feine Zimtgeruch, der ihr in die Nase stieg,
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