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Mit 16 tanzt man in das Leben

Mit 16 tanzt man in das Leben

Titel: Mit 16 tanzt man in das Leben
Autoren: Tina Caspari
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demonstrativ seinen Arm um Edithas Schultern. „Was macht die hohe Kunst des Balletts?“
    „Sie kommt zur Zeit ein wenig zu kurz, wegen des Trainings bei Janos und der Fernsehaufnahmen“, antwortete Katja hochmütig. „Wir haben gestern bis zehn Uhr abends gedreht. Ich bin heute noch fix und fertig, so anstrengend war es.“
    „Du hast eine Rolle im Fernsehen? Ist ja traumhaft!“ Editha erstarb vor Ehrfurcht und Bewunderung. „Erzähl! Das muß doch wahnsinnig aufregend sein! Wann wird der Film denn gesendet?“
    „Das steht noch nicht fest. War auch nur ’ne kleine Sache. Eine Tanznummer. Aber man hat mir schon eine größere Rolle versprochen. Jetzt entschuldigt mich. Ich muß in den Ballettsaal, das Training beginnt. Viel Spaß bei eurer ersten Stunde! Elfie ist eine prima Lehrerin, es wird euch gefallen.“
    Katja wandte sich zum Gehen. Sie stellte sich wie zur Probe ein paarmal auf die Spitzen, um ihren tadellos durchgebogenen Spann sehen zu lassen und schwang sich das Handtuch, das sie über dem Arm getragen hatte, lässig über die Schulter.
    „Sollen wir dich nachher mit nach Hause nehmen?“ rief Editha ihr nach. „Klaus hat das Auto...“
    „Ich wette, Katja wird abgeholt“, sagte Klaus lauernd, „von ihrem neuen Freund...“
    „Freund? Was für ’n Freund — wovon redest du?“ Katja schaute ihn fassungslos an.
    „Na - der dich gestern abend nach Hause gebracht hat. Gerade als ich auch nach Hause kam.“
    „Blödmann. Das war der Aufnahmeleiter der Ascona-Film. Er hat mich nach Hause gefahren, weil es schon so spät geworden war! Ich habe keinen Freund“, sagte Katja heftig.
    „Ach so, natürlich...ich vergaß. Du lebst ja nur für die Karriere.“
    „So ist es. Vorläufig jedenfalls“, antwortete Katja kühl.
    Im Ballettsaal hatte man bereits mit dem Training begonnen. Katja schlüpfte an ihren Platz und nahm die fünfte Position ein. Frau Künzel gab mit ruhiger Stimme ihre Kommandos, und mechanisch folgte Katja den Anweisungen. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Klaus hinüber, der nebenan mit Editha seine ersten Versuche im Jazz-Tanz machte.
    Diese Editha...wie sie ihn mit Beschlag belegte! Ob ihm das gefiel? Die beiden schienen ja ständig zusammen zu sein. Was sie alles unternommen hatten! Und dieser Jugendclub...Katja hätte gern mehr darüber gewußt. Ob Klaus in Editha verliebt war? Hübsch war sie ja - na ja, jedenfalls sehr apart, mit ihren rotblonden Locken und den schwarzbraunen Knopfaugen. Sicher konnte sie toll erzählen, von Südafrika und so. Damit hatte sie ihn um den Finger gewickelt...
    Verbissen drückte Katja ihr linkes Bein, das auf der Ballettstange lag, vor ins Spagat, bis es in den Kniekehlen schmerzte. Was ging Klaus sie noch an. Sollte er sich doch mit seiner Editha amüsieren! Für sie gab es nur die Arbeit. Wie hatte Klaus gesagt? „Du lebst ja nur für die Karriere!“ Bis jetzt hatte sie noch nie darüber nachgedacht. Aber wenn er es schon sagte... nun gut, dann würde sie ihm auch beweisen, zu was sie fähig war. Und wenn sie eines Tages ein großer Ballettstar war, dann würde er vielleicht mit Editha am Bühnenausgang stehen und um ein Autogramm betteln.
    „Was ist mit dir los, Liebes? Du bist heute so verbissen, so hart...“, sagte Frau Künzel leise und trat nah zu ihr heran.
    „Ach, ich glaube, ich bin immer noch k.o. von gestern. Von der Fernsehaufnahme“, entschuldigte sich Katja. „Ich fühle mich so...überdreht!“
    „Du hättest heute lieber einen Tag Pause machen sollen. Dich tüchtig ausschlafen.“ Frau Künzel nahm sanft Katjas ausgestreckten Arm und lockerte ihn von der Schulter her. „Du hast keine Gewalttouren nötig. Deine Fortschritte im letzten halben Jahr sind enorm, Janos“ Unterricht ist dir ausgezeichnet bekommen. Um so mehr mußt du jetzt aufpassen, daß du nicht zuviel tust und dich überanstrengst.“
    „Ich werde heute nur diese eine Stunde trainieren“, sagte Katja. „Und ganz früh zu Bett gehen. Klaus kann mich im Auto mitnehmen.“
    „Das ist vernünftig. Tu das.“
    Der Gedanke war ihr ganz spontan gekommen. Aber als sie jetzt Klaus fragte, ob er und Editha sie bis nach Hause mitnehmen würden, bereute sie es fast wieder. Würde er nicht denken, sie wolle sich ihnen aufdrängen? Einerseits wünschte sie sich, über das Verhältnis der beiden zueinander noch mehr zu erfahren, andererseits wollte sie Klaus beweisen, daß sie ihn nicht brauchte.
    „Klar kommst du mit, ist doch logisch“, sagte Klaus
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