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Mit 16 tanzt man in das Leben

Mit 16 tanzt man in das Leben

Titel: Mit 16 tanzt man in das Leben
Autoren: Tina Caspari
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werden.“ Luischen schaute Hermann ins Maul, befühlte sein Gebiß und tastete dann den Körper ab. „Total unterernährt. Aber die Zähne sind in Ordnung. Und hübsch gebaut ist er auch. Was sagtest du über die Abstammung?“
    „Ein Schnauzel...“
    „Hört sich irgendwie chinesisch an“, meinte Klaus.
    „Mischung zwischen einem Schnauzer und einem Pudel, wenn ich die Zwillinge recht verstanden habe.“
    „Nun, ein bißchen Neufundländer dürfte auch dabei sein“, stellte Luischen fachmännisch fest. „Hermann ist sehr groß für sein Alter. Ja, du bist ein Hübscher. Guter Kerl...“ Sie klopfte ihm zärtlich den Rücken. „Wir kriegen dich schon wieder hin.“
    „Du meinst also wirklich, wir sollen ihn behalten?“ fragte Katja besorgt. „Mami und Papi werden begeistert sein!“
    „Ach, das schaffen wir schon.“
    Kein Zweifel, Luischen hatte ihr Herz an Hermann verloren. Sie schickte Klaus hinüber, er solle aus ihrer Hausapotheke holen, was dort an Salben, Puder und Tabletten aus den Lebzeiten ihres Dackels „Schufti“ noch vorhanden wäre. Dann befahl sie Katja, für Hermann ein Bad einzulassen und ein möglichst großes Badelaken bereitzuhalten.
    Hermann wurde gründlich gereinigt, trockengerubbelt und gepudert, die Ohren geputzt und die Triefaugen mit Kamillensud behandelt, dann mußte er ein Mittel gegen Verdauungsstörungen schlucken. Er ließ alles mit Engelsgeduld über sich ergehen und war schließlich so erschöpft, daß er auf dem Tisch einschlief.
    Klaus schleppte eine alte Matratze herbei, die er unter die Eckbank in der Küche schob.
    Katja hatte im Flickenschrank eine ausgediente Wolldecke gefunden, die sie darüberbreitete, dann wurde Hermann auf sein neues Lager gebettet.
    „Vergiß nicht, morgen früh als erstes mit ihm Gassi zu gehen“, mahnte Luischen. „Er ist alt genug, um stubenrein zu sein. Wahrscheinlich hat ihn der bisherige Besitzer in einem völlig verdreckten Zwinger gehalten und sich um seine Erziehung gar nicht gekümmert. Montag gehe ich sofort mit ihm zum Tierarzt.“
    „Und was soll ich ihm morgen zu essen geben?“ fragte Katja kläglich.
    „Auf keinen Fall etwas Rohes. Mageres gekochtes Fleisch und Haferschleim am besten.“
    „Fragt sich nur, wo ich das herkriege. Die Zwillinge haben bereits unsere Sonntagsschnitzel an Hermann verfüttert...“
    Luischen lachte.
    „Wenn das so ist - wie wär’s, wenn ihr alle morgen zu uns zum Essen kommt?“
    „Das ist das erste Erfreuliche, was ich heute abend höre“, seufzte Katja. „Vielen Dank, Luischen. So, und jetzt werde ich erst mal Hermanns Spuren im Jungenzimmer beseitigen.“
    „Ich helf dir“, sagte Klaus gutmütig. „Für so was hat mich Luischen gut trainiert.“

    *

    Hermann fühlte sich in seiner neuen Familie ausgesprochen wohl, und er adoptierte sie sofort. Katja ließ ihn den ganzen Tag nicht aus den Augen. Machte er auch nur den leisen Versuch, mit dem Hinterteil einzuknicken, packte sie ihn am Kragen und mahnte: „Hermann! So was macht man draußen! Komm Gassi!“

    Hatte sie ihn dann in den Garten geschleppt, kläffte er sie fröhlich an und wollte spielen. Keine Spur von einem See oder einem Häufchen. Das ließ er im Vorübergehen fallen, wenn sie wieder im Haus waren.
    „Du mußt Geduld haben!“ rief Luischen vom Nachbarhaus herüber. „Eines Tages hat er es kapiert, du wirst es sehen!“
    Etwas anderes lernte Hermann sofort: seine neue Familie zu
    verteidigen. Näherte sich jemand dem Gartenzaun, fuhr er ihn kläffend an.
    „Bist du sicher, daß dies unser Haus ist?“ fragte Mami verstört, als sie aus dem Auto stieg und Hermann sie mit wütendem Gebell empfing.
    „Die Hausnummer stimmt. Aber sonst? Als wir wegfuhren, hatten wir, glaube ich, vier Kinder - aber hier gibt es nur einen Hund. Fragen wir doch mal nebenan“, sagte Papi.
    Hinter der Gardine im Wohnzimmer standen Katja, Celia und die Zwillinge und beobachteten ängstlich Mamis und Papis Reaktion auf die erste Begegnung mit Hermann. Warum kam denn Luischen nicht? Sie hatte doch versprochen, den ersten Angriff abzufangen.
    „Wenn er wenigstens wedeln und Männchen machen würde“, jammerte Fips. „Wenn er sie so ankläfft, verdirbt er alles!“
    „Wir hätten ihn vielleicht doch lieber verstecken sollen“, meinte Katja. „Gott sei Dank! Da kommt Luischen.“
    Luischen begrüßte die Eltern überschwenglich, dann bat sie sie zu sich ins Haus. Katja, Celia und die Zwillinge stürzten zum Gartenfenster, um von dort
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