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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa
Autoren: Jason Dark
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Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, während die kleinen blauen Augen Thore blitzschnell musterten.
    »Hi, ich bin Kommissar Björn Karlsson. Sie haben uns angerufen?«
    »Ja.«
    »Dann sind Sie Thore Hamrin.«
    »Genau, Herr Kommissar.«
    »Sehr gut.« Karlsson schaute sich um. »Schön ist es hier, wirklich schön. So ein Haus oder ein kleines Refugium war schon immer der Traum meiner Frau. Er hob die Schultern. »Nun ja, es hat nicht sollen sein. War zu teuer.«
    »Meine Frau hasste die Einsamkeit. Deshalb hat sie mich auch verlassen.«
    Der Kommissar lachte. »Da sehen Sie mal, wie verschieden und ungerecht das Leben sein kann.« Er schaute gegen den Himmel. Ein herrlicher Tag ist das heute. Und das Wetter soll auch weiterhin so bleiben, habe ich mir sagen lassen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wirklich kein Tag, um eine Tote zu finden. Wo liegt sie denn?«
    »Auf der anderen Hausseite.«
    »Gut.« Karlsson traf noch keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. »Wie war das denn? Ich hörte, dass sie die Tote im Wasser gefunden haben. Versteinert oder steif.«
    »Genau so.«
    Karlsson räusperte sich. »Und Sie sind sicher, dass es sich nicht um eine Puppe handelt?«
    »Hundertprozentig.«
    »Okay, war auch nur eine Frage.« Der Kommissar lachte wieder. »Es ist ja so, mein Lieber. Oft sieht man gewisse Dinge mit anderen Augen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nein.«
    »Man kann sich eben täuschen.«
    »Aber ich nicht.«
    »Schon gut. Schauen wir uns Ihre Tote mal an.«
    Der Kommissar nahm seine Mannschaft gleich mit. Thore ärgerte sich schon über die Bemerkungen des Polizisten. Er schien ihn nicht ernst genommen zu haben. Auf der anderen Seite konnte man ihm nicht mal einen Vorwurf machen, denn wo gab es schon Leichen, die zu Stein geworden waren? Es sei denn, man kümmerte sich um die Geschichten in den griechischen Mythologien. Da sah das alles anders aus.
    Karlsson summte leise vor sich hin. Seine Laune war an diesem Tag wirklich super. Als er allerdings an der anderen Seite des Hauses die Gestalt liegen sah, da hörte sein Summen schlagartig auf. Auch die Männer seiner Truppe wurden still. Der Kommissar breitete die Arme aus und ging nahe an das Fundstück heran. Er blieb aber dort nicht stehen, sondern umlief es.
    Alle warteten so lange, bis er sich zu einem Kommentar aufraffte.
    »Ich denke, dass wir unserem Freund Thore Hamrin Abbitte leisten müssen. Hier liegt keine Schaufensterpuppe vor uns. Das hier ist ein Mensch, eine Frau, wenn auch eine besondere. Und sie ist tot, aber das war schon vorher klar.« Er knetete sein Kinn. »Kannst du mal kommen, Doc?«
    »Gern.«
    »Spuren gibt es nicht zu zertreten. Unser Freund Thore hier hat sie aus dem Wasser geholt.« Der Kommissar deutete auf die beiden Schleifspuren, die sich im Gras abzeichneten.
    Thore Hamrin wusste, dass er überflüssig war und zunächst nicht gebraucht wurde. Deshalb fand er wieder auf der Bank seinen Platz und zündete sich den Tabak im Kopf der Pfeife an. Er paffte einige Wolken, schaute den Männern bei ihrer Arbeit zu, aber seine Gedanken bewegten sich in eine ganz andere Richtung und auch zurück in die Vergangenheit. Er erinnerte sich daran, wie er als Junge oft an den langen und kalten Winterabenden den Geschichten der Erwachsenen gelauscht hatte, von denen manche mehr als schaurig gewesen waren. Da war des Öfteren die Rede von geheimnisvollen Wesen, von Trollen, von Waldgeistern und von einer Gestalt mit einem Schlangenkopf.
    Er schluckte, als er daran dachte.
    Mister Medusa hatten einige ihn genannt. Den Kindern wurde damit Angst eingejagt, dass er auftauchen würde, wenn sie nicht artig und brav waren. Wenn sie trampelten und gegen ihre Eltern aufbegehrten und keine Ruhe gaben.
    Dann tauchte plötzlich wie ein Geist der Schlangenmann auf. Und wer Mister Medusa anschaute, der erstarrte zu Stein.
    Thore merkte, dass ihn gerade zu diesem Zeitpunkt die alten Geschichten besonders berührten, denn die Frau, die er gefunden hatte, war schließlich zu Stein geworden.
    Das ließ eigentlich nur den Schluss zu, dass sie Mister Medusa begegnet war und ihn direkt angeschaut hatte.
    Furchtbar!
    Nein, Quatsch, denn diesen Mister Medusa gab es gar nicht. Er war nur eine Gestalt, die kleinen Kindern Furcht einjagen sollte. Ähnlich wie der böse Mann aus dem Keller.
    Die Truppe hatte ihre Arbeit aufgenommen. Besonders der Arzt war gefragt. Er kniete neben der Toten und untersuchte sie. Thore stellte fest, dass er
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