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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa
Autoren: Jason Dark
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damit sie sich nicht so leicht lösen konnte.
    Dann wickelte er das andere Ende des Seils mehrmals um seinen rechten Unterarm, fasste auch mit der linken Hand zu, um sich selbst zu unterstützen, und begann zu ziehen.
    Er bekam das Fundstück aufs Trockene und zerrte es so weit, dass auch die Beine nicht mehr von den anschwappenden Wellen überspült wurden.
    Geschafft!
    Langsam drehte er sich um.
    Diesmal war der Schock nicht so stark, aber er reichte aus, um ihn ebenfalls zu einer Statue zu machen. Was er sah, war unglaublich. Vor ihm lag rücklings eine versteinerte Frau auf dem Boden. Sie trug so gut wie nichts, abgesehen von einem Slip, der aber hier völlig deplatziert wirkte.
    Plötzlich überkam ihn der Wunsch, dass es sich bei dem Fundstück um eine Schaufensterpuppe handelte, aber das war leider nicht der Fall. Diese Puppen sahen anders aus. Sie waren glatt, perfekt, ohne Falten oder irgendwelche anderen markanten Teile auf der Haut.
    Diese versteinerte Frau sah aus wie ein Mensch. Er musste sich überwinden, um sein Fundstück anzufassen. Aber er kniete sich daneben und ließ seine Hand über das Gesicht gleiten.
    Nein, das war keine Puppe. Er konnte die kleinen Falten fühlen, aber sie bestanden nicht aus Haut. Sie waren hart. Zu Stein geworden, wie alles an dieser Frau. Sogar die nassen Haare fühlten sich hart an, und das konnte Hamrin nicht begreifen.
    Er konzentrierte sich auf das Gesicht und dort besonders auf die Augen. Sehr starr waren sie geworden, aber Hamrin hatte trotzdem den Eindruck, als lägen in ihnen noch der Schrecken und die Angst konserviert, den diese junge Frau kurz vor ihrem Tod empfunden hatte. Der Körper war zwar zu Stein geworden, aber er sah nicht so versteinert aus, denn er hatte beinahe noch seine normale Farbe behalten. Okay, die Frau hatte zwar durch das Liegen im Wasser gelitten, aber sie zeigte noch keine Spuren von Verwesung und sah auch nicht aus wie eine Wasserleiche.
    Hamrin richtete sich wieder auf. Er hatte immer die Freiheit geliebt, deshalb hatte er sich auch in diese Einsamkeit zurückgezogen und dort seine Hütte gebaut, aber jetzt sah er die Dinge mit anderen Augen. Er wusste, dass etwas Unheimliches und Unerklärliches geschehen war, und wünschte sich jemand herbei, mit dem er über dieses Phänomen reden konnte.
    Es war niemand in der Nähe. Es gab nur ihn, die Leiche aus Stein und die Natur.
    Eine Umgebung wie auf einem prächtigen Landschaftsbild. Die Bäume, deren Laub in allen Farben leuchtete und einen bunten Teppich in die Luft malte, dieser herrliche Himmel darüber, dessen Blau so weit, so klar und rein war. Ein Herbst, wie er im Bilderbuch steht.
    Und jetzt dies!
    Eine Tote.
    Eine Frau, die zu Stein geworden war. Der etwas Unerklärliches und Unheimliches passiert sein musste.
    Sein Herz schlug im Gegensatz zu dem der Frau. Und es schlug heftig.
    Das Handy lag in der linken Tasche seiner wetterfesten Jacke. Er holte es hervor, ließ es auf dem Handteller liegen und überlegte noch mal, ob es richtig war, was er vorhatte.
    Ja, es war richtig!
    Er musste sich mit der Polizei in Verbindung setzen. Sie sollte sich um den Fall kümmern. Für ihn war das zu hoch.
    Dennoch ahnte Thore Hamrin, dass der Fall für ihn noch nicht erledigt war und er erst noch am Anfang stand. Und das gab ihm nicht eben ein gutes Gefühl...
    ***
    Der Mann im violetten Kittel fegte das Rasiermesser schon mit einer artistischen Geschwindigkeit über das straffe Leder hinweg, um die Klinge zu schärfen.
    Ich hörte diesem flappenden Geräusch zu und erlebte, wie sich auf meinem Rücken eine leichte Gänsehaut bildete, auch deshalb, weil die blanke Klinge im Licht eines Spots immer wieder aufblitzte. Zudem grinste mich der Messerschärfer noch an, aber das sah ich nur im Spiegel, vor dem ich in einem Sessel saß.
    Das Messer wurde auch nicht für mich geschärft, sondern für den Kunden, der schon eingeseift im Nebensessel hockte und darauf wartete, rasiert zu werden.
    Ich war in den Salon gekommen, um mir die Haare schneiden zu lassen. Es war mal wieder nötig. Es soll ja Männer geben, die gern zum Friseur gehen. Dazu gehörte ich nicht. Es war für mich zwar keine Zeitverschwendung, aber ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn die Haare nicht weiterwuchsen, sondern bei einer bestimmter Länge so stehen blieben. Das war nicht möglich, und deshalb trieb es mich in unregelmäßigen Zeitabständen immer wieder zu Mario hin, dem Friseur aus Neapel, der aber schon seit seinem
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